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Erfuellt

Erfuellt

Titel: Erfuellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbi Glines
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nicht geschrien. Ich wollte mir wirklich keine unberechtigten Hoffnungen machen, aber das war vorher noch nie vorgekommen. Vorsichtig öffnete ich die Tür und trat hinaus in den dunklen Flur. Braden schlief wahrscheinlich noch, und ich wollte sie nicht wecken. Aber ich musste dringend begreifen, was eben passiert war. Also tappte ich Richtung Küche, um einen Schluck Wasser zu trinken.
    Braden stand mit einem Glas Milch in der Hand am Küchentresen und starrte gedankenverloren vor sich hin, als ich ins Zimmer kam. Ihr Blick blieb an mir hängen.
    »Della, ist alles okay? Ich habe dich gar nicht gehört.«
    Einen Moment verharrte ich und ließ die Tatsache, dass ich tatsächlich von Mom geträumt hatte, ohne eine Panikattacke zu bekommen, kurz sacken.
    »Ich habe von meiner Mutter geträumt. Von meinem Leben damals. Und … und … Ich bin eben aufgewacht und … da war kein Blut. Gar keins. Ich bin einfach nur wach geworden.«
    Braden starrte mich an, während ihr klar wurde, was ich da gerade gesagt hatte. Dann stellte sie ihr Glas ab, stürzte auf mich zu und drückte mich an sich.
    »Es geht dir besser! Schon jetzt!«, sagte sie mit tränenerstickter Stimme.
    Auch mir war nach Heulen zumute. Vielleicht, weil mir gerade dämmerte, dass ich eines Tages glücklich sein könnte. Dass diese Chance tatsächlich bestand. Was, wenn ich doch stark war? Wenn sich hinter all der Angst und Panik doch jemand verbarg, der tapfer und mutig war und alleine zurechtkam?
    »Ich glaube, es geht bergauf mit mir«, sagte ich laut, um mich selbst in diesem Gedanken zu bestärken.
    Braden drückte mich noch fester an sich. »Ich weiß, dass es so ist. Ich weiß es.«
    Eine Weile standen wir eng umschlungen da. Dann löste ich mich aus der Umarmung. »Ich werde nicht völlig den Verstand verlieren und so werden wie sie.«
    Braden wischte sich die Tränen von den Wangen. »O nein, auf keinen Fall. Ich habe das immer gewusst.«
    »Aber ich nicht. Ich hatte sie ja Tag für Tag vor der Nase und konnte mir nichts Schlimmeres vorstellen, als irgendwann genauso zu enden.«
    »Sie hat dich zwar großgezogen, aber sie war nie deine Mutter.«
    Ich nickte.
    »Ich möchte … Ich würde gern meinen leiblichen Vater kennenlernen. Es ist mir sehr wichtig, ihn und seine Familie zu treffen.«
    Braden nickte zustimmend. »Ja, okay. Das halte ich auch für eine gute Idee.«
    Ich wandte mich ab und wollte zurück ins Bett.
    »Della«, sagte Braden.
    Ich sah sie an. »Ja?«
    »Ruf ihn an.«
    Sie sprach nicht von meinem leiblichen Dad, nein, sie sprach von Woods. Ich hätte alles, wirklich alles darum gegeben, seine Stimme zu hören. Aber ich konnte nicht. Er hatte nicht einmal versucht, Kontakt aufzunehmen. Ich hatte ihn losgelassen, und er war gegangen. Da konnte ich ihn jetzt nicht belästigen.
    »Ich kann nicht.«
    »Er vermisst dich«, erwiderte sie.
    »Das kannst du doch gar nicht wissen. Du vermutest es nur, weil du denkst, dass das zwischen uns die große Liebe war. Aber Woods hat scheinbar Zukunftspläne, in denen ich nicht vorkomme. Er hat jetzt, was er wollte, und ich werde ihm nicht auf die Nerven gehen.«
    Braden stöhnte frustriert auf. »O Della, das würdest du doch auch nicht, wenn du ihn einfach mal anrufst!«
    Sie liebte mich und begriff nicht, was ich ihr zu erklären versuchte. Ich wusste es einfach besser.
    »Nein, Braden. Ich lasse ihn ab jetzt sein Leben leben. Meinen Weg habe ich sicher auch bald gefunden. Zuerst muss ich aber mal mit meiner Vergangenheit klarkommen.«
    Als ich zurück in mein Zimmer ging, sagte sie nichts mehr. Ich schloss leise die Tür und wartete noch einen Moment lang ab, ob sie mir folgen würde. Dann ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Ich wollte nicht, dass Braden das mitbekam. Bestimmt rief sie jetzt Woods an und versuchte, die Sache in Ordnung zu bringen. Das würde zwar nicht funktionieren, aber das sah sie scheinbar anders.
    Trotzdem wusste ich, dass meine Wunden heilen würden. Ich hatte eine Zukunft. Und ich musste akzeptieren, dass es mein größter Fehler gewesen war, Woods aufzugeben. Ich hätte ihn nie verlassen dürfen, sondern stärker sein und härter kämpfen sollen. Zu spät. Das würde ich den Rest meines Lebens bereuen.

I rgendwo weit weg läutete mein Handy. Ich hörte es zwar, konnte es aber nicht finden. Es war viel zu dunkel. Ich schlug die Augen auf, und das Läuten begann erneut. Mist! Das war kein Traum gewesen. Ich setzte mich auf und griff nach meinem Handy. Es war nach drei Uhr

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