Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
nicht einen Abhang hinuntergefallen und hast dir den Kopf aufgeschlagen.“
Brenna seufzte. „Ehrlich gesagt habe ich …“
In dem Moment wurde die Tür zu Elphames Zimmer aufgestoßen, und Cuchulainn stürmte in den Raum.
„Aufwachen, Schwester mein. Du kannst nicht den ganzen Tag …“
Er verstummte, als er Brenna erblickte. Elphame sah, wie der Gesichtsausdruck ihrer Freundin sich veränderte, als sie überrascht Cuchulainn anblickte. Sie zog ihre Hand zurück, senkte den Kopf und starrte auf den Tisch. Ein Ausdruck reinen glühenden Schmerzes war über ihr Gesicht gehuscht, bevor sie alle Gefühle aus ihrer Miene verbannte und sich hinter dem Vorhang aus Haaren versteckte.
„Ich wusste nicht, dass du hier bist, Brenna. Sonst wäre ich nicht unangekündigt hereingeplatzt. Ich wollte euch nicht stören.“
Elphame schaute ihren Bruder an. Sein Gesichtsausdruck, genau wie seine Stimme, waren die eines zerknirschten Jungen. Er starrte Brenna auf mitleiderregende Weise an. El schaute zu Brenna. DieHeilerin hielt ihren Blick weiter unbeirrt auf den Tisch gerichtet und ignorierte Cuchulainn.
Es ist Cu, schoss es Elphame auf einmal durch den Kopf. Irgendwie hatte er Brenna verletzt. Sie würde eine ernsthafte Unterhaltung mit ihrem kleinen Bruder führen müssen. Wie hatte MacCallan ihn noch genannt? Dickköpfig. Sie musste zugeben, dass der alte Geist da nicht ganz unrecht hatte.
„Cu, du solltest dir angewöhnen, anzuklopfen, aber wo du schon mal da bist, setz dich doch. Brenna hat ausreichend Frühstück mitgebracht, und auch wenn du die Manieren eines Barbaren hast, bist du herzlich willkommen, uns Gesellschaft zu leisten.“
Brenna stand so schnell auf, dass ihr Stuhl nach hinten umkippte.
„Ich muss gehen. Ich habe heute Morgen noch gar nicht nach der Hand des Arbeiters gesehen. Sein Verband muss gewechselt werden“, sagte sie und eilte an Cuchulainn vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
„Warte, Brenna. Sicher hast du noch Zeit, mit uns zu frühstücken“, rief Elphame ihr hinterher.
„Nein. Ich … ich muss los.“ Sie hielt kurz inne. „Ich werde nach dem Abendmahl zu dir kommen, um nach deinen Verletzungen zu sehen. Versuche es heute nicht zu übertreiben, Elphame.“ Sie eilte durch die Tür, als könnte sie es nicht erwarten, fortzukommen.
Cuchulainn stand wie angewurzelt da und schaute ihr stumm hinterher.
Elphame sah ihn finster an und schüttelte den Kopf. „Was stehst du da wie eine dumme Statue? Geh ihr nach! Gestern Abend kamst du zu spät, also versuche es heute Morgen besser zu machen.“
Cu zuckte überrascht zusammen.
„Woher weißt du das?“
„Das erzähle ich dir später. Jetzt geh.“
Er nickte und setzte ein grimmiges Lächeln auf. Bevor er die Tür aufriss, schaute er noch einmal zu seiner Schwester und warf ihr eine Kusshand zu. „Danke, Schwester mein.“
„Sieh einfach zu, dass du wieder geraderückst, was du kaputt gemacht hast“, murmelte sie gegen die zufallende Tür.
23. KAPITEL
„Brenna, warte!“
Cuchulainn lief den Flur entlang hinter ihr her. Brenna warf ihm einen Blick über die Schulter zu und überlegte kurz, wegzulaufen. Sie hatte beinahe das Ende des Korridors erreicht. Wenn sie sich beeilte, könnte sie es in die geschäftigeren Teile der Burg schaffen, bevor er sie einholte. Und was dann? Wenigstens gab es hier keine Zeugen für das, was zwischen ihnen geschah. Brenna blieb stehen und wandte sich zu Cuchulainn um. Aus Reflex wollte sie den Kopf senken und sich hinter ihren Haaren verstecken, doch mit einem Mal flammte die Wut, die sie in der vergangenen Nacht verspürt hatte, wieder in ihr auf. Nein, sie würde sich seinem Mitleid von Angesicht zu Angesicht stellen.
„Ich schulde dir eine Entschuldigung für mein gestriges Verhalten.“
„Du schuldest mir keine Entschuldigung, Cuchulainn.“ Brenna hob eine Hand, um ihn am Weiterreden zu hindern. Zu ihrer Überraschung ergriff er jedoch diese Hand, bevor sie protestieren konnte, und zog sie an seine Lippen.
„Natürlich tue ich das. Ich hatte definitiv zu viel Wein getrunken. Ich habe mich grob und rüpelhaft verhalten. Bitte vergib mir.“
Er hielt immer noch ihre Hand und zog langsam mit dem Daumen Kreise über die zarte Haut, die er gerade geküsst hatte. Brenna fühlte sich wie erstarrt. Auf die Hand geküsst zu werden – das war etwas so Einfaches. Männer und Frauen tauschten täglich solche Grüße aus, doch bis zu diesem Augenblick hatte niemand je ihre Hand
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