Erfuellt
Toilette gehen zu lassen. Ich hatte ihn entlassen, bevor ich in Versuchung geriet, ihn mit meinen eigenen Händen zu erwürgen.
»Sie fährt weg?«
Harry nickte. »Ja, Sir. Ich bringe sie um neun zum Flughafen«, erwiderte er.
»Danke, Harry.«
Ich lief zur Haustür. Anklopfen musste ich nicht, da sie ohnehin offen war. Die Reinigungskraft Martha stand vor mir und knetete nervös ihre Hände. Bestimmt hatte sie mitbekommen, wie wütend meine Mutter war. Ich lächelte sie beruhigend an und ging ins Haus. Unten am Treppenabsatz blieb ich stehen und rief: »Mutter! Ich bin da!«
Dann drehte ich mich zu Martha um. »Schon in Ordnung, Martha. Machen Sie ruhig mit Ihrer Arbeit weiter. Sie wird mich schon nicht umbringen, auch wenn sie das vielleicht mehrfach angekündigt hat.«
Martha sah nicht unbedingt überzeugt aus, nickte aber und eilte davon.
Mutter erschien am oberen Treppenabsatz, die Handtasche über dem Arm.
»Ich gehe weg«, verkündete sie, als wäre das nicht ohnehin offensichtlich.
»Das sehe ich«, gab ich zurück.
Sie stöckelte die Treppe hinab, und ich wartete auf weitere Erklärungen.
»Du hast beschlossen, die Hinterlassenschaft deines Vaters zu verraten. Hast alles ruiniert, was er mühsam aufgebaut hat. Die Männer, die du rücksichtslos entlassen hast, haben über dreißig Jahre für den Kerrington Country Club gearbeitet. Es sind enge Vertraute. Und du streckst ihnen einfach die Zunge raus, du elender Kindskopf. Ich will nicht hierbleiben und dir dabei zusehen, wie du das Lebenswerk deines Vaters zerstörst. Dein Großvater war dumm, er hätte dir niemals alles überschreiben sollen. Ein fünfundzwanzigjähriger Junge ohne Erfahrung kann ein solches Unternehmen einfach noch nicht leiten.«
Ich ließ ihre Wuttirade stumm über mich ergehen. Scheinbar brauchte sie das, und es war höchste Zeit, dass ich ihr die Möglichkeit dazu gab. Als sie ihren zornigen Blick auf mich richtete und mich wortlos ansah, beschloss ich, dass jetzt ich dran war.
»Diese Leute waren die Vertrauten meines Vaters , nicht meine. Ich habe Personen angestellt, die mir nahestehen. Eine Veränderung war wirklich fällig. Ab jetzt wird im Club einiges anders laufen. Ich bin nicht wie Vater, weißt du? Aber ich gebe jeden Tag mein Bestes, um so zu sein wie der Mann, der den Club wirklich aufgebaut hat. Ich verehre Großvater sehr und hoffe, dass ich seines Erbes eines Tages würdig sein werde. Dir wünsche ich von Herzen eine gute Reise und hoffe, dass du dich mal bei mir meldest. Ich will schließlich wissen, dass es dir gut geht. Weißt du, Mutter: Ich liebe dich. Du musst mir ja nicht glauben und kannst auch darauf pfeifen, wenn du willst, aber es ist so. Du bist immer noch meine Mom. Das wird sich auch nie ändern.«
Sie öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. Ich war sicher, dass sie mich im Grunde ihres Herzens ebenfalls liebte. Im Moment war ihr Stolz aber viel zu groß, um sich das einzugestehen. Sie hängte sich ihre Handtasche über ihre Schulter und sah zur Tür.
»Ich fahre zu unserem Apartment in Manhattan. Da wohnen auch ein paar Freunde von mir, und ich ziehe es vor, in Zukunft dort zu leben. Rosemary hat sich sehr verändert.«
Ja, das hatte es allerdings. Und ich hoffte sehr, dass es so weiterging.
»Ich wünsche dir, dass du glücklich wirst«, antwortete ich.
Sie würdigte mich keines Blickes mehr. Ich sah ihr zu, wie sie aus der Haustür stolzierte, hörte das Klacken ihrer High Heels im Haus nachhallen. Eines Tages würde sie zurückkommen. Eines Tages würde sie mich lieben. Aber jetzt musste sie gehen und sich ganz ihrer Wut auf mich hingeben. Und ich musste ihr das zugestehen.
N ile Andrews hatte meine Augen. Oder ich seine, wie auch immer. Als er mich im Restaurant zum ersten Mal musterte, merkte ich, dass es ihm auch sofort auffiel.
Bei diesem Treffen war ich sogar noch nervöser als bei dem mit Glenda. Einen Vater hatte ich schließlich nie gehabt. Ich hatte keine Ahnung, wie sich das anfühlte … Wie die Begegnung mit dem Mann, dessen Sperma ich mein Leben verdankte, sein könnte. Auf jeden Fall war ihm diese Verabredung ebenso wichtig gewesen wie mir. Wenige Stunden nachdem ich ihn morgens angerufen hatte, hatte er auch schon einen Flug nach Atlanta gebucht und vorgeschlagen, dass wir uns um sieben Uhr abends desselben Tages in diesem Restaurant treffen könnten. Seine Entschlossenheit und sein Wunsch, so schnell herzukommen, hatten mich ziemlich überrascht. Im Prinzip
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