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Erfuellt

Erfuellt

Titel: Erfuellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbi Glines
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hatte ich damit gerechnet, dass er irgendwelche Ausreden erfinden würde.
    »Hallo, Della«, sagte er, stand auf und reichte mir die Hand.
    »Hey, Nile«, sagte ich leise und legte meine Hand in seine. Er war ziemlich groß. Glenda hatte ja erzählt, dass er Basketball gespielt hatte, und jetzt wusste ich auch, warum. Sein Haar war dunkel und bildete einen schönen Kontrast zu seinen strahlend blauen Augen. Ein attraktiver Mann. Ich konnte verstehen, dass Glenda als Teenager total in ihn vernarrt gewesen war.
    »Ich bin so froh, dass Sie mich treffen wollten. Auf diesen Anruf habe ich gewartet, seit Glenda mir erzählt hat, dass sie Sie tatsächlich gefunden hat.«
    Er hatte mich damals nicht gewollt. Aber er war erst siebzehn gewesen, das konnte ich ihm nicht vorwerfen. Er war einfach noch nicht bereit gewesen für Kinder. Nicht richtig.
    »Glenda war mir sofort sympathisch«, sagte ich. »Übrigens – wollen wir uns nicht duzen?«
    Nile grinste und setzte sich ebenfalls, nachdem ich Platz genommen hatte. »Sehr gern. Und ja, Glenda ist was ganz Besonderes.«
    In seinem Blick lag eine Zärtlichkeit, die mich erstaunte. Er musste sie wirklich mal sehr geliebt haben. Auch wenn er jung gewesen war, mussten seine Gefühle tief und echt gewesen sein. Und irgendwie waren sie wohl auch nie ganz verschwunden. Dieser weiche Ausdruck stand nicht in Glendas Augen, wenn sie von Nile sprach. Sie bewunderte zwar den Mann, der aus ihm geworden war, und sagte auch, dass seine Frau phantastisch war und perfekt zu ihm passte. Aber Niles Reaktion war doch eine andere.
    »Sie hat dir wahrscheinlich schon erzählt, was damals passiert ist?«, fragte er.
    Ich nickte. »Ja, und ich konnte es nachvollziehen. Ihr wart beide sehr jung.«
    Er sah mich einen Moment lang forschend an und schüttelte dann den Kopf. »Du siehst ihr so ähnlich. Unglaublich. Aber du hast meine Augenfarbe! Meine anderen Mädels haben die ihrer Mutter geerbt. Aber du hast meine.«
    Seine anderen Mädels. Er hatte ihnen keine Sonderposition gegeben. Für ihn gehörte ich dazu. Dabei kannte ich ihn überhaupt nicht, hatte bis vor ein paar Tagen noch nicht einmal von seiner Existenz gewusst. Ihm hingegen war immer klar gewesen, dass es mich gab.
    »Wusstest du denn, dass ich ein Mädchen bin … ehe Glenda dich angerufen hat?«
    Er runzelte die Stirn, dann erschien ein kleines Lächeln auf seinen Lippen.
    »Ja. Sie hat es mir damals gesagt. Hat mir erzählt, dass sie dich im Arm gehalten hat, nachdem du auf die Welt gekommen bist. Dass du absolut vollkommen warst und sie dich trotzdem weggegeben hat. In dieser Nacht habe ich mir die Kante gegeben, und zwar so richtig. Habe den Wagen meines Vaters zu Schrott gefahren und hätte fast mein Stipendium verloren. Eine Zeit lang war ich ziemlich selbstzerstörerisch drauf, muss ich sagen. Ich war zwar selbst noch ein halbes Kind, aber ich musste ständig an das kleine Mädchen denken, dessen Gesicht ich vielleicht niemals sehen würde und das dennoch meines war. Ein kleines Mädchen, das ich niemals im Arm halten und niemals küssen würde.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es war das Schlimmste, was ich je erlebt habe. Dann ist Glenda umgezogen. Ohne irgendeine Erklärung war sie plötzlich verschwunden. Dreizehn Jahre lang habe ich sie weder gesehen noch von ihr gehört. Und eines Tages rief sie plötzlich an und meinte, dass sie dich suchen wolle. Ich wollte nicht. Nicht, weil ich dich nicht sehen wollte, denn das wollte ich! Nein, ich hatte Angst, ihr zu begegnen. Sie, ähm …« Er räusperte sich und zupfte an seinem Kragen herum.
    »Weißt du, sie war die Liebe meines Lebens. Und auf einmal war sie weg. So etwas verwindet man nie wirklich.«
    Ich war kurz davor zu sagen, dass nicht sie ihn, sondern er sie hängen gelassen hatte, aber ich hielt den Mund. Mittlerweile waren ohnehin beide verheiratet und hatten Kinder.
    »Wie sind deine Töchter denn so?«, fragte ich. Ich hatte ja nie Geschwister gehabt, zumindest keine, an die ich mich erinnern konnte. Jetzt fand ich es schwer zu begreifen, dass ich tatsächlich Halbschwestern hatte. Ich war daher ziemlich neugierig, und es interessierte mich sehr, ob sie mir vielleicht ein wenig glichen.
    Glendas Tochter Samantha, die von allen Sammy genannt wurde, war noch recht jung, aber schon ein richtiger Freigeist. Sie hatte mir gesagt, dass ich wie eine Prinzessin aussähe. Dann hatte sie sich erkundigt, ob ich ein Flugzeug fliegen könne, und erzählt, dass sie das eines Tages

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