Erfolgreiches Teamcoaching
will.
Sie sollten sich deshalb zunächst fragen, ob es wirklich hilft, auf Ihre Spieler verbal einzuprügeln. Möglicherweise werden sie nur noch verunsicherter. Deshalb empfiehlt es sich in der Regel, nach einer schwachen ersten Spielhälfte den Schwerpunkt mehr auf konkrete Handlungshinweise und auf die Betonung verschütteter Stärken zu legen.
Geben Sie Ihrem Team neue Hoffnung, betonen Sie, dass noch genug Zeit bleibt, das Spiel zu kippen. Erinnern Sie Ihr Team an frühere, erfolgreich gedrehte Matches. Wenn Ihre Mannschaft das Spielfeld betritt, sollte sie konkret wissen, was sie jetzt anders machen kann und sie sollte den Glauben an die eigene Chance wiedergewonnen haben. Das bedeutet keine leichte Aufgabe für Sie, aber mit den oben angesprochenen Punkten (und wenn Sie selbst den Glauben bewahrt haben) sollte es Ihnen gelingen.
Jetzt habe ich direkt mit dem negativsten Fall angefangen, nämlich einer enttäuschenden ersten Hälfte. Was ist denn, wenn genau das Gegenteil eintritt und Sie mit einer klaren Führung in die Pause gehen? Dann ist es ganz wichtig, dass Sie als Trainer den Spannungsabfall Ihres Teams verhindern. Die Pause kommt in einem solchen Fall ungelegen, da sie den Spielfluss Ihres Teams unterbricht. Häufigtreten die Athleten lachend und feixend in die Kabine und es macht sich sehr leicht eine zu große Selbstzufriedenheit breit. Deshalb sollten Sie hier gezielt gegensteuern.
Loben Sie anfänglich Ihr Team, aber nur, sofern es wirklich gut gespielt hat. Merken Sie dann aber auch die Schwachpunkte an. Sprechen Sie einzelne Spieler namentlich an, womit Sie bei diesen nicht zufrieden waren und was sie deshalb besser machen müssen. Und dann fixieren Sie neue Ziele.
Eine Trainerin sagte in solchen Fällen zu ihrem Team: „Es steht 0:0! Wir fangen wieder ganz von vorne an. Es ist noch nichts gewonnen.“ Das hat eine Zeit lang sehr gut gewirkt.
Es kann auch helfen, jetzt einen Schwerpunkt auf Handlungsziele zu setzen. Das erfordert von Ihrer Mannschaft neue Konzentration. Unklug dagegen ist es, Ängste vor einem möglichen Aufholen des Gegners zu schüren. Das verunsichert Ihr Team, steigert aber nicht die Einsatzbereitschaft. Die Mannschaft sollte – wie immer – positiv gestimmt und gespannt auf das Spielfeld gehen. Deshalb müssen die Spieler ein Gefühl dafür bekommen, wofür es sich lohnt, den bisherigen Einsatz weiter aufrechtzuerhalten oder sogar noch zu steigern.
Ihre Mannschaft sollte nach der Pause immer mit einem positiven Gefühl auf das Spielfeld zurückkehren.
Am häufigsten tritt der Fall ein, dass die Leistung Ihres Teams weder überragend noch miserabel war. Dann gilt es vor allem, nicht auf den gemachten Fehlern rumzuhacken. Vergangene Situationen lassen sich sowieso nicht mehr ändern. Lassen Sie sich von Ihrem Ärger nicht verführen. Besser ist es, die guten Szenen noch einmal heraufzubeschwören. Reden Sie Ihr Team stark und betonen Sie gleichzeitig, was Sie alle gemeinsam in der zweiten Halbzeit noch besser machen wollen. Beides zusammen bildet die beste Basis für eine gelungene zweite Spielhälfte.
Ein typischer Fehler bei der Gestaltung der Halbzeitbesprechung, den ich wiederholt miterlebt habe, liegt im immer wieder gleichen Ablauf und den jedes Mal wiederkehrenden Inhalten. Das langweilt Ihre Spieler, sie können es irgendwann nicht mehr hören.
Deshalb sollten Sie bewusst Variationen einstreuen. Überraschen Sie hin und wieder Ihre Athleten. So ist es angebracht, nach einer guten Leistung sehr kritisch zu sein, um einer möglichen Überheblichkeit vorzubeugen. Oder Sie sprechenplötzlich ganz leise. Eine andere Idee wäre es, es dem Team einmal selbst zu überlassen, sich auf die zweite Halbzeit einzustellen, während Sie sich zurückhalten.
Natürlich darf das nicht so weit führen, wie das bekannte Beispiel von Bernd Schuster, der seiner Mannschaft als Trainer einmal nicht in die Kabine folgte, sondern derweil im Regen auf dem Platz wartete. So etwas können Sie nicht machen, damit vermitteln Sie Ihrem Team, dass Sie nicht zu ihm stehen und das führt logischerweise zu einer Störung der Beziehung zwischen Trainer und Team.
Nachdem Sie nun viele Details zur Gestaltung der Halbzeitbesprechung erfahren haben, möchte ich deutlich machen, wie die in Kap. 6 beschriebenen Säulen des Coachings von Ihnen bewusst umgesetzt werden können.
Die folgende Abbildung 8 zeigt in Kurzform die wichtigsten Aspekte:
Abb. 8: Die sechs Coachingfaktoren in der
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