Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
geküsst. Nicht zur Begrüßung und nicht aus Leidenschaft. Sie musste den plötzlichen Drang unterdrücken, zu weinen.
„Bitte berühr mich nicht so.“
„Warum, Brenna?“ Cuchulainns Stimme war leise und zärtlich.
Was sollte sie darauf sagen? Dass er sie nicht berühren sollte, weil sie sich so verzweifelt danach sehnte? Oder dass er sie nicht berühren sollte, weil die Sehnsucht nach ihm ihr Verletzungen zufügte, von denen sie sich nie wieder erholen würde?
Nichts davon konnte sie ihm sagen. Wenn sie es täte, würde sie vermutlich in so viele Stücke zersplittern, dass sie sich nie wieder komplett zusammensetzen könnte. Stattdessen suchte sie nach derWut in ihrem Inneren und fand sie, als sie sich das Bild vor Augen rief, wie er seinen Körper an Wynnes drückte, wie sinnlich er mit der Köchin tanzte, wie ihre Bewegungen denen des Liebesspiels so ähnelten …
„Weil es Wynne gar nicht gefallen würde. Und mehr noch, weil es mir nicht gefällt.“ Bewusst verächtlich entzog sie ihm ihre Hand. „Ich akzeptierte deine Entschuldigung. Ich weiß, dass du nicht absichtlich grausam sein wolltest, aber es ist nicht nötig, dass du mir jetzt schöntust. Das ist erniedrigend.“
Sie wandte sich zum Gehen, doch er packte ihr Handgelenk.
„Warte, ich …“
Brenna starrte auf die Finger, die ihr Handgelenk umfasst hielten, und sofort ließ er sie los.
„Ich werde dich nicht berühren. Nur geh nicht. Lass mich dir erklären.“
„Cuchulainn, es gibt nichts zu erklären.“
„Doch!“ Das Wort explodierte förmlich in seinem Mund. Er strich sich mit den Fingern durchs Haar und versuchte seine Frustration unter Kontrolle zu bekommen. Sprich mit ihr! hallte es durch seinen Kopf. „Doch, gibt es“, fuhr er gemäßigter fort. „Zuerst einmal möchte ich dir sagen, dass ich keinerlei Interesse an Wynne habe.“
„Das geht mich nichts an“, entgegnete Brenna schnell.
„Brenna! Würdest du mir bitte erlauben, fortzufahren?“
Brenna zuckte mit den Schultern und täuschte eine Gelassenheit vor, die sie nicht empfand.
„Gestern Abend war ich ein betrunkener Trottel. Meine einzige Entschuldigung ist – so jämmerlich das auch klingt –, dass ich normalerweise ein besseres Urteilsvermögen habe. Zumindest wenn es um Wein geht. Ich habe mir jedoch in der Feierlichkeit des Augenblicks erlaubt, meinen Verstand zu vergessen.“ Cuchulainn atmete tief durch und schaute direkt in Brennas dunkle Augen. „Als die Musik einsetzte, beherrschte nur ein Gedanke meinen weinseligen Kopf – wie gerne ich mit dir tanzen würde. Als du mich zurückgewiesen hast, war ich gleichermaßen überrascht wie verwirrt. Ich dachte, dass du mich magst, und so schmerzhaft es auch ist, es zuzugeben, die Jägerin hatte recht. Ich bin es nicht gewohnt, dass eine Frau, die mein Interesse geweckt hat, mich zurückweist. Ich habemich wie ein verwöhnter Jugendlicher benommen.“ Er schüttelte den Kopf über seine eigene Dummheit. „Als du gesagt hast, dass du nicht gelernt hast, zu tanzen, hätte ich mich neben dich setzen, dir die Tanzschritte ins Ohr flüstern und dir sagen sollen, wie sehr ich es genießen würde, dir das Tanzen beizubringen – ganz privat.“
Brenna musste sich daran erinnern, zu atmen.
„Ich bin dir gefolgt. Als ich sah, dass du gegangen warst, habe ich versucht, dich zu finden. Brenna, ich will nicht Wynne. Ich will dich.“
Brenna spürte, wie ihr entstelltes Gesicht heiß wurde. Die Wut kochte in ihr hoch, und sie stieß schnaubend den Atem aus. „Wie kannst du nur so gemein sein?“
„Gemein? Was ist daran gemein, dir zu sagen, dass ich dich begehre?“
„Weil es eine Lüge ist oder ein Spiel oder eine kranke vorübergehende Fantasie.“
„Jetzt beleidigst du mich.“
„Ich beleidige dich ?“ Sie spuckte die Worte förmlich aus. „Wie immer glaubst du, dass sich alles um dich dreht. Du hast zu viel getrunken, du hast an das gedacht, was du wolltest, du hättest dieses oder jenes tun sollen. Denkst du nie an die Gefühle anderer?“
„Doch, ich …“
„Hör dir doch mal zu!“ Sie dachte, ihr Herz würde jeden Moment zerspringen. „Ja, ich. Was ist mit mir? Hast du jemals daran gedacht, dass ich kein Spielzeug für den großen Cuchulainn sein möchte? Hast du jemals daran gedacht, dass ich dich nicht begehre? Cuchulainn.“ Sie sprach durch zusammengebissene Zähne. „Du bist der Bruder meiner Freundin und Clanführerin, und du bist ein viel bewunderter Krieger. Ich werde dich
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