Erfolgreich Lernen (German Edition)
funktioniert.
17 Techniken zur Veränderung bildhafter Vorstellungen
In den vorausgegangenen Kapiteln wurden Methoden vorgestellt, mit denen man in der Prüfungssituation selbst die Nervosität verändern kann. In diesem Kapitel werden nun Techniken vorgestellt, mit denen man Gedanken in bildhafter Form verändern kann. Solche Gedanken treten in der Regel eher im Vorfeld einer Prüfung auf. Bereits „beim Gedanken“ an eine Prüfung können solche bildhaften Vorstellungen oft schon ein ungutes Gefühl erzeugen. Dieses ungute Gefühl hat jedoch keine leistungssteigernde Funktion, wie es etwa ein gewisses Maß an Spannung kurz vor oder während einer Prüfung haben kann, es ist einfach nur lästig.
Mit dem Begriff „bildhafte Vorstellungen“ oder „innere Bilder“ sind einfach Gedächtnis- und Denkinhalte gemeint, die im Kopf in Form von Bildern existent sind. Wenn man Sie z. B. auffordern würde, an Ihr Auto zu denken, so würden Sie Ihr Auto sehr wahrscheinlich innerlich „sehen“. Vielleicht wie es in der Garage oder auf einem Parkplatz steht oder vielleicht auch, wie Sie im Inneren des Autos sitzen. Sie können dabei wahrscheinlich „sehen“, wie viele Türen Ihr Auto hat, welche Farbe es hat, wo die Antenne angebracht ist, welche Farbe und welches Muster die Sitze haben, wie das Armaturenbrett gestaltet ist und so weiter. Wenn sie sich eine bestimmte Person vorstellen, so wird ebenfalls ein „inneres Bild“ dieser Person auftauchen. Sie können dann sehr wahrscheinlich „sehen“, welche Haarfarbe diese Person hat, welche Frisur für sie typisch ist, welche Kleidung die Person normalerweise trägt, vielleicht auch, welche Augenfarbe die Person hat.
Solche Gedanken in Form von Bildern sind gemeint, wenn in diesem Kapitel von „bildhaften Vorstellungen“, „inneren Bildern“ oder von „Szenen“ gesprochen wird. Dabei ist es prinzipiell egal, ob Sie die Gedanken in Form eines Standbildes (wie ein Foto) oder in Form einer Szene (wie ein Filmausschnitt) sehen. Wie genau muss dabei die Vorstellung sein, um mit ihr arbeiten zu können? Wenn Sie jemand fragen würde, wie viele Türen es in Ihrer Wohnung gibt, so würden Sie wahrscheinlich geistig durch Ihre Wohnung gehen und dabei die Zahl der Türen bestimmen. Diese Genauigkeit einer bildhaften Vorstellung reicht vollkommen aus, um die beschriebenen Veränderungen im inneren Erleben erzielen zu können.
17.1 Die Bedeutung bildhafter Vorstellungen
Manche Menschen denken eher in Bildern, manche eher in Sätzen. Die meisten Menschen denken jedoch sowohl in Bildern wie in Form von Sätzen. Bildhafte Vorstellungen haben oft eine höhere emotionale Bedeutsamkeit (was auch daran liegt, dass Sätze häufig abstrakter sind als Bilder), das muss jedoch nicht notwendigerweise immer so sein. Die häufig zu beobachtende stärkere emotionaleWirksamkeit bildhafter Vorstellungen gegenüber verbalen Gedanken rührt daher, dass man in der Kindheitsentwicklung bis zum Alter von ca. zwei Jahren noch über gar keine differenzierte Sprache verfügt. Die Ereignisse in der Außenwelt, die auf das zu diesem Zeitpunkt noch eher nonverbale Kind einströmen, kann es nur in bildhafter Art und Weise speichern, durchdenken oder ver- bzw. bearbeiten. Daher sind bildhafte Vorstellungen der ursprünglichere (weil zu diesem Zeitpunkt einzig mögliche) Teil unseres Denkens, der dadurch in der Regel stark ausgeprägt ist. Jedem von uns dürfte die Bedeutsamkeit bildhafter Vorstellungen aus Träumen bekannt sein. Der „innere Film“, der im Traum abläuft, ist häufig so real, dass man glaubt, es sei gar kein „innerer Film“, sondern die Realität selber. Diese „Realitätstäuschung“ kann so real werden, dass die körperliche und emotionale Reaktion während eines Traumes genau die gleiche oder sogar eine noch stärkere ist, die auftreten würde, wenn sich die Szene im realen Leben abspielen würde. Man wacht dann z. B. schweißgebadet auf oder schreckt vor Angst hoch. Können Sie mit Sicherheit wissen, dass nicht in wenigen Sekunden der Wecker klingelt und Sie bemerken, dass Sie das Lesen dieses Textes nur geträumt haben? Im Traum als einer sehr lebhaften bildhaften Vorstellung erleben wir ja die Dinge, die scheinbar passieren auch als vollkommen real. Für das Entstehen von Emotionen ist es ziemlich egal, ob die bildhafte Vorstellung „objektiv“ existiert, oder eben „nur“ eine Vorstellung ist. Bildhafte Vorstellungen spielen häufig im Vorfeld einer Prüfung
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