Erfuellt
beschimpfen. Gar nicht gut. Morgen würde er das ziemlich bereuen.
Ich lief zur Bar und vorbei an Jimmy, der amüsiert grinsend den Kopf schüttelte. Grant lehnte am Tresen und bemühte sich verzweifelt darum, den neuen Barkeeper davon zu überzeugen, dass er ein Kongressmitglied sei und ihm ein weiterer Drink zustünde.
»Ich übernehme mal«, sagte ich dem neuen Angestellten, der darüber ziemlich erleichtert wirkte.
Grant wirbelte herum und stolperte beinahe über einen Stuhl.
»Ey, Woods! Du bist es. Besorg mir noch einen Kurzen, Kumpel!«, lallte er. Grant nannte Leute nur dann Kumpel, wenn er wirklich rotzbesoffen war.
»Das kannst du knicken!«, erwiderte ich und packte ihn. »Los, Abmarsch. Für heute Abend reicht es.«
Grant wand seinen Arm aus meinem Griff.
»Will aber nich’ heim! Will hierblei’n. Hier isses schön. Viel besser, jawoll. Wenn ich jetz’ heimgeh’« – er senkte die Stimme, sprach aber immer noch sehr laut –, »dann kommt sie.«
»Wer ist, bitte schön, sie ?«, fragte ich, griff erneut nach seinem Arm und zerrte ihn auf die Beine. Ehe er protestieren konnte, schubste ich ihn Richtung Ausgang.
»Sie ist sie , klar?«, flüsterte er lautstark.
»Klar, total logisch. Junge, wie viel hast du denn bloß getrunken?«
Sobald wir im Freien waren, sah Grant sich hektisch um und bemerkte scheinbar jetzt erst, dass wir uns nach draußen bewegt hatten.
»Ah, Mist. Hast mich ausgetrickst, du Halunke! Wir sin’ ja nich’ mehr in der Bar!«
»Wieso willst du denn nun nicht nach Hause? Du solltest dringend deinen Rausch ausschlafen.«
Grant ließ seinen Blick umherschweifen, als wäre er auf der Suche nach jemandem, der eine hochbedeutsame Geheiminformation für ihn bereithielt.
»Sie ist Nan. Immer Nan. Un’ sie ist sauer. Un’ wenn sie sauer ist, dann wird sie besitzergreifend. Un’ dann unverschämt. Un’ dann macht sie Sachen mit mir, un’ ich lass sie die Sachen machen, aber jetz’ will ich das nich’, weil ich sie ja noch nich’ mal mag. Also kann ich nich’ nach Hause.«
Nichts von seinem Gebrabbel ergab Sinn – außer dass er Nan nicht mochte. Das tat ja schließlich niemand. Ich war mir ganz sicher, dass es einen Twitter-Hashtag gab, der #NanHasser hieß.
»Willst du vielleicht erst einmal in einem der Zimmer hier unterkriechen?«, fragte ich, während der neben mir hertaumelte und sich schließlich auf eine Bank fallen ließ.
»Oh, darf ich? Hier kann sie mich nich’ finden, oder?«
Garantiert hatte ich Grant seit Internatszeiten nicht mehr so besoffen erlebt. Nan schien ihm wirklich schwer zu schaffen zu machen.
»Man sollte wirklich meinen, dass du deine Lektion, was Nan betrifft, langsam gelernt hast! Sie ist pures Gift. Warum sollte man ihr auch nur nahe kommen?«
Grant stieß einen lauten Seufzer aus und lehnte sich nach vorn.
»Übergib dich ja nicht auf die verdammten Backsteine, ja? Das hier ist ein Country Club, keine heruntergekommene Bar.«
Er hob den Kopf und sah mich aus glasigen Augen an.
»Ich trink doch nich’ wegen Nan. Sondern wegen ihr. Sie is’ so unglaublich … so verflucht … Scheiße, weiß auch nich’, was sie ist. Sie hat mich völlig durcheinandergebracht. Will mich nich’ sehen. Nich’ mit mir reden. Nix. Wird bewacht, als wär’ sie die Queen. ’n Haufen Rockstars tun so, als wär ich ’n Riesenproblem. Bin ich nich’. Will sie nur sehen. Muss ihr was erklären.«
Wovon zum Teufel sprach er da? »Ich komme nicht mehr mit, Kumpel. Du redest nur noch wirres Zeug. Los, wir bringen dich in ein Zimmer.«
»Sie hat diese endlosen Beine, weißte? Viel Bein … ganz schön viel Bein! Sie sind weich. Total weich!«, brabbelte er vor sich hin, während ich ihn zum Pick-up zerrte.
»Nan?«
Grant spie aus. »Scheiße, nö! Geht doch nich’ um Nan! Sie ist doch die böse Schlampe, die alles verdorben hat. Verdirbt immer alles, diese Nan.«
Ich setzte ihn in den Wagen, schloss die Tür und stieg ebenfalls ein. Dann ließ ich vorsichtshalber die Fenster nach unten. »Wenn du kotzen musst, dann bitte nicht in mein Auto«, befahl ich ihm und ließ den Motor an.
»Sie hat diese Beine, weißte«, wiederholte Grant nachdenklich.
»Jepp, das hast du schon erwähnt.«
»Nee, nee, du verstehst es nich’. Es sind Beine direkt aus’m Himmel.«
Irgendwer hatte ihm scheinbar ganz schön den Kopf verdreht, und ich war dankbar, dass es nicht Nan war. Immerhin etwas. Genauso dankbar wäre ich, wenn ich ihn gleich aus dem Wagen
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