Erfuellung
werde das bestimmt vermasseln. Und dann wirst du abhauen wollen.«
»Inzwischen nicht mehr«, entgegnete ich. »Hast du das nicht bemerkt?«
»Ich habe gestern Abend bemerkt, wie du ins Meer gerannt und wie ein verdammter Stein abgesoffen bist.« Er lehnte sich vor und sah mir offen in die Augen. »Bitte lehne den Ehevertrag nicht grundsätzlich ab. Wenn in dieser Fassung keine Punkte sind, die dir völlig gegen den Strich gehen, dann akzeptier ihn einfach. Mir zuliebe.«
Ich setzte mich in meinen Stuhl zurück. »Wir haben wirklich noch einen langen Weg vor uns, du und ich«, sagte ich leise. »Kein amtliches Dokument wird uns dazu bringen können, aneinander zu glauben. Ich spreche hier von Vertrauen, Gideon.«
»Ja, schon …« Er zögerte. »Aber ich hab eben kein Vertrauen in mich selbst, dass ich nicht wieder alles versaue, und dir fehlt das Vertrauen in dich und dass du mir alles bieten kannst, was ich brauche. Unser Vertrauen in den jeweils anderen ist schon völlig in Ordnung, und den Rest können wir gemeinsam erreichen.«
»Okay.« Ich sah, wie seine Augen aufleuchteten, und wusste, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, auch wenn ich weiterhin der Meinung war, dass wir uns ruhig noch mehr Zeit lassen sollten. »Ich habe allerdings einen Änderungswunsch.«
»In Ordnung.«
»Es geht um den Namen.«
»Nicht verhandelbar«, erklärte er rundheraus und unterstrich das Ganze mit einer kategorischen Handbewegung.
Ich hob eine Augenbraue. »Hör auf, dich wie ein bescheuerter Neandertaler aufzuführen. Ich möchte nur den Namen meines Dads dazusetzen. Er hat sich das damals bereits gewünscht, und es stört ihn schon sein Leben lang. Für mich ist dies eine Gelegenheit, die Sache zu korrigieren.«
»Also Eva Lauren Reyes Cross?«
»Eva Lauren Tramell Reyes Cross.«
»Ein ganz schöner Zungenbrecher, mein Engel«, sagte er gedehnt. »Aber tu’s, wenn es dich glücklich macht. Mehr will ich nicht.«
»Und ich will nur dich«, sagte ich und lehnte mich vor, um einen Kuss zu bekommen.
Er berührte sanft meine Lippen. »Dann los, machen wir es amtlich.«
Ich heiratete Gideon Geoffrey Cross barfuß an einem Strand in der Karibik mit dem Hotelmanager und Angus McLeod als Trauzeugen. Von Angus’ Anwesenheit hatte ich gar nichts mitbekommen, aber ich freute mich, dass er da war.
Es war eine kurze, wunderschön schlichte Zeremonie. Ihren strahlenden Gesichtern war deutlich anzumerken, wie geehrt sich der Priester und Claude fühlten, Gideons Hochzeit durchführen zu dürfen.
Ich trug das schönste Kleid, das ich im Schrank finden konnte. Schulterfrei, mit Rüschen von der Brust bis zur Taille und einem bodenlangen, weit schwingenden Rock, der mit Blüten aus Seidenorganza bestickt war. Es war ein süßes, aber dennoch aufregendes, romantisches Brautkleid. Meine Haare trug ich in einem kunstvoll verwuschelten Dutt, in dem eine rote Rose steckte. Das Hotel hatte ein Jasminbukett mit weißen Schleifen besorgt.
Gideon hatte sich für eine grafitfarbene Hose entschieden, und sein weißes Hemd hing locker darüber. Auch er war barfuß. Ich weinte, als er das Ehegelöbnis nachsprach. Seine Stimme klang fest und sicher, auch wenn seine Augen das Verlangen, das heiß in ihm loderte, verrieten.
Er liebte mich so sehr.
Die ganze Zeremonie war intim und überaus persönlich. Perfekt.
Ich vermisste meine Mom, meinen Dad und Cary. Ich vermisste Ireland, Stanton und Clancy. Aber als Gideon sich herabbeugte, um die Vermählung mit einem Kuss zu besiegeln, flüsterte er: »Wir werden dies hier wiederholen. So oft, wie du willst.«
Ich liebte ihn so sehr.
Angus trat vor und küsste mich auf beide Wangen. »Es freut mich, Sie beide so glücklich zu sehen.«
»Danke, Angus. Sie haben viele, viele Jahre wirklich gut auf ihn aufgepasst.«
Er lächelte, und seine Augen glänzten, als er sich zu Gideon wandte. Er sagte etwas, bei dem der Akzent seiner schottischen Heimat so stark durchklang, dass ich mir nicht einmal mehr sicher war, ob er überhaupt noch Englisch sprach. Was auch immer er sagte, Gideons Augen wurden ebenfalls feucht. Wie sehr mochte Angus wohl für Gideon über die Jahre hinweg die Rolle des Ersatzvaters übernommen haben? Ich würde ihm ewig dankbar bleiben für die Unterstützung und Zuneigung, die er Gideon zukommen ließ, als er sie am dringendsten benötigte.
Wir schnitten eine kleine Torte an und stießen auf der Terrasse mit Champagner an. Wir trugen auf Bitte des Priesters unsere
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