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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Rosen
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du das vergessen?«, murmelte sie und raffte die Decke um sich. Jack lächelte und ging ins Bad, um sich zu waschen und ebenfalls ins Bett zu gehen.

    Am Morgen ging es Violet schlecht. Sehr, sehr schlecht. Ihr Kopf dröhnte wie ein schlecht gebauter Motor, und ihr Magen drehte sich wie ein Getriebe, das viel zu schnell lief. Sie lag im Bett und schloss die Augen vor den zu hellen Lichtstrahlen, die durch die Gardinen fielen, und zuckte bei dem unglaublich lauten Schleifen der Getriebe von Illyria zusammen.
    »Komm schon«, sagte Jack. »Du musst aufstehen und dich anziehen, bevor Toby mit seinem Mittel auftaucht.«
    »Dagegen soll es ein Mittel geben?«, fragte Violet und vergrub das Gesicht in den Kissen.
    »Das habe ich mich selbst auch schon gefragt. Aber wir haben eingewilligt, es auszuprobieren. Zieh dich an.«
    Violet hatte sich noch nicht bewegt und war überrascht, wie eingerostet und träge sich ihre Gelenke anfühlten, wie schwer ihre Glieder waren, wie müde ihr …
    »Du sitzt jetzt seit zehn Minuten da. Das ist dir schon klar, ja?«, sagte Jack.
    Violet zwang sich aus dem Bett und in die Toilette. Wie sie sich fühlte, empfand sie es als besonders schmerzhaft und kompliziert, ihren Busen zu bandagieren, und ihr Kopf schien bei dem hellen elektrischen Licht zu explodieren. Sie war noch mit Anziehen beschäftigt, als es an der Tür klopfte und Jack aufmachte.
    »Alles in Ordnung?«, hörte sie Tobys Stimme.
    »Bitte, sag mir, dass das Mittel wirkt«, rief Violet durch die Tür.
    »Ach, du hast doch gar nicht so viel getrunken«, rief Toby zurück. Violet war mit ihrer Verkleidung fertig und öffnete die Tür. Toby trug ein langes, weißes Nachthemd. Drew, der hinter ihm stand, war nachlässig angezogen und schien im Stehen zu schlafen. »Ich weiß nicht, wie ihr euch so schnell anziehen konntet«, sagte Toby. Er hielt vier Ampullen mit einer gelben Flüssigkeit in der Hand.
    »Ashton ist mehr als eitel, was seine Toilette angeht«, erläuterte Jack. »Er steht jeden Tag sehr früh auf, um immer perfekt angezogen zu sein.«
    »Das erklärt auch, warum er immer so gut rasiert ist«, sagte Toby. »Ich bin ein Bisschen neidisch, selbst wenn ich daran denke, mich zu rasieren, sind gegen Mittag schon wieder Bartstoppeln zu sehen.«
    »Kann ich jetzt dein Mittel haben?«, fragte Violet und streckte die Hand aus. Jeder Teil von ihr schien zu pulsieren, als säße sie im Sekundenzeiger einer Uhr. Toby grinste und teilte die vier Ampullen aus, während er Drew anstieß, damit er wach wurde. Mit Beklemmung tranken sie das Elixier und warteten. Jack rannte als Erster auf die Toilette, um sich zu übergeben, ihm folgten Violet und Toby. Drew hielt überraschend lange durch, vielleicht weil er noch einmal eingedöst war, nachdem er das Gebräu getrunken hatte, doch nach einer Weile würgte auch er. Nachdem sie sich erbrochen hatten, fühlten sie sich alle erheblich besser, doch Violet fragte sich, ob das nicht lediglich am Vergleich zu vorher lag.
    »Wunderbar, dass die Schule Dienstmädchen hat«, sagte Jack und lächelte nervös.
    »Ich ziehe mir besser was anderes an«, meinte Violet.
    »Wir auch«, sagte Toby. »Wir sehen uns gleich in der Vorlesung.«
    Violet und Jack schlossen die Tür und seufzten. Violet fühlte sich wirklich etwas besser.
    »Trink Wasser«, empfahl ihr Jack. »Das wird dir helfen.«
    Nach einigen Gläsern Wasser fühlte Violet sich wieder mehr wie sie selbst, und nachdem sie sich Mund und Gesicht gewaschen und frische Sachen angezogen hatte, freute sie sich darauf, in die Vorlesung zu gehen und die Theorien des Dukes zu hören. Zu verstehen, wie ein Mensch über die Welt dachte, bedeutete, diesen Menschen zu verstehen, fand sie. Und sie verspürte den Wunsch, den Duke zu verstehen. Er war schließlich der Erbe eines wissenschaftlichen Genies und wahrscheinlich selbst brillant, wofür das Kaninchen Shakespeare ein Beispiel war.
    Violet und die anderen Schüler fanden sich ein paar Minuten vor Vorlesungsbeginn in der Großen Halle ein. Der Duke war bereits da und sah einige Notizen durch. Die Schüler nahmen die ihnen zugewiesenen Plätze ein, die Professoren saßen hinten. Bracknell und Curio waren nicht anwesend, wie Violet bemerkte. Cecily und Miriam kamen als Letzte; Cecily war in Gold und Rot gekleidet und zog Shakespeare an einer goldenen Leine hinter sich her. Sie ging zu den vorderen Plätzen, während Miriam ihr wie ein Schatten folgte. Vor Violets Platz blieb sie stehen und lächelte

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