Erfuellt
und drohte, mich zu überwältigen. Nein, dieses Mal sollte das niemand mitbekommen.
Ich zwang mich zu einem Lächeln, als ich an Vince vorbeilief und zum Aufzug ging. Er stellte keine Fragen, und ich gab auch keine Erklärung ab. Stattdessen richtete ich meine ganze Aufmerksamkeit auf die Schiebetüren des Aufzugs. Sie gingen auf, und ich trat ein. Ich holte immer wieder tief Atem und kämpfte gegen die Dunkelheit an. Das würde jetzt nicht passieren! Nein, nein, nein. Mein Wahnsinn beeinträchtigte seine Arbeit … o Gott. Nein! Immer schön fokussiert bleiben.
Als die Türen sich wieder öffneten, trat ich hinaus und ging direkt zu meinem Auto, das auf dem Parkplatz stand. Sobald ich drin saß, schnappte ich mir sofort mein Handy.
»Tripp«, sagte ich, als er abhob.
»Ja?«
»Du musst mich holen kommen. Es ist Zeit, dass ich hier verschwinde.«
Er schwieg.
»Vertrau mir einfach, ich erkläre dir alles, wenn du da bist. Aber bitte kein Wort zu Woods! Bitte hol mich einfach ab, es ist wirklich höchste Zeit!«
»Was hat er gemacht?«
Ich seufzte laut auf und aktivierte meine letzten Kraftreserven.
»Ach, er hat einfach genug von mir. Meine Probleme belasten ihn zu sehr. Er weiß nur nicht, wie er mir das sagen soll. Bitte, ich muss wirklich weg hier! Ich will jetzt mein eigenes Leben leben.«
»Okay, morgen Mittag könnte ich da sein. Allerdings habe ich gerade nur ein Motorrad.«
»Ich nehm nicht viel mit«, versprach ich.
»Alles klar, den Rest kannst du dir ja nachschicken lassen. Kriegst meine Adresse per SMS .«
»Okay, super.«
»Bist du dir ganz sicher, Della?«
»Ja.«
M eine Mutter hatte die zwei Vorstandsmitglieder angerufen, die meinem Dad am nächsten gestanden hatten, und hatte ihnen erzählt, dass Della jetzt für den Club arbeitete. Dann hatte sie noch weiter ausgeholt und ihnen erklärt, dass Della psychisch labil war und eine Gefahr für den Club darstellte. Sie hatte sich sogar dazu hinreißen lassen, ihr einen Angriff auf sie anzudichten. Nicht zu fassen. Scheinbar hatte meine Mutter vollkommen den Verstand verloren.
Es folgte eine lange Sitzung mit den zwei Herren, in der ich die Auseinandersetzung in Bezug auf Della verlor. Die zwei Vorstandsmitglieder wollten Hintergrundrecherchen zu ihrer Person in Auftrag geben. Ich weigerte mich, dem zuzustimmen. Schließlich ahnte ich, was die Nachforschungen ans Licht bringen würden, und war mir ziemlich sicher, dass Della das sehr unangenehm sein würde. Danach kam Jace in mein Büro marschiert. »Du siehst aus, als würdest du am liebsten ein komplettes Dorf mit deinen bloßen Händen umbringen, Bro. Was ist denn los?« Ich stürzte an ihm vorbei ins Treppenhaus, weil ich einfach nur losbrüllen und auf irgendetwas einschlagen wollte. Dafür war das Treppenhaus ein guter Ort.
Ich rannte zwei Treppenabsätze nach oben, ehe ich meine Faust gegen die Wand schmetterte und alles und jeden verfluchte, der für diesen Scheißdreck verantwortlich war. Della konnte so etwas gerade überhaupt nicht brauchen, jetzt, wo es ihr eigentlich so viel besser ging. Wie sollte ich ihr das nur beibringen?
»Was ist passiert?«, fragte Jace hinter mir. Mir war gar nicht aufgefallen, dass er mir gefolgt war.
»Ach, es geht um meine vermaledeite Mutter. Um sie und Angelina. Das sind einfach zwei böse und durchtriebene Weibsbilder … Wie kommt es nur, dass meine Mutter so schräg drauf ist? Was hat sie und meinen Vater zu so niederträchtigen menschlichen Wesen gemacht? Die denken, sie könnten die Leben von anderen kontrollieren? Das können sie nicht! Dieser Club gehört mir, und wenn ich Lust habe, jeden Arsch, den mein Vater angestellt hat, zu feuern, dann mache ich das auch! Es wird sowieso langsam Zeit für eine neue Belegschaft«, fauchte ich und holte immer wieder tief Luft, um mich zu beruhigen.
»Ich weiß wirklich nicht, wie du es so lange mit dieser Irren ausgehalten hast«, sagte Jace, ließ sich auf den Stufen nieder und sah zu, wie ich mich langsam abregte.
»Na ja, mir blieb ja nichts anderes übrig. Ich konnte sie nicht einfach allein lassen. Aber langsam beeinträchtigt es doch meine Arbeit. Als Angelina noch hier war, hat sie wenigstens geholfen.«
»Du solltest dich wirklich von dieser Psychoscheiße fernhalten, immerhin leitest du ein Unternehmen. Da kannst du nicht alles stehen und liegen lassen, nur weil sie wieder einmal einen ihrer verdammten Anfälle hat. Das Problem musst du dringend klären.« Pah, Jace hatte leicht reden.
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