Erfolgreiches Teamcoaching
damit bewusst genutzt werden. So kann man sich vor dem nächsten Spiel noch einmal sehr gut an die gelungenen Aktionen erinnern.
Bei Misserfolg spielt es eine große Rolle, die Mannschaft zunächst zu beruhigen und zu trösten. Gehen Sie nicht auf einzelne Spielmomente ein. Negative Bilder sollten möglichst gefühlsarm gespeichert werden, damit sie keine langfristige Wirkung erzielen. Das ist aber unmittelbar nach dem Spiel nicht möglich. Warten Sie also mindestens bis zum nächsten Tag, bevor Sie ein solches Spiel noch einmal im Geiste durchgehen. Die Nachbetrachtung nach Misserfolgen sollte eher analytisch sein, denn sie ist nur in Hinsicht auf die Fehlererkennung bedeutsam. Lassen Sie sich also damit Zeit. Eine kritische Analyse eines Spiels mit der Mannschaft ist in der Woche besser aufgehoben als am Spieltag selbst.
Ansonsten möchte ich noch einmal an das erinnern, was ich in Kap. 20 „Nach dem Erfolg“ ausführlicher darstelle: Seien Sie wachsam, wie stark der Jubel Ihrer Mannschaft ausfällt. Jubel ist etwas sehr Schönes. Es ist wichtig, dass Sie Ihren Spielern erlauben, einen Erfolg zu feiern. Aber das Feiern muss, wenn Sie nicht gerade das entscheidende Spiel gewonnen haben, gemäßigt ausfallen, damit die Spannung für die kommende Aufgabe bleibt. Stellen Sie sich als Beispiel Folgendes vor: Wenn der Vorrundensiebte im Play-off-Viertelfinale den Tabellenzweiten schlägt, dann hat er guten Grund zum Jubeln. Aber wie weit darf die Freude gehen, damit man auch im Halbfinale eine Chance auf das Weiterkommen hat? Wie viel Biere und Gesänge dürfen sein? Es gibt darauf keine objektive Antwort, aber es steht außer Zweifel, dass viele Teams ihre Chancen durch zu große Ausgelassenheit verspielt haben. Wenn Sie das vermeiden wollen, dann drücken Sie früh genug auf die viel zitierte „Euphoriebremse“.
12 Das Coaching am Spielfeldrand
12.1 Die Grenzen Ihrer Einflussmöglichkeiten
Einen wichtigen Gedanken muss ich diesem Kapitel voranstellen: Wenn das Spiel einmal angefangen hat, können Sie als Trainer nur noch in geringem Maß Einfluss auf das Geschehen nehmen. Es ist wichtig, dass Sie sich dessen vollkommen bewusst sind. In Kap. 18 („Die Bewältigung von Krisen und Konflikten“) werde ich noch einmal darauf eingehen, welche Wirkung das Gefühl der Ohnmacht auf Sie haben kann. Und im Spiel werden Sie sich oftmals ohnmächtig fühlen. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass Ihre Spieler sich ungeschickt anstellen, dass sie nicht das zuvor abgesprochene taktische Konzept umsetzen, dass sie aus Nervosität viele Fehler machen oder dass sie große Chancen nicht nutzen.
Sie als Trainer hängen in diesen Momenten von Ihren Athleten ab, denn Sie können nicht auf den Platz stürmen und selbst das Tor machen, und das ist nicht immer ein schönes Gefühl. Es ist wichtig, dass Sie sich über diese Gefühle im Klaren sind und dass Sie Strategien entwickeln, um die Ohnmacht aushalten zu können.
Am besten gelingt das, wenn Sie sich bewusst auf die Faktoren konzentrieren, die weiterhin in Ihrer Macht liegen (das ist übrigens eine Fähigkeit, die auch Ihr Team lernen sollte). Auch wenn Ihr Einfluss nur noch gering ist, so ist er doch vorhanden, im positiven wie im negativen Sinne.
Sie können Ihre Mannschaft verbal unterstützen und stärken, Sie können durch gute Wechsel und geschickt gesetzte Auszeiten hilfreiche Impulse geben, Sie können aber auch durch abfällige Äußerungen den Spielern das angeknackste Selbstvertrauen weiter nehmen oder durch hektisches Handeln zusätzliche Unruhe in Ihr Team bringen.
12.2 Die Aufgaben des spielbegleitenden Coachings
Ich habe damit ein paar wichtige Faktoren angedeutet. Betrachten wir die Rolle des Trainers am Spielfeldrand jetzt noch einmal systematischer. Ich beschränke mich hierbei auf Ihr Coaching während der Spielzeit. Die Spielvorbereitung und die Halbzeitbesprechung behandle ich in einem eigenen Kapitel (Kap. 11: „Die Teambesprechung“).
Zu den wesentlichen Aufgaben des Trainers während des Wettkampfs gehören:
Verbale und emotionale Unterstützung des Teams.
(Fehler-)Analyse des Spiels aus taktischer und psychologischer Sicht.
Taktische Korrekturen und Beeinflussung der Einstellung.
Ein- und Auswechslung von Spielern.
Gezielt gesetzte Auszeiten.
Ihre wichtigste Aufgabe sehe ich darin, Ihr Team zu unterstützen . Dies geschieht vorwiegend über Ihre Rufe auf das Spielfeld und durch Ihre Gesten. Die Spieler registrieren davon mehr, als man denkt.
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