Erfolgreiches Teamcoaching
auffällt, sondern meist auch eine zentrale Spielposition besetzt.
Bei der Schaffung der Führungsstruktur achtete ich zudem darauf, dass ein weiteres Kriterium eingehalten wurde. Führungsspieler sollen meiner Ansicht nach nämlich immer zentrale Spielpositionen besetzen. Das hat mehrere Gründe. Zum einen sind zentrale Spieler in der Lage, mit vielen Mitspielern ohne großen Aufwand auf dem Feld zu kommunizieren. Es ist ein bekanntes Problem, Torhüter zu Spielführern zu machen. Wie wollen diese Signale an die Offensivkräfte geben? Zum Zweiten werden die zentralen Spielpositionen oftmals von älteren, erfahreneren Athleten besetzt, die gelernt haben, in kritischen Situationen die Ruhe zu bewahren. Zugleich werden sie auf Grund ihrer Erfahrung von den anderen Mitspielern eher akzeptiert.
Ein dritter Grund liegt in einem Punkt begründet, den ich kurz erläutern will. Aus systemischer Sicht (siehe hierzu auch Kap. 3 „Was ist ein Team?“ ) haben die Mitglieder in einem System Vorrang, welche für die Sicherheit des Systems sorgen (Holitzka & Remmert, 2001). In der Regel ist es der Mann, welcher für die Sicherheit der Familie zuständig ist, etwa indem er durch seine Arbeit das Geld verdient. Deswegen steht er in der Familie an erster Stelle. Das heißt nicht, dass er wichtiger oder besser ist als die Frau! Es geht mir hier keineswegs um eine Wertung der Geschlechter, sondern um eine Beschreibung dessen, was immer noch gesellschaftliche Realität ist, mag man das nun gutheißen oder nicht.
In betrieblichen Systemen verhält es sich ähnlich. Zum Beispiel hat in einem Krankenhaus die Verwaltung Vorrang vor der Ärzteschaft und dem Pflegepersonal, denn die Verwaltung sorgt für die Sicherheit des Unternehmens. Die Hierarchie eines Sportvereins, wie sie der Sportpsychologe Trosse (Trosse, 2003) aufstellt, entspricht diesem Ordnungsprinzip, da hier die Sponsoren als Geldgeber (= finanzielle Sicherheit) an erster Stelle kommen, obwohl der Trainer und die Mannschaft den sportlichen Erfolg viel stärker und direkter beeinflussen:
Die Hierarchie eines Vereins nach Trosse (2003):
1. Sponsoren und Geldgeber
2. Präsidenten und Vorsitzende
3. Manager
4. Trainer
5. Athleten
6. Betreuer
7. Fans
8. Zuschauer
Wenn ich dieses Prinzip auf den Mannschaftssport übertrage, so bedeutet es, dass Defensivkräfte Vorrang vor den Stürmern haben, denn sie sind am stärksten für die Sicherheit des Teams verantwortlich. Ich habe diese These schon an mehreren Mannschaften überprüft. Bisher haben die Spieler sich immer wohler und ruhiger gefühlt, wenn diese Ordnung eingehalten wurde.
Probieren Sie es doch selbst aus. Das können Sie tun, indem Sie die Mannschaft in einem Halbkreis sitzen lassen. Der Mannschaftskapitän bekommt als oberster Führungsspieler den ersten Platz. Das ist der Stuhl ganz links. Die Ordnung in einem Halbkreis ist also im Uhrzeigersinn zu sehen.
Interessant ist jetzt folgende Frage: Wann fühlen sich die Spieler besser? Wenn die Stürmer in der Sitzreihenfolge direkt nach dem Kapitän kommen oder wenn die Abwehrspieler am Anfang sitzen? Probieren Sie beide Varianten aus. In den meisten Fällen werden die Spieler eine Sitzordnung bevorzugen, bei der die Abwehrspieler vor den Angreifern kommen.
Abb. 6: Die gute Mannschaftsstruktur
Ich will das Gesagte noch einmal konkret verdeutlichen. Die Hockeynationalmannschaft hatte drei Führungsspieler. Angesichts der 4-3-3-Spielformation waren das die beiden zentralen Abwehrspieler und der zentrale Mittelfeldmann ( siehe Abbildung 6 ).
Dass die Spielposition für das Einnehmen einer Führungsrolle wichtiger war als Faktoren wie internationale Erfahrung, Spielstärke oder Alter, wird deutlich, wenn man betrachtet, welche Spieler nicht zu Führungsspielern wurden. Dazu gehörten der Rekordnationalspieler Christian Mayerhöfer, der Rekordtorschütze Björn Michel und der Welthockeyspieler 2002, Michael Green! Auch diese Drei waren für die Mannschaft sehr wichtig, aber eben nicht in führender Rolle.
Ihre Aufgabe als Trainer besteht darin, bei der Schaffung einer Führungsstruktur aktiv mitzuwirken. Lassen Sie es nicht zu, dass die Mannschaft selbst Spieler zu Leadern macht, welche sich nicht dafür eignen, sei es aus spieltaktischen, aus persönlichen oder aus eben positionsbedingten Gründen. Nehmen Sie ganz bewusst Einfluss auf diesen Prozess. Sie sind der Chef, die oberste Führungsperson des gesamten Teams, und es ist Ihr gutes Recht, solche Dinge
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