Erfolgreiches Teamcoaching
Eine Trennung ist eine mögliche Alternative, vor der ich nicht zurückscheue, weil der Konflikt ansonsten die Mannschaft mehr schwächen würde als der Verlust eines Athleten. Hier werden neben dem Ziel zugleich wichtige Gruppenregeln entwickelt.
Ist das Team zu einem Entschluss gekommen, verfasse ich eine Vertrag, den jeder Spieler unterschreiben soll. Ich nenne ihn das „Mannschaftsmanifest“ ( siehe Abbildung 5 ). Dieses hält sowohl das quantitative Mannschaftsziel als auch die wichtigsten inhaltlichen Ziele fest. Das Manifest kommt in einen Bilderrahmen und dann hänge ich es in die Kabine. So ist es das ganze Jahr sichtbar und erinnert die Spieler immer wieder an ihr großes Ziel.
MANNSCHAFTSMANIFEST
Als Mitglieder der ersten Mannschaft des SV Hermesburg bekennen wir uns zu folgendem Ziel:
Wir werden in der Spielzeit 2002/2003 mindestens den 8. Platz belegen.
Um dieses Ziel zu erreichen, bekennen wir uns zu folgenden Werten:
Wir kämpfen die vollen 60 Minuten.
Wir unterstützen uns mit ganzer Kraft, gleichgültig, wie es steht oder um wen es geht.
Wir spielen einen aggressiven, temporeichen Handball.
Mit meiner Unterschrift bestätige ich, dass ich meine ganze Kraft dafür einsetze, das genannte Ziel zu erreichen und die Werte der Mannschaft zu verwirklichen.
Hermesburg, den ...............................
Abb. 5: Das Mannschaftsmanifest
9.2 Gemeinsame Normen und Regeln
Neben dem gemeinsamen Ziel entwickelt jede Mannschaft eigene Regeln und Normen. Auch hierbei handelt es sich um einen wichtigen Prozess im Rahmen der Teamentwicklung. Zu den eigenen Regeln gehört zum Beispiel der Strafenkatalog. Damit wird nicht nur festgelegt, welches „Vergehen“ wie bestraft wird, vielmehr drückt eine Mannschaft dadurch aus, was ihr für ihr alltägliches Funktionieren wichtig ist. Bedeutet es der Mannschaft etwas, dass jeder Spieler pünktlich ist? Welchen Stellenwert hat eine einheitliche Kleidung beim Warmmachen? Was in den Strafenkatalog kommt und wie hoch die jeweilige Strafe ausfällt, ist ein Ausdruck der mannschaftlichen Identität.
Genauso verhält es sich mit den ausgesprochenen und unausgesprochenen Normen und Bräuchen. Wie wichtig ist die Teilnahme am Mannschaftsessen nach dem Spiel? Müssen die an dem Tag nichtnominierten Spieler mit zum Auswärtsspiel fahren oder dürfen sie freimachen? Dies sind nur zwei Beispiele für die vielen Fragen, die sich ständig stellen. Und jede Mannschaft findet da unterschiedliche Lösungen, auch wenn sich die Grundzüge meistens sehr ähneln.
Es liegt auf der Hand, die Regeln und Normen klar auszusprechen. Je deutlicher gemacht wird, was erlaubt ist und was nicht und welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht, desto weniger Konflikte werden sich im Laufe der Saison deswegen ergeben.
Voraussetzung ist natürlich, dass die Einhaltung der Regeln auch konsequent eingefordert wird. Das muss nicht unbedingt durch den Trainer geschehen. Besser ist es sicherlich, wenn die meisten Dinge von der Mannschaft selbst eingefordert werden. Aber manchmal sind Sie da auch als Trainer gefragt.
Besonders, wenn es um gröbere Verstöße geht, oder wenn ein zunehmender, allgemeiner Unmut in der Mannschaft entsteht. Wann das genau gilt, kann man nicht objektiv sagen. Das muss ich Ihrem Fingerspitzengefühl und Ihrer Erfahrung überlassen.
Womit wir zu einer häufig vorkommenden Frage kommen: Wie gerecht muss ein Trainer sein? Ich habe es bis auf eine Ausnahme noch in jeder Mannschaft erlebt, dass irgendwann im Laufe einer Saison ein oder mehrere Spieler sich bei mir beschweren, der Trainer würde einzelne Athleten bevorzugen und andere benachteiligen. Mein Eindruck dazu war sehr unterschiedlich. Natürlich habe ich auch schon manchmal gedacht, dass ein Trainer verschiedene Athleten ungleich behandelte. Aber das war ganz klar die Ausnahme.
Die Spieler machen dabei einen typischen Fehler. Sie meinen, dass ein Trainer alle gleich behandeln könnte. Aber das ist gar nicht möglich. Es ist normal, dass man manche Spieler lieber mag als andere, dass man zu Einzelnen eine größere Nähe aufbaut. Das darf auch sein, ohne dass es einer Mannschaft schadet.
Problematisch wird es meiner Meinung nach nur, wenn ein Trainer die Spieler nicht mehr als gleichwertig ansieht. Wenn nicht mehr jeder Spieler die gleichen Chancen bekommt.
Ich bin z. B. als Sportpsychologe für jeden Spieler gleichermaßen verfügbar. Jeder kann zu mir kommen und ich nehme mir Zeit für ihn. Das kann jeder von
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