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Erfuellt

Erfuellt

Titel: Erfuellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbi Glines
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hatte Nate auf ihrer Hüfte sitzen, als sie mir die Tür öffnete. Mit seiner kleinen Hand hatte er eine dicke Strähne ihres platinblonden Haars gepackt und zog ziemlich kräftig daran.
    »Komm rein«, sagte sie, den Kopf in seine Richtung geneigt. »Muss mich nur kurz befreien und diesen kleinen Quälgeist ins Bett stecken – bin gleich wieder da! Auf dem Küchentisch steht Tee. Autsch! Nate, das tut Mommy weh !«
    Ich versuchte, das Lachen zu unterdrücken. Ein leises Kichern entwischte mir dann aber doch.
    Blaire grinste und verdrehte die Augen. »Er hat es irgendwie mit meinem Haar. Wenn er so weitermacht, habe ich bald eine Glatze!«
    »Na, dann bring dich in Sicherheit! Ich hole mir schon mal was zu trinken«, meinte ich. Sie warf mir ein entschuldigendes Lächeln zu und ging zu der Treppe mit den breiten, kunstvoll gearbeiteten Stufen. Das ganze Haus war absolut phantastisch. Rushs Dad hatte es für ihn gekauft, als er noch ein Kind war. Und früher hatte seine Mutter hier gelebt, wenn sie in der Stadt war. Im Moment sprachen sie aber nicht miteinander.
    Ich ging durchs Haus und blieb vor einem lebensgroßen Porträt von Nate stehen, das über dem Kamin hing. Sah ganz so aus, als würde er irgendwann genauso helles Haar haben wie seine Mom. Je länger es wurde, desto blonder wirkte es.
    Die Küche mit der sehr hohen Decke lag am anderen Ende eines Flurs. Gerahmte Fotos der kleinen Familie bedeckten die Wände wie ein Mosaik. Es waren keine professionellen Aufnahmen, eher Schnappschüsse, die beim Spielen am Strand oder beim Geschenkeauspacken zu Weihnachten entstanden waren. Auf einem konnte man Rush sogar mit Nate auf dem Schoß auf einer Rutsche sitzen sehen. Ein Typ wie Rush auf einer Kinderrutsche – das war wirklich ein Bild für die Götter!
    In der Küche schenkte ich mir ein schönes Glas Tee ein. Die Tür zur Vorratskammer stand offen, und ich lugte hinein. Von dem kleinen, unter der Treppe versteckten Zimmer, in das man nur gelangte, wenn man durch die Speisekammer ging, hatte ich schon gehört. Hier hatte Rush Blaire erst einmal untergebracht, als sie auf der Suche nach ihrem Dad nach Rosemary gekommen war.
    Ich lächelte und fragte mich, ob sie in dem Zimmerchen wohl manchmal … kleine Gedenkveranstaltungen abhielten.
    Es klingelte an der Tür, und ich hörte Blaires Schritte durch den Flur hallen, als sie die Treppe hinuntersprang. Ich hatte mich schon gefragt, ob Bethy wohl wirklich kommen würde, nachdem sie sich ja momentan eigentlich nirgendwo blicken ließ.
    Die zwei Frauen traten in die Küche, und mein Blick traf den leeren, kummerzerfressenen von Bethy. Ich stellte mein Glas ab, trat wortlos zu ihr und umarmte sie. Sie machte den Eindruck, als könnte sie das jetzt brauchen.
    »Du hast mir gefehlt«, sagte ich.
    Kraftlos schlang sie ihre Arme um mich. »Danke«, schniefte sie.
    »Bitte kein Geheule! Wir knuspern jetzt die Cookies, die ich gemacht habe, verzichten ausnahmsweise aufs Kalorienzählen und unterhalten uns in aller Ruhe. Basta«, verkündete Blaire und platzierte ein abgedecktes Tablett auf dem Tisch.
    Ich war mir zwar nicht ganz sicher, ob diese Masche funktionieren würde, aber Blaire wirkte wild entschlossen. Bethy versuchte ganz offensichtlich, sich zu sammeln. Dann nahm sie mir gegenüber Platz.
    »Na schön, vielleicht sollten wir doch erst mal heulen«, sagte Blaire, als sie sah, wie zerknittert Bethys Gesicht war. »Sprich dich aus. Red dir alles von der Seele, wenn du magst. Wir hören dir zu.«
    Bethy hob den Blick und schüttelte den Kopf.
    »Nein, vom Weinen habe ich die Nase voll. Vom Traurigsein auch. Ich will einfach wieder lächeln können.«
    »Ach, Süße. Wir haben zwar noch nie den Mann verloren, den wir lieben, aber dennoch wissen wir, was der Verlust eines wichtigen Menschen bedeutet. Meine Mutter und meine Schwester sind nicht mehr am Leben. Della hat ebenfalls ihre Mom verloren. Wir wissen beide, dass das wehtut, und wir wollen, dass du schreist und tobst – ganz egal, was nötig ist –, damit du es rauslassen kannst. Und dann isst du Kekse und denkst an lustige Geschichten. An Sachen, mit denen Jace dich zum Lachen gebracht hat. Erinnere dich an die schönen Momente mit ihm. Irgendwann werden sie die schlimmen Bilder jener Nacht überdecken. Das verspreche ich dir.«

J immy hatte angerufen, um mir mitzuteilen, dass ich Grant aus der Bar abholen sollte. Er hatte zu tief ins Glas geschaut und nun begonnen, den neuen Golflehrer als Waschlappen zu

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