Erfolgreiches Teamcoaching
Trainer zeigte deshalb in den letzten 10 Minuten vor dem Aufwärmen noch einmal das gegnerische Verhalten bei Standardsituationen (Ecken und hoch in den Strafraum gespielten Freistößen).
Für mich kam es nicht überraschend, dass die Mannschaft am Ende ausgerechnet durch zwei Kopfballtore nach solchen Spielsituationen verlor. Es ist eben nicht so, dass die Spieler im positiven Sinne gewarnt waren. Vielmehr waren sie negativ gepolt und agierten dadurch in den entsprechenden Spielmomenten zu zögerlich.
Besser ist es, die eigenen Stärken zu betonen. Sie wollen eine selbstbewusste Mannschaft haben, also sollte das Gefühl für das eigene Pozential der Eindruck sein, den Ihr Team aus der Kabine mitnimmt. Die Übung „Unsere Stärken“ , ( s. hier ), welche ich in Kap. 18 „Die Bewältigung von Krisen und Konflikten“ beschrieben habe, bietet eine gute Möglichkeit, direkt vor dem Spiel ein solches Bewusstsein zu fördern. Ich habe sie schon mit viel Erfolg in der Spielbesprechung eingesetzt.
Ein anderer, immer wieder gemachter Fehler besteht darin, die Spielbesprechung zeitlich zu früh vor dem Anpfiff anzusetzen. Der Nachteil ist dann, dass zwischen der Sitzung und dem Spiel ein zu langer Zeitraum liegt. Dadurch verblasst die Wirkung Ihrer Worte und der erzeugten Stimmung.
Die Funktion einer Spielbesprechung liegt unter anderem darin, die notwendige Spannung für den Wettkampf aufzubauen. Im Idealfall gehen die Athleten unmittelbar nach der Besprechung zum Warmmachen und Einspielen auf den Platz bzw. in die Halle. Dann können sie das Gesagte direkt umsetzen und mit in die Partie nehmen.
11.4 Die Halbzeitbesprechung
Da die Pausenbesprechung eine klar umrissene Situation darstellt, will ich hierauf etwas ausführlicher eingehen und an ihrem Beispiel exemplarisch verdeutlichen, wie die Umsetzung der im theoretischen Teil angesprochenen Inhalte, insbesondere die Berücksichtigung der Coachingfaktoren (Kap. 6), aussehen kann.
In der Spielpause bietet sich für Sie als Trainer nochmals eine gute Möglichkeit, Einfluss auf das Spielgeschehen zu nehmen. Dabei hat sich ein allgemeiner zeitlicher Ablauf als günstig erwiesen. Zunächst sollten Sie Ihren Spielern Zeit geben, sich zu beruhigen. Auch Sie selbst müssen zunächst Abstand zum gerade zu Ende gegangenen Spielgeschehen gewinnen. Atmen Sie dazu tief durch, sammeln Sie sich innerlich und treten Sie erst dann vor die Mannschaft, wenn Sie das Gefühl haben, wieder klar denken zu können. Wenn man von einer Pausenzeit von ca. 10 Minuten ausgeht, so sollten Sie dieser Phase etwa 2-3 Minuten Zeit geben.
Dann fangen Sie an, zur Mannschaft zu sprechen. Nehmen Sie sich etwa fünf Minuten Zeit, inhaltliche und zugleich handlungsbezogene Informationen zu vermitteln. Wie immer gilt auch hier: Beschränken Sie sich auf das Wesentliche. Ihre Spieler können nur sehr begrenzt Informationen aufnehmen. Also benennen Sie 4-5 zentrale Punkte, auf welche die Mannschaft in der zweiten Halbzeit achten soll. Sprechen Sie einzelne Spieler dabei persönlich an, das erhöht deren Aufmerksamkeit.
Abb. 7: Die Halbzeitbesprechung – drei Schritte zum Erfolg
Zum Abschluss der Besprechung steht dann die Einstimmung auf das weitere Spiel. Hier geht es weniger um Inhalte, dafür mehr um Emotionen. Laden Sie Ihre Spieler wieder auf, vermitteln Sie ihnen Zuversicht und Kampfgeist. Rufen Sie positive Bilder (z. B. das Siegesgefühl beim Abpfiff) hervor. Klassische Parolen wie: „Das machen wir jetzt“, oder: „Jeder gibt noch einmal alles, dann werden wir am Ende gewinnen“ usw. sind hier angebracht. Der Inhalt muss dabei nicht mehr differenziert sein, es geht um die Stimmung, die solche Sätze erzeugen. Abbildung 7 zeigt die zeitliche Umsetzung dieser drei Schritte.
Um die Inhalte einer Halbzeitbesprechung ranken sich manche Mythen. In der Realität dürfte das berühmte Donnerwetter eher Seltenheitswert haben, es ist auch nur in wenigen Fällen zu empfehlen. Eine Standpauke bietet sich nur dann an, wenn die Einstellung Ihrer Mannschaft sichtbare Mängel aufweist. Dann kann ein „Weckruf“ angebracht sein. Selten aber stellt sich die Situation so eindeutig dar.
Die Gründe für eine schwache erste Spielhälfte können sehr vielfältig sein. Die Mannschaft ist durch vorhergehende Misserfolge verunsichert, die taktische Marschroute war ungeeignet, der Gegner präsentiert sich unerwartet stark oder das Team hat einen der berüchtigten „schwarzen Tage“, an denen nichts gelingen
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