Erfuellung
lehnte mich zurück, als die Kellnerin meine Salatbeilage vor mich hinstellte. »Einfach so.«
»Einfach so«, sagte Steven und nickte nachdrücklich.
»Es kam halt von Herzen.« Ich hielt die Daumen hoch. »Das hast du gut gemacht.«
»Siehst du?«, sagte Mark. »Ich habe es geschafft.«
»Schreibt ihr eigentlich eure eigenen Ehegelübde?«, fragte ich. »Denn das wäre bestimmt interessant.«
Steven lachte schallend, wodurch er die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zog.
Ich schluckte die Cherrytomate, auf der ich herumgekaut hatte, herunter und sagte: »Weißt du, ich würde so gern deine Hochzeitsmappe sehen!«
»Na ja, zufällig …«
»Nein, das kann nicht sein!« Mark schüttelte den Kopf, aber Steven griff nach unten und zog einen dicken Aktenordner aus einer Kuriertasche, die auf dem Boden neben seinem Stuhl stand. Sie war zum Bersten voll mit Papieren, die an allen Ecken heraushingen.
»Warte, bis du die Torte siehst, die ich gefunden habe.« Steven schob den Brotkorb beiseite, um Platz zu schaffen, und den Ordner öffnen zu können.
Ich verkniff mir ein Grinsen, als ich die Trennlaschen und sogar ein Inhaltsverzeichnis sah.
»Wir werden keine Hochzeitstorte in Form eines Wolkenkratzers mit Kran und Reklametafeln haben«, sagte Mark energisch.
»Tatsächlich?«, fragte ich fasziniert. »Lass mich mal sehen.«
Als ich an diesem Abend nach Hause kam, stellte ich meine Taschen an ihren üblichen Platz, schleuderte die Schuhe von den Füßen und ging geradewegs zur Couch. Ich streckte mich darauf aus und starrte an die Decke. Megumi und ich waren um halb sieben im CrossTrainer verabredet, also hatte ich nicht allzu viel Zeit, aber ich musste unbedingt eine Weile durchatmen. Ich hatte am Nachmittag meine Tage bekommen und war gereizt und mürrisch, und ansonsten – ohne besonderen Anlass – ein wenig erschöpft.
Ich seufzte, denn ich wusste, dass ich früher oder später auch wieder mit meiner Mutter reden musste. Es gab jede Menge Mist zu bewältigen, und dass ich es vor mir herschob, machte die Sache nicht besser. Ich wünschte, mit ihr wäre es ebenso leicht, aufeinander zuzugehen wie mit meinem Vater, aber dass dem nicht so war, durfte keine Entschuldigung sein, unsere Probleme nicht offen anzusprechen. Sie war meine Mutter, und ich liebte sie. Es war immer schrecklich für mich, wenn wir nicht miteinander klarkamen.
Dann wanderten meine Gedanken zu Corinne. Wahrscheinlich sollte es mich nicht überraschen, dass eine Frau, die ihren Mann verließ und für einen anderen von Paris nach New York zog, Letzteren nicht allzu leicht aufgeben würde, aber dennoch. Sie musste Gideon doch gut genug kennen, um zu wissen, dass es nichts bringen würde, ihn zu verfolgen.
Und Brett … Was sollte ich nur mit ihm machen?
Die Gegensprechanlage brummte. Stirnrunzelnd stand ich auf und ging hinüber. Hatte Megumi mich missverstanden und dachte, dass wir uns hier treffen würden? Ich hätte nichts dagegen, aber …
»Ja?«
»Hi Eva«, sagte der Pförtner fröhlich. »Die Detectives Michna und Graves vom New York Police Department sind hier.«
Scheiße. Alles andere verlor in diesem Augenblick an Bedeutung. Die Furcht griff mit eisigen Fingern nach meinen Eingeweiden.
Ich wollte einen Anwalt dabei haben. Hier stand zu viel auf dem Spiel. Aber ich wollte auch nicht den Eindruck erwecken, dass ich etwas zu verbergen hatte.
Ich musste zweimal schlucken, bis ich antworten konnte. »Danke. Könnten Sie sie bitte hinaufschicken?«
14
Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich zu meiner Tasche eilte, um das Notfalltelefon auszuschalten und es in der Reisverschlusstasche zu verstauen. Ich wandte mich um und suchte nach Indizien, die mich verraten konnten, nach Dingen, die ich verstecken musste. Da waren die Blumen in meinem Schlafzimmer und die Karte.
Doch solange die Detectives keinen Durchsuchungsbefehl hatten, konnten sie nur das Offensichtliche sehen.
Eilig schloss ich erst meine, dann Carys Schlafzimmertür. Ich atmete schwer, als es klingelte. Ich musste mich zwingen, ruhiger zu werden und langsam durch das Wohnzimmer zu gehen. Als ich die Eingangstür erreichte, tat ich einen tiefen, beruhigenden Atemzug, bevor ich sie öffnete.
»Hallo, Detectives.«
Graves, eine spindeldürre Frau mit strengem Gesicht und blauen Augen, die mich an einen Fuchs erinnerten, führte die beiden an. Ihr Partner Michna war der Ruhigere von beiden, ein älterer, grauhaariger Mann mit Halbglatze und Bauch. Die beiden
Weitere Kostenlose Bücher