Erfolgreich Lernen (German Edition)
werden, das die Rolle der Elaboration verdeutlicht. Auf dieser Grundlage werden daran anschließend dann konkrete Handlungsempfehlungen für das Lernen aufgezeigt.
Experiment von Craig und Tulving (1975):
In dem betreffenden Experiment bekamen Versuchspersonen insgesamt 40 Begriffe gezeigt. Jeder dieser Begriffe wurde mit einem so genannten Tachistoskop (das ist ein Gerät, das ähnlich wie ein Diaprojektor funktioniert) für jeweils nur 200 Millisekunden gezeigt. Den Versuchspersonen wurde dabei gesagt, es handle sich um ein Experiment zur Reaktionszeit. Die Versuchspersonen sollten zu den gezeigten Begriffen einfach nur Fragen beantworten, die Begriffe also nicht explizit auswendig lernen. Das Experiment fand unter drei Bedingungen statt. In jeder der drei Bedingungen erhielt die Versuchspersonengruppe unterschiedliche Fragen, die sie zu den tachistoskopisch gezeigten Begriffen beantworten sollten. Die erste Gruppe sollte nur entscheiden, ob die gezeigten Begriffe in GroßoderKleinschrift geschrieben waren (Formfrage). Die zweite Gruppe sollte entscheiden, ob sich das gezeigte Wort auf ein vorgegebenes Wort reimt oder nicht (Reimfrage). Die dritte Gruppe sollte entscheiden, ob das jeweils gezeigte Wort in einen vorgegebenen Satz hineinpasst oder nicht (Satzfrage).
Nach dem Experiment wurde für die Versuchspersonen unerwartet eine Abfrage der behaltenen Begriffe durchgeführt. Von den Worten aus der Formfragebedingung wurden 8 % reproduziert und 16 % richtig wiedererkannt, von den Worten der Reimfragebedingung wurden 12 % reproduziert und 45 % wiedererkannt. Am besten war die Behaltensleistung jedoch bei den Worten der Satzfragebedingung, hier wurden 23 % der Worte reproduziert und 65 % der Worte wiedererkannt. Der Prozentsatz der wiedererkannten Worte ist dabei jeweils größer, weil das Widererkennen von Worten eine einfachere Gedächtnisleistung darstellt als das aktive Reproduzieren.
Man kann die Ergebnisse dieses Experiments folgendermaßen zusammenfassen:
Die Begriffe werden umso besser behalten, je mehr man auf die BEDEUTUNG der Worte achtet.
Wenn man die Bedeutung von Begriffen erfasst, kann man dies auch eine tiefe Verarbeitung nennen. Der Begriff „Tiefe“ ist eine Metapher dafür, dass die Gedächtnisinhalte „tiefer“ in das Gedächtnis eingegraben werden. Ich bevorzuge für die Beschreibung dieses Sachverhalts den Begriff „Elaboration“, der in diesem Buch weiter verwendet wird. Es gilt die Gesetzmäßigkeit: je höher derElaborationsgrad ist, der einer Information zukommt, je stärker man sich also mit der Information geistig beschäftigt, desto eher wird die Information auch im Langzeitgedächtnis abgelegt, was ja genau das Ziel des Lernens ist ( Abbildung 8 ).
Abbildung 8: Abhängigkeit der Behaltensleistung vom Grad der Elaboration
2.3 Methoden der Elaboration
Wie kann man nun ein möglichst großes Maß an Elaboration erreichen? Das reine Durchlesen oder Hören eines Textes bewirkt noch keine allzu große Elaboration, dabei ist lediglich eine sensorische und somit relativ geringe Verarbeitungstiefe erreicht. Bei der Elaboration geht es nun darum sich intensiver mit dem gelesenen oder gesprochenen Text zu beschäftigen. In diesem Abschnitt werden Methoden beschrieben, mit denen man eine möglichst intensive Elaboration erreichen kann.
Allgemein gilt dabei: Je mehr Aufmerksamkeit man einer Information schenkt, desto besser wird sie behalten.
Es gibt nun verschiedene Methoden, um gesprochene oder geschriebene Information zu elaborieren. Man kann sie auf einer relativ einfachen Stufe formal bearbeiten, auf einer weiteren Stufe eher semantisch (bedeutungsmäßig) zunächst niedrig, dann eher hoch elaborieren und auf einer dritten Stufe die Elaboration innerhalb einer Gruppe von Menschen durchführen ( Abbildung 9 ).
Abbildung 9: Methoden der Elaboration
Wie dies praktisch aussehen kann, soll nachfolgend erläutert werden.
1. Individuell-formal:
Auf einer ersten Stufe der Elaboration kann man einen Text eher formalsyntaktisch bearbeiten: man kann dazu z. B.:
den Text durchlesen
den Text abschreiben
Textteile unterstreichen
Synonyme für bestimmte Begriffe finden
2. Individuell-semantisch eher niedrig:
Man kann auf einer weiteren Stufe dann den Text eher semantisch bearbeiten, indem man z. B.:
den Text zusammenfasst
einzelne Passagen in eigenen Worten herausschreibt
Überflüssige Textteile (Beispiele, Wiederholungen, …) herausstreicht
Metakognitive Aussagen über den
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