Erfuellt
gestatte, ihr wehzutun. Das könnte ich keinem verzeihen.«
Der verkniffene Zug um den Mund meiner Mutter war Antwort genug. Sie akzeptierte es nicht. Aber heute war vielleicht auch nicht der richtige Tag, um sie von meinen Gefühlen für Della zu überzeugen. Sie trauerte um einen Mann, auf den ich immer noch stinkwütend war.
»Wenn du irgendetwas brauchst, ruf mich bitte an. Oder wenn du bereit bist, ohne Groll auf Della mit mir zu sprechen. Wir werden uns irgendwann noch mal darüber unterhalten. Du bist meine Mutter, und ich liebe dich. Aber ich werde dich weder in Dellas Nähe lassen noch dich ihr vorziehen. Bitte sei dir über eins im Klaren: Wenn du mich je vor die Wahl stellst, werde ich mich ohne zu zögern für sie entscheiden.«
Ich ging zu meiner Mutter und drückte einen Kuss auf ihre Stirn, ehe ich ohne ein weiteres Wort an Angelina vorbeizog. Höchste Zeit, dass ich zurück nach Hause ging. Della kam allein nicht besonders gut zurecht. Ich war immer etwas besorgt, wenn ich sie zurückließ.
W oods hatte noch immer nicht geweint. Zeigte bis jetzt nicht die geringste Gefühlsregung, und das gefiel mir überhaupt nicht. Ich wollte, dass er trauerte. Ja, es wäre wirklich besser gewesen, seinen Tränen freien Lauf zu lassen, statt sie mir zuliebe zurückzuhalten. Bei dem Gedanken daran, dass er meinetwegen seine Gefühle unterdrückte, drehte sich mir der Magen um. Als sein Vater mich weggejagt hatte, hatte er gleichzeitig auch Verrat an Woods begangen. Aber ich hatte den Ausdruck in seinem Gesicht gesehen, wann immer er seinen Vater angeschaut hatte. Seine Anerkennung hatte Woods viel bedeutet, weil er ihn trotz allem geliebt hatte. Und deswegen war es jetzt so wichtig, dass er sich diesem großen Verlust stellte.
»Della?« Woods kam ins Wohnzimmer. Er blickte sich im Raum um und entdeckte mich dann draußen auf dem Balkon. Sofort ging er auf die Glastür zu. In seinem Blick lag eine Entschlossenheit, die mir fast Sorgen machte. Er kam heraus und stellte sich neben mich.
»Hey, ist es gut gelaufen?«, fragte ich, ehe er mich in den Arm nahm und mich fest an sich zog. Das hatte er in der vergangenen Woche sehr oft getan.
»Ach, meine Mutter befindet sich gerade in der Trauerphase. Wir reden weiter, wenn sie das alles ein bisschen verarbeitet hat«, flüsterte er in mein Haar. »Ich habe dich vermisst.«
Ich lächelte ihn an. »Du warst gerade mal eine Stunde weg. Da hattest du doch gar nicht genug Zeit, um Sehnsucht zu bekommen!«
Woods fuhr mit seinen Fingern durch mein Haar, strich es zur Seite und umschloss dann mein Gesicht mit seinen Händen.
»Ich habe in der Sekunde, in der ich aus dem Haus getreten bin, begonnen dich zu vermissen. Am liebsten hätte ich dich immer bei mir.«
Ich lächelte und küsste seine Hand. »Das geht nicht.«
Woods zog die finstere Miene, die ich schon so gut kannte.
»Ich will aber nicht ohne dich sein.« Er legte eine Hand auf meine Hüfte und zog mich an sich. »Ich kann mich auch überhaupt nicht konzentrieren, wenn ich dich nicht berühren kann!«
Ich grinste und drückte einen Kuss auf die Innenseite seines Handgelenks. »Wenn du mich anfasst, können wir uns doch gar nicht mehr bremsen.«
Woods schob seine Hand unter mein Shirt. Als sie sich meiner Brust langsam näherte, erschauerte ich. »Jetzt gerade will ich mich auch überhaupt nicht bremsen lassen«, hauchte Woods.
Ich mich auch nicht. Trotzdem war ich mir sicher, dass er jetzt eigentlich Redebedarf hatte … dass es ihm guttäte, über alles zu sprechen.
Sein Handy läutete, und wir hielten inne. Sofort nahm sein Gesicht einen angespannten Ausdruck an, und er zog bedauernd seine Hand unter meinem Shirt hervor.
»Ja bitte?«, sagte er in seinem Business-Tonfall und sah mich entschuldigend an. »Ja, ich bin in fünf Minuten da. Sagen Sie ihm, dass wir uns im Büro meines Vaters … in meinem Büro treffen.«
Es fiel Woods offensichtlich ziemlich schwer, das Büro seines Dads schon als sein eigenes zu bezeichnen. In Momenten wie diesen bekam ich eine kleine Ahnung von dem Schmerz, den er so hartnäckig ignorierte und der doch in ihm rumorte.
»Das war Vince. Ein paar Vorstandsmitglieder sind in der Stadt und wollen mich in einer Stunde treffen. Gary, der Berater und beste Freund meines Vaters, möchte mich vorher noch kurz briefen. Es tut mir leid«, sagte er, griff nach meiner Hand und zog mich an sich.
»Das muss es doch nicht. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, lass es mich wissen,
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