Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
„Kannst du nicht.“
„Stell dich auf eine Überraschung ein, Krieger.“ Wynne schnurrte förmlich. „Unsere Clanführerin hat viele verborgene Talente.“
Cuchulainn schenkte der schönen Köchin kaum Beachtung. Stattdessen suchte und fand er Brennas Blick. Sein Lächeln war träge und verführerisch und ließ sein Gesicht strahlen.
„Da könntest du recht haben, Wynne. Es gibt vieles an unserer Führerin – und an anderen –, das mich überrascht hat. Und ich stelle fest, dass auch ich gerne mehr lernen würde.“
Brenna starrte den Krieger an. Er bedachte sie mit diesem Blick … direkt hier, vor all den Leuten! Cuchulainns Botschaft war klar. Er sagte allen, dass er interessiert war. An ihr. Sie stand da wie eingefroren, nicht sicher, ob sie sich wünschte, zu verschwinden oder weiter so von ihm angeschaut zu werden.
Er schaute immer weiter.
„Äh, Cu – suchst du etwas Bestimmtes?“, fragte Elphame. Cuchulainns türkisgrüne Augen blieben weiterhin auf Brenna gerichtet. „Ja, ich suchte etwas Bestimmtes, aber ich glaube, ich habe es gefunden, Schwester mein.“
Brenna stieß den angehaltenen Atem aus und spürte, wie ihre linke Gesichtshälfte errötete. „Wenn du mich entschuldigst, Elphame, ich habe noch zu tun … ich muss …“ Brenna riss sich von Cuchulainns heißem Blick los und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. „Ich muss gehen“, fügte sie hastig an, knickste kurz und eilte aus dem Garten.
„Ach so ist das also“, sagte Wynne leise.
Cuchulainn, der Brenna immer noch hinterhersah, nickte. „Ja, so ist das.“
Wynne schenkte dem Krieger einen abschätzigen Blick, warf die Haare zurück und schlenderte davon.
„Das war nicht das Klügste, Cu.“ Elphame wischte sich die Hände an ihren Oberschenkeln ab. „Du weißt, wie schüchtern Brenna ist. Ich denke, du hast sie mehr verschreckt als verführt.“
„Sie soll wissen, dass es mir ernst ist.“
Brighid schnaubte.
„Hast du etwas dazu zu sagen?“, wandte Cu sich an sie.
Die Jägerin zuckte mit den wohlgeformten Schultern. „Nein,außer dass du dich benimmst wie ein Hirsch in der Brunft. Als Nächstes wirst du noch in einem großen Kreis um sie auf den Boden pinkeln, um dein Revier zu markieren.“
Elphame sah, wie ihr Bruder tief Luft holte, und trat schnell zwischen die beiden. „Das reicht. Streitet euch außerhalb der Burgmauern.“
Die Jägerin und der Krieger schauten ihre Clanführerin ausdruckslos an.
Sie schüttelte angewidert den Kopf. „Geht jagen. Beide. Brighid, versuch bitte, meinen Bruder nicht jede Minute des Tages zu ärgern. Und Cuchulainn, du musst etwas von deiner …“, sie deutete auf seine angespannten Gesichtszüge, „von deiner Spannung abbauen. Die hilft dir bei Brenna kein Stück weiter.“
Die Jägerin schnaubte erneut.
Elphame verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie fragend an.
Brighid seufzte und warf Cuchulainn einen missmutigen Blick zu. „Komm, Krieger. Wollen wir mal sehen, ob wir nicht einen echten Hirsch erlegen können.“
Cuchulainn runzelte die Stirn. Er hatte nicht vor, die Burg zu verlassen. Er wollte sich jetzt gleich auf die Suche nach Brenna machen.
„Danke, Brighid, das klingt nach einer hervorragenden Idee.“ Elphame schob die beiden in Richtung Gartentor. „Wynne sagte gerade, dass sie nie ausreichend Wildbret hat. Ich sehe euch beide dann beim Abendessen.“ Sie ignorierte den düsteren Blick, mit dem ihr Bruder sie bedachte, bevor er sich daranmachte, der Jägerin zu folgen.
Seufzend nahm Elphame wieder ihren Platz inmitten der Minzepflanzen ein und dachte über die Vorzüge nach, die es hätte, wenn sie Cuchulainn eins über den Schädel geben würde, sodass Brenna ihn behandeln müsste.
„Er wäre vermutlich ein noch schlimmerer Patient als ich, und dann würde sie doch irgendwann seinen Tee vergiften – und niemand könnte ihr einen Vorwurf machen“, murmelte sie vor sich hin.
Elphames Idee war gut, gestand Cuchulainn sich ein. Er musste eine Weile aus der Burg verschwinden und einen klaren Kopf bekommen. Seine Zielgenauigkeit war zwar momentan nicht diebeste – es hätte ihn überrascht, wenn er die äußeren Mauern der MacCallan-Burg getroffen hätte –, aber seine Muskeln waren warm, und die Anspannung hatte sich aufgelöst. Außerdem musste er zugeben, dass Brighid eine verdammt gute Jägerin war. Er hatte Jahre an der Seite seines Vaters verbracht, also waren ihm die Anmut und Stärke eines Zentauren vertraut, aber Brighid
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