Erfuellung
Gideon zu erhaschen. Es war schon verrückt, wie aufgeregt ich bei diesem Gedanken wurde, nachdem er sich bereits die ganze Nacht in all seiner nackten Pracht mit mir im Bett herumgewälzt hatte.
Ein schiefes Lächeln umspielte meine Lippen, als ich durch die kupferumrahmten Drehtüren des Crossfire Buildings schritt und die weitläufige Lobby betrat. Wenn ein Gebäude in der Lage war, einen Mann zu verkörpern, dann stand das Crossfire Building für Gideon. Die marmornen Böden und Wände vermittelten den Eindruck von Macht und Reichtum, während die Kobaltglasfassade ebenso markant war wie einer von Gideons Anzügen. Insgesamt war das Crossfire Building schlank, sexy, dunkel und gefährlich – genau wie der Mann, der es erschaffen hatte. Ich arbeitete gern hier.
Ich passierte die Sicherheitsdrehkreuze und nahm den Aufzug ins zwanzigste Stockwerk. Als ich aus dem Aufzug stieg, saß Megumi – die Rezeptionistin – an ihrem Schreibtisch. Sie drückte auf einen Knopf, um mich durch die Panzerglastüren hereinzulassen, und erhob sich, als ich auf ihren Schreibtisch zuging.
»Hey«, begrüßte sie mich. Sie sah schick aus in ihrer schwarzen Hose und einer goldenen Seidenbluse. Ihre dunklen Augen glitzerten vor Aufregung, und ihr hübscher Mund war in gewagtem Karmesinrot geschminkt. »Ich wollte dich fragen, was du Samstagabend vorhast.«
»Oh …« Eigentlich wollte ich Zeit mit Gideon verbringen, aber es gab keine Garantie, dass das auch klappte. »Ich weiß nicht. Ich habe noch keine Pläne. Warum?«
»Einer von Michaels Freunden heiratet, und am Samstag findet seine Junggesellenabschiedsparty statt. Wenn ich allein zu Hause bleibe, werde ich verrückt.«
»Michael ist das Blind Date?«, fragte ich, denn ich wusste, dass sie sich mit einem Mann traf, mit dem ihre Mitbewohnerin sie verkuppelt hatte.
»Ja.« Megumis Gesicht leuchtete einen Augenblick lang auf, dann wirkte sie niedergeschlagen. »Ich mag ihn wirklich, und ich glaube, er mag mich auch, aber …«
»Red weiter«, forderte ich sie auf.
Sie zuckte unbehaglich mit einer Schulter und wandte unsicher den Blick ab. »Er ist ein Beziehungsphobiker. Ich weiß, dass er in mich verliebt ist, aber er betont immer wieder, dass das mit uns nichts Ernstes sei und wir einfach nur Spaß haben. Aber wir verbringen viel Zeit miteinander«, wandte sie ein. »Er macht eindeutig Zugeständnisse, damit er häufiger mit mir zusammen sein kann. Und das keineswegs nur physisch.«
Mein Mund zuckte in einer bedauernden Geste, denn diesen Typ Mann kannte ich nur zu gut. Beziehungen dieser Art ließen sich nur schwer beenden. Die widersprüchlichen Signale hielten das Drama in Gang und den Adrenalinspiegel hoch, und man schaffte es einfach nicht, sich von dem Gedanken zu lösen, wie großartig alles sein könnte, wenn dieser Kerl womöglich über kurz oder lang doch das Risiko einging und sich band. Welche Frau wünschte sich nicht, das Unerreichbare zu erreichen?
»Ich bin für alles zu haben am Samstag«, sagte ich, weil ich für sie da sein wollte. »Was möchtest du denn unternehmen?«
»Trinken, tanzen, feiern.« Megumi grinste wieder. »Vielleicht finden wir ja auch einen heißen Typen, mit dem du dich trösten kannst.«
»Oh …« Mist. Wie unangenehm. »Mir geht es im Augenblick eigentlich ganz gut.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Du siehst aber ziemlich müde aus.«
Ich habe die ganze Nacht damit verbracht, mich von Gideon Cross ans Bett nageln zu lassen … »Ich hatte gestern einen ganz schön anstrengenden Krav-Maga-Kurs.«
»Was? Na egal. Jedenfalls schadet es nichts, wenn wir ein wenig die Gegend erkunden, stimmt’s?«
Ich rückte den Schulterriemen meiner Tasche zurecht. »Aber keine Typen zum Trösten«, beharrte ich.
»Hey.« Sie stemmte die Hand in die schlanken Hüften. »Ich habe doch nur vorgeschlagen, dass du für die Möglichkeit offen sein sollst, jemanden kennenzulernen. Ich weiß, es wird nicht einfach, einen Nachfolger für Gideon Cross zu finden, aber glaub mir, die beste Rache besteht darin, nach vorne zu blicken.«
Da musste ich lächeln. »Ich bleibe zumindest aufgeschlossen«, lenkte ich ein.
Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte, und ich winkte ihr zum Abschied zu, als ich über den Flur in mein kleines Büro ging. Ich musste mir etwas Zeit nehmen, um über die logistischen Details nachzudenken, solange ich weiter meine Single-Rolle spielen musste, während ich doch eigentlich außerordentlich besetzt war. Ich besaß
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