Erfolgreiches Teamcoaching
Halbzeitbesprechung
Achten Sie also zunächst wie immer darauf, dass Ihre Beziehung zur Mannschaft als Basis Ihres Coachings geklärt ist. Das ist nicht selbstverständlich, denn im Laufe eines Spiels kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Ihnen als Trainer und einzelnen Athleten, etwa weil diese sich übermäßig kritisiert oder zu wenig eingesetzt fühlen. Natürlich reicht hier die Zeit nicht für eine klärende Aussprache, aber Sie können mit ein paar Worten wenigstens den schlimmsten Unmut besänftigen. Treten Sie Ihrer Mannschaft grundsätzlich positiv gegenüber. Ihre Aufgabe besteht darin, der Mannschaft zu helfen, das Spiel erfolgreich zu beenden.
Dann denken Sie daran, dass Sie laut, deutlich und in kurzer, präziser Sprache sprechen. Schaffen Sie in Ihrem Coaching eine klare Struktur, machen Sie immer deutlich, wen Sie gerade ansprechen (Defensive, Offensive, einzelne Athleten oder das gesamte Team?) und um welches Thema es sich dreht. Geben Sie Ihren Athleten eindeutige Handlungsanweisungen, dann ist es für sie am leichtesten, das Gewünschte umzusetzen. Seien Sie bei der Vermittlung solcher Inhalte möglichst sachlich, zum Abschluss sollten Sie aber bewusst noch einmal Emotionen wecken.
11.5 Die Besprechung unmittelbar nach dem Spiel
Wenn das Spiel vorbei ist, ist Ihr Job noch nicht getan. Unterschätzen Sie nicht die Bedeutung der Worte unmittelbar nach dem Match. Diese Besprechung übt im Idealfall einen wichtigen positiven Einfluss auf die Spielverarbeitung und auf den weiteren Prozess hin zum nächsten Spieltag aus, genauso können Sie aber auch eine negative Wirkung erzielen. Dabei kommt es natürlich sehr darauf an, wie das gerade zu Ende gegangene Duell verlaufen und mit welchem Ergebnis es ausgegangen ist.
Zunächst halte ich es für wichtig, dass die Mannschaft nach dem Spiel noch einmal zusammenkommt. Schon oft habe ich es erlebt, dass ein Team unmittelbar nach dem Schlusspfiff auseinander geht. Der eine Spieler eilt in die Kabine, der Nächste läuft sich aus, einige gehen zu ihren Eltern oder Partnern, der Trainer eilt zur Presse usw. Dabei ist ein gemeinsamer Abschluss sehr wertvoll. Er drückt aus, dass man die Folgen des Spiels zusammen trägt, gleichgültig, ob es erfolgreich war oder nicht. Gemeinsam sind wir stark, auch in der Verarbeitung des Erlebten. Und nach dem Spiel ist bekanntlich vor dem Spiel. Jetzt findet also schon der erste Moment der Spielvorbereitung für die kommende Aufgabe statt.
In den heutigen Erkenntnissen über die Verarbeitung von Traumata spielt es eine große Rolle, dass die psychologische Unterstützung möglichst schnell vor Ort ist. Inzwischen gibt es in unserem Land gut organisierte Pläne für Notfälle. So sind bei Unglücken wie der ICE-Katastrophe von Eschede oder bei Flugzeugabstürzen in der Regel sehr schnell speziell geschulte Psychologen und Notfallseelsorger vor Ort.
Bei schweren Niederlagen sollte das genauso sein. Da sind Sie als Trainer besonders gefragt, den Athleten Unterstützung zu geben. Gemeinsam freut es sich besser und gemeinsam ist Schmerz auch leichter zu ertragen. Nach solchen Niederlagen ist es vor allem wichtig, die Gefühle zu teilen. Wer das Bedürfnis dazu hat, sollte die Gelegenheit haben, seine Empfindungen auszudrücken.
Sie als Trainer brauchen gar nicht viel zu sagen. Seien Sie einfach da. Und wenn Sie selbst zu aufgebracht sind und Ihrem Team deshalb nicht beistehenkönnen, dann ist das auch O.K. Nur sollten Sie das dem Team wenigstens kurz mitteilen, damit auf der Beziehungsebene keine unnötigen Störungen auftreten. Wenn Sie sich ohne ein Wort zurückziehen, verstehen die anderen das schnell als Abwendung und damit als Ablehnung. Auch macht es selten Sinn, unmittelbar nach dem Spiel auf der Mannschaft herumzuhacken. In den seltensten Fällen hat das Team absichtlich verloren, die Spieler sind meist selbst sehr enttäuscht. Was bringt es dann, seine eigene Wut an ihnen auszulassen? Warten Sie besser bis zum nächsten Training und schauen Sie, wie es dann in Ihnen aussieht.
Die Nachbesprechung sollte nur kurz sein, ich würde dabei fünf Minuten als die Obergrenze setzen. Nach einem Erfolg ist es wichtig, dass Sie die Spieler dazu anleiten, die frischen Bilder in dem noch gefühlsintensiven Zustand zu speichern. Lassen Sie die Spieler die besten Szenen noch einmal bei geschlossenen Augen erinnern und in sich aufnehmen. Dadurch werden diese tiefer verankert und können später besser wieder wachgerufen und
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