Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
braucht, zur Heilerin, die du zu umwerben versuchst. Das würde das Herz der meisten Jungfrauen erwärmen.“
„Aber Brenna ist nicht wie die meisten Jungfrauen.“
„Genau.“
„Sie nimmt es!“
Cuchulainn war die Erleichterung anzuhören. Er saß auf dem Stuhl neben dem kleinen Tisch in dem Zelt, das er von seiner Schwester übernommen hatte. Ein Teil seines Plans hatte funktioniert. Brenna war allein mit ihm in seinem Zelt. Wynne hatte sie aus der Küche gescheucht und gesagt, dass die einzigen Tiere, die sie darin duldete, tot und auf dem Weg in den Kochtopf waren.
Cuchulainn hatte eine Decke zusammengefaltet und das Junge auf seinen Schoß gebettet. In der Hand hielt er das mit Milch gefüllte Seihtuch, bereit, das kleine Lebewesen wiederzubeleben. Die Wölfin hatte sich anfangs geweigert zu trinken. Winselnd und mitleiderregend jaulend hatte sie ausgesehen, als würde die Kleine jeden Moment sterben.
„Vorsichtig und stetig; sie ist keine Schlacht, die gewonnen werden muss“, hatte Brenna ihn instruiert. „Sie hat sehr viel gelitten. Du musst ihr das Gefühl vermitteln, dass sie in Sicherheit ist und ungefährdet trinken darf.“
Also hatte Cuchulainn die Kleine gelockt und umschmeichelt, bis sie endlich am Zipfel des Tuchs genuckelt hatte. Er strahlte Brenna an.
„Das ist gut, oder? Sieh doch, wie gut sie trinkt.“
Brenna weigerte sich, das Lächeln zuzulassen, das dicht unter der Oberfläche lauerte. Der männliche junge Krieger hatte noch nie so anziehend ausgesehen wie in diesem Augenblick, mit zerzausten Haaren, Milchspritzern auf der Tunika und nach Wolf riechend.
„Mach dir keine zu großen Hoffnungen. Sie ist noch nicht außer Lebensgefahr.“
Cuchulainn warf ihr einen finsteren Blick zu und rieb mit einem freien Finger das Fell der Wölfin. Das animierte die kleine Kreatur dazu, leicht zu knurren und noch stärker zu saugen.
„Siehst du.“ Cu grinste entschlossen. „Sie hat das Herz eines Kriegers. Sie ist nicht mit den anderen gestorben, und sie wird auch jetzt nicht sterben.“
Brennas Mundwinkel hoben sich ein kleines bisschen. „Du könntest recht haben. Nun“, sagte sie dann wieder ganz geschäftsmäßig, „dir steht eine lange Nacht bevor. Du hast genügend Milch und noch ein frisches Seihtuch. Ich denke, du solltest sie nah an deinem nackten Körper schlafen lassen. Dort hat sie es warm, und sie weckt dich außerdem auf, wenn sie wieder gefüttert werden muss.“ Sie nickte Cu zu, der sie aus großen, ungläubig blickenden Augen anschaute. „Du schaffst das. Ich komme morgen früh nach euch sehen.“
„Warte …“ Er wollte ihren Arm packen und sie bei sich behalten, aber er hatte keine freie Hand. „Du kannst nicht einfach gehen.“
„Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass ich die Nacht mit dir verbringe, oder, Cuchulainn?“ Sie senkte nicht den Kopf und versteckte auch nicht ihr Gesicht, doch ihre Stimme war weich geworden und klang viel jünger als ihre Heilerinnenstimme.
„Nicht mit mir“, erwiderte er hastig. „Mit uns.“
„Willst du sagen, ich soll die Situation so betrachten, als wäre die Kleine eine menschliche Patientin von mir?“ Sofort wechselte sie wieder von der Privatperson zur Heilerin.
Cu nickte erleichtert.
„Meine professionelle Meinung als Heilerin ist, dass meine Patientin sich in den äußerst fähigen Händen ihres … nun ja, Adoptivvaters befindet und mich nicht vor morgen früh braucht. Gute Nacht, Cuchulainn.“ Am Zeltausgang zögerte sie kurz. „ZweiDinge noch. Erstens, auch wenn sie riecht wie ein Haufen Hundekot, bade sie heute Abend noch nicht. Das wäre zu viel für ihr kleines Immunsystem. Du kannst sie morgen baden – wenn sie dann noch lebt. Zweitens, vergiss nicht, dass du ein feuchtes Tuch benutzen musst, um ihr zu helfen, sich zu erleichtern, genau wie ihre Mutter es mit der Zunge tun würde.“ Sie lächelte ihm aufmunternd zu, drehte sich um und verließ das Zelt.
Cuchulainn schloss den Mund.
Die Wölfin knurrte und stieß mit der Schnauze gegen seine Hand auf der Suche nach mehr Milch, doch das Seihtuch war leer.
„Okay, Furchterregende. Dein Wunsch ist mir Befehl.“ Er legte die Kleine anders hin und bereitete mehr Milch vor. „Aber du hast auch gesehen, dass sie uns angelächelt hat, oder? Das ist ein gutes Zeichen. Nicht mehr lange, und sie wird zugeben müssen, dass sie uns mag.“ Er führte seine einseitige Unterhaltung mit der stinkenden kleinen Kreatur noch eine Weile weiter. Seiner
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