Erfolgreiches Teamcoaching
zum Angstgegner geworden ist, dann weiß ich als Trainer, was zu tun ist.
Es geht einfach darum, nach neuen Lösungen zu suchen! Wie kann ich gegen diese Mannschaft anders spielen, als ich es bisher getan habe? Muss ich vielleicht eine neue Vorbereitung wählen? Gibt es andere taktische Varianten, die ich ausprobieren kann? Kann ich den Gegner möglicherweise sogar mit seinen Mitteln schlagen? Was würde zum Beispiel passieren, wenn ich als die Hockeynationalelf gegen die Spanier selbst auf Konter spielen würde, wenn ich meine Deckung massiere, sodass die gegnerischen Stürmer keinen Platz haben, ihre Schnelligkeit auszuspielen?
Für manche Menschen eine bedrohliche Situation, für andere eine spannende Herausforderung
Erkennen Sie den Unterschied? Angst hat häufig eine lähmende Wirkung auf das Denken und Handeln. Nicht selten gehen Gefühle der Machtlosigkeit mit ihr einher. Wenn ich aber zur Einsicht komme, dass mir bisher nur die richtige Lösung für das Problem fehlt, dann bin ich wieder handlungsfähig. Dann habe ich es in der Hand, in Zukunft auch gegen diesen unangenehmen Gegner zu gewinnen.
Ein und dieselbe Situation können zwei Menschen völlig unterschiedlich erleben. Wenn Sie auf einem 10-m-Turm stehen und davon runterspringen sollen, dann werden die meisten Menschen das als bedrohlich empfinden. Mit gutem Grund, denn natürlich ist diese Situation nicht ungefährlich. Aber so gefährlich, wie unser subjektives Gefühl uns einreden will, ist es gar nicht. Beim Fliegen ist das genauso. Fliegen ist bekanntermaßen weitaus ungefährlicher als Autofahren, aber vor dem Fliegen haben viel mehr Menschen große Ängste. Nur, weil wir auf eine Situation mit Angst reagieren, heißt das also noch lange nicht, dass sie eine große Gefahr darstellt. Vielleicht ist sie einfach nur neu und unvertraut. Außerdem verhält es sich nicht so, dass das Bedrohungsgefühl immer gleich groß bleibt. Wir können lernen, eine zunächstAngst auslösende Situation positiver wahrzunehmen. Genauer betrachtet, haben Sie die Wahl, ob Sie den Sprung vom 10-m-Turm als Bedrohung erleben wollen. Sie können ihn genauso gut als eine Herausforderung ansehen. Als eine spannende, neue Erfahrung, die Sie jetzt gleich eingehen möchten, um zu sehen, wie gut Sie sie meistern werden und wie sich diese Erfahrung anfühlt.
Je nachdem, wie ich eine Situation subjektiv bewerte, ob als Bedrohung oder als Herausforderung, hat das sehr unterschiedliche Auswirkungen auf mich. Das Stressmodell von Lazarus (Lazarus, 1966) macht deutlich, dass ich eine Situation nur dann als Stress erlebe, wenn ich sie als bedrohlich bewerte. Situationen, die ich als Herausforderung wahrnehme, sind für mich dagegen unproblematisch.
Im neurolinguistischen Programmieren (siehe z. B. Robbins, 1986), kurz NLP, einer zunehmend verbreiteten Sichtweise und Methodik zur Beratung von Menschen, wird deshalb viel mit der Technik des „Reframings“ gearbeitet. Hierbei geht es darum, einen Sachverhalt in einen neuen Bezugsrahmen zu stellen. Man überlegt, was eine schwierige Situation (in diesem Fall der Angstgegner) für positive Aspekte für mich beinhaltet und wie ich ihr anders als bisher begegnen kann. Ich selbst habe mit dieser Technik sehr gute Erfahrungen gemacht und setze sie deshalb mit viel Erfolg in meiner Arbeit mit Athleten ein (siehe z. B. Linz, 2002).
Zusammengefasst kann man also sagen:
Ein Angstgegner ist:
... eine Mannschaft, gegen die ich mehrmals verloren habe.
... eine Mannschaft, deren Spielweise mir nicht liegt.
... eine Mannschaft, gegen die ich nicht gerne spiele.
... eine Mannschaft, für die ich bisher noch nicht die richtige Lösung gefunden habe.
... eine Herausforderung für mich!
Eines ist natürlich ganz wichtig: Wenn Sie als Trainer zu neuen Sichtweisen und Lösungen für die Begegnung mit Ihrem Angstgegner gekommen sind, so müssen Sie von deren Wirksamkeit auch überzeugt sein. Überzeugt sein bedeutet nicht, keinerlei Zweifel zu haben, sondern es meint hier, an die realistische Chance zu glauben. Wenn Sie aber selbst nicht dahinter stehen, weil Sie emotional nicht überzeugt sind, so wird sich das nonverbal auf die Mannschaft übertragen. Also, gewinnen Sie zunächst sich selbst für die neuen Ansätze und erst dann Ihr Team.
16.2 Allgemeine Überlegungen zur Angst im Sport
„Mut ist die notwendige Eigenschaft eines jeden Spitzensportlers. Ein Sportler kann aber nicht mutig sein, ohne vorher Angst gehabt zu haben.“
Bob
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