Erfolgreiches Teamcoaching
mitzubestimmen.
Außerdem sollten Sie sich klar darüber sein, dass manche Spieler erst in die Führungsrolle hineinwachsen müssen. Es ist Ihre Aufgabe, sie dabei zu unterstützen. Bei der Hockeynationalmannschaft habe ich es erlebt, dass ein Athlet sich seiner Rolle zunächst überhaupt nicht bewusst war. Erst in einem Gespräch mit mir hat er sich damit auseinander gesetzt. Er hatte zuvor nicht geglaubt, dass die anderen Mitspieler ihm diese Rolle zudenken würden. In den folgenden Wochen musste er deshalb zunächst im Spiel die Erfahrung machen, dass die anderen ihn als Leader akzeptierten. Als er diese Bestätigung erfuhr, wuchs er sehr schnell in seine neue Rolle hinein.
DER MANNSCHAFTSKAPITÄN
Auf welcher Position sollte er spielen?
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass die meisten Spielführer der Fußballbundesliga auf zentralen Positionen spielen? Das ist sicher kein Zufall. Vielleicht wenden Sie jetzt ein, das läge doch einfach daran, dass auf diesen Positionen bevorzugt erfahrene Spieler agierten. Ich glaube nicht, dass hierin der wesentliche Grund liegt.
Ein Beispiel ist für mich Jens Nowotny. Er war schon mit 23 Jahren in Leverkusen Kapitän – als zentraler Mann in der Vierer- und später in der Dreierkette. Als er lange verletzt war, wurde er von Carsten Ramelow vertreten. Ramelow ist sicher nicht für seine charismatische Ausstrahlung bekannt. Aber er spielt ebenfalls zentral defensiv!
Ich behaupte also, dass die beste Position für die Funktion des Mannschaftskapitäns die des Liberos (bzw. des Playmakers im Basketball oder einer der beiden zentralen Abwehrspieler im Handball usw.) ist. Der Libero spielt zugleich zentral und sorgt für die Sicherheit. Wenn der Libero aus anderen Gründen nicht für diese Funktion taugt, so wäre ersatzweise der zentrale defensive Mittelfeldmann oder der zweite zentrale Abwehrspieler zu wählen. Stürmer eignen sich als Spielführer gar nicht, da sie a) zu wenig zentral spielen, b) zu wenig für die Sicherheit des Systems sorgen und c) außerdem noch zu abhängig von persönlichen Erfolgserlebnissen sind.
Die Beispiele von Jürgen Klinsmann und Oliver Bierhoff verdeutlichen sehr schön, wie problematisch es ist, einen Stürmer zum Kapitän zu machen. Beide waren umstritten, sobald sie nicht mehr regelmäßig Tore erzielten.
Zugleich zeigt diese kleine Gedankenspielerei, dass jede Regel ihre Ausnahme beinhaltet. Die Rede ist jetzt von Oliver Kahn. Von seiner Position her eigentlich ungeeignet, gibt er doch einen guten Spielführer ab und ist in dieser Funktion auch im Verein wie in der Nationalelf unumstritten. Meine Überlegungen sind also nicht als Dogma, sondern als Anregung zu verstehen.
Selbst bestimmen oder wählen lassen?
Auf diese Frage gibt es keine generelle Antwort. Aus dem, was ich zuvor in diesem Kapitel über Führungsspieler gesagt habe, geht aber schon hervor, dass ich nicht befürworte, der Mannschaft freie Wahl zu lassen. Die Funktion des Spielführers ist eine wichtige! Außerdem müssen Sie mit diesem Athleten besonders eng kooperieren. Deshalb plädiere ich dafür, entweder einen Athleten Ihrer Wahl zu benennen, von dem Sie sicher sein können, dass ihn die Mannschaft akzeptiert. Oder Sie geben dem Team 2-3 Kandidaten vor, unter denen diese wählen können.
ÜBUNG 5: TEAMSKULPTUR
Suchen Sie mit Ihrer Mannschaft einen freien Raum oder eine freie Außenfläche auf. Markieren Sie den Mittelpunkt der Fläche, etwa indem Sie das Maskottchen dorthin stellen. Dann fordern Sie die Spieler auf, sich ohne Worte einen Platz auszusuchen, der ihrem derzeitigen Platz in der Mannschaft entspricht. Die Spieler dürfen sich so lange bewegen, bis jeder seinen Standort gewählt hat.
Jetzt beginnen Sie, mit den Spielern über das Bild zu sprechen. Benutzen Sie dazu folgende Fragen:
Wie geht es euch da, wo ihr gerade steht?
Wer fühlt sich an seinem Platz nicht wohl?
Wo würde er lieber stehen?
Was hindert ihn daran, diesen Platz einzunehmen?
Von welchem Mitspieler habt ihr das Gefühl, dass er woanders stehen müsste?
Was kann das Team dafür tun, dass alle einen guten Platz bekommen?
Nach meiner Erfahrung werden einige interessante Dinge sichtbar werden und zur Sprache kommen. Wenn ein Wunsch nach Veränderung geäußert wird, lassen Sie ihn durchführen und fragen Sie dann die Gruppe, wie sie die Veränderung empfindet. Im Idealfall steht am Ende ein Gruppenbild, dem jeder Spieler zustimmen kann.
In einem funktionierenden Team nimmt jedes
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