Erfuellt
Er tat so, als wäre das ein Kinderspiel. Wie sollte ich mich denn einfach von meiner Mutter abwenden? Ich war doch alles, was sie hatte.
»Ich kann nicht. Wie zum Teufel soll ich das denn bitte anstellen?«, fragte ich, hörte auf, auf und ab zu tigern, und lehnte mich an die Wand. Wenn ich mich zwischen Della und meiner Mutter entscheiden müsste, würde ich ganz klar Della wählen. Wenn Mom mich also zum Handeln zwang, würde ich auf Abstand zu ihr gehen. Zuerst aber musste ich ein paar Entscheidungen in Bezug auf den Vorstand treffen. Und ich benötigte dringend einen Anwalt, und zwar meinen eigenen , nicht den ehemaligen meines Vaters. Mit den Leuten, die er in den Vorstand berufen hatte, war ich fertig. Die Dinge lagen jetzt ein bisschen anders, und ich brauchte keine durchgeknallten Anrufe meiner Mutter mehr, die dazu führten, dass irgendwelche Vorstandsmitglieder meine Entscheidungen hinterfragten.
Es war höchste Zeit, dass ich klarstellte, wer hier der Boss war. Mein Team würde nur noch aus Personen bestehen, denen ich vertraute und auf die ich mich hundertprozentig verlassen konnte. Ja, es war Zeit, dass hier im Kerrington Country Clubeine neue Ära anbrach!
»Jace«, sagte ich und sah ihm tief in die Augen.
»Ja?«
»Bist du bereit, Mitglied im Vorstand zu werden?«
Jace runzelte die Stirn. »Bitte was?«
»Ich besorge mir einen Anwalt. Dann feuere ich das alte Team und stelle ein eigenes zusammen.«
Ein breites Grinsen erschien auf Jace’ Gesicht.
»Verdammt, ja!«, sagte er.
Zum ersten Mal seit dem Anruf heute Morgen fühlte ich mich wie befreit. O nein, ich würde nicht zulassen, dass meine Mutter mich kontrollierte. Jetzt hatte ich das Ruder in der Hand. Schließlich hatte mein Großvater alles mir vererbt, sogar ihr Haus gehörte mir. Wenn sie mir unbedingt alles versauen wollte, würde ich es umgekehrt eben genauso machen. Sie war vielleicht meine Mom, aber Della war mein Leben.
Es war jetzt vier Stunden her, dass ich mich von Della verabschiedet hatte. Mist. Die Zeit war wie im Flug vergangen. Ich schnappte mir mein Telefon und rannte zu meinem Pick-up. Als ich sie anrief, ging nur die Mailbox dran. Verflucht! Dellas Wagen stand vor unserem Haus in der Einfahrt. Sie war da, hatte den Anruf wohl einfach überhört. Ich hatte ihr ein Dinner in Seaside versprochen und war jetzt zwei Stunden zu spät dran. Das war ihr gegenüber nicht fair, und ich konnte sie wirklich nicht die ganze Zeit allein zu Hause lassen. Ja, sie musste unbedingt wieder mit mir mit zur Arbeit.
Als ich ins Haus trat, stieg mir der Duft von gebratenem Knoblauch und Tomaten in die Nase. Ich schloss die Tür hinter mir und ließ mich von dem Geruch in die Küche locken. Della stand in einer schwarzen Clubschürze am Herd und rührte in einem Topf.
»Hey«, sagte ich ganz leise, damit sie nicht erschrak.
Sie wirbelte herum und lächelte mich an. Den traurigen Glanz in ihren Augen konnte sie allerdings nicht verbergen. Das war meine Schuld. Dass ich sie einfach hier zurückgelassen hatte, hatte ihr Kummer bereitet. Schließlich hatte sie mit in den Club kommen wollen … Oje. All das würde ich ihr heute Abend in Ruhe erklären müssen.
»Ich habe beschlossen, dass es auch nett wäre zu kochen, anstatt essen zu gehen«, erklärte sie.
Ich trat hinter sie und legte meine Hände auf ihre Hüfte. »Es riecht unglaublich lecker, Süße.«
»Gut. Ich habe nämlich schon seit Ewigkeiten keine Lasagne mehr gemacht. Gar nicht so einfach, diese Sauce gut hinzukriegen.«
Irgendwie klang sie komisch, fast traurig. Das gefiel mir ganz und gar nicht.
»Es tut mir leid wegen heute …«
»Entschuldige dich nicht. Bitte nicht. Du musstest eben arbeiten. Ich weiß das, und es ist okay für mich.«
Gut, sie wollte meine Entschuldigung nicht. Was hatte sie dann bloß so durcheinandergebracht?
»Du solltest morgen wieder mit zur Arbeit kommen«, sagte ich.
»Dazu bin ich noch nicht bereit, glaube ich«, erwiderte sie knapp.
Sie war noch nicht bereit? Heute Vormittag hatte sie es doch noch gewollt – was war jetzt anders?
»Wieso denkst du denn so was? Hattest du heute noch mal einen Anfall?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nur, dass das gerade alles zu viel für mich ist.« Sie drehte sich um und sah mich an. »Lass uns heute Abend nicht darüber sprechen, Schatz. Ich will einfach nur dieses Essen für dich kochen und deine Gesellschaft genießen.«
Ich vergrub mein Gesicht in ihrer Halsbeuge. »Okay«,
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