Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
unbequem wäre wie für mich.“
Lochlan nahm den Faden des Gesprächs auf. „Ich könnte mir vorstellen, dass Cuchulainn schwer damit beschäftigt ist, die Burg wieder herzurichten. Es wäre schwierig für ihn, wenn er das Gefühl hätte, konstant auf dich aufpassen zu müssen.“
„Ganz abgesehen davon, dass er verliebt ist.“
Lochlans Augen weiteten sich überrascht. Als er sprach, zog er mit seinem Daumen träge Kreise auf ihrer Hand. „Ich verstehe, dass Liebe die Dinge verkomplizieren kann.“
„Wirklich?“ Sie fühlte sich kindisch schwindelig.
Sie traten aus dem Wald. Der Mond spielte auf dem schlafenden Meer, und die Farbe der Schaumkronen wechselten zwischen Silber und Weiß. In der Ferne erhob sich die MacCallan-Burg, eine dunkle Anstandsdame, die teilweise von den Bäumen verdeckt wurde.
Lochlan drehte sich zu Elphame um. „Ja, wirklich.“
Sein eindringlicher Blick hielt sie gefangen. Er war erfüllt von Geheimnissen und dem verführerischen Reiz des Verbotenen. Mit einem Mal hatte sie Angst, sich zu verlieren, sich für immer zu verändern, wenn sie sich gestattete, ihn zu lieben. Sie war sich nicht sicher, ob sie bereit war, sich für einen Mann aufzugeben – schon gar nicht für einen, der so anders war als alles, was sie sich je vorgestellt hatte. Elphame löste ihre Hand aus seiner und ging rastlos zu einem der Felsblöcke, die auf den Klippen verstreut lagen. Dort setzte sie sich auf den Stein und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
„Erklär es mir.“ Anstatt Lochlan anzuschauen, der ihr gefolgt war, schaute sie auf das im Mondlicht liegende Meer. „Erklär mir, wie es möglich ist, dass du existierst.“
Lochlan wusste, was auch immer er jetzt sagte, würde den weiteren Kurs ihrer Beziehung bestimmen. Er behielt den Blick auf ihr schönes, vertrautes Gesicht gerichtet und schickte ein stummes Hilfegebet an Epona.
„Die Frage nach meiner Existenz ist sehr komplex. In Wahrheit weiß ich nicht genau, weshalb es mich gibt. Du kennst die Ereignisse, die zum Großen Krieg geführt haben, so gut wie ich. Vor mehr als einhundert Jahren ist etwas Verheerendes mit den Fomorianern passiert. Ihre Frauen starben. Ich habe oft gedacht, es muss Eponas Wille gewesen sein, dass eine so dämonische Rasseausstirbt, aber wenn es ihr Wille war, wieso hat sie dann überhaupt erst zugelassen, dass der Krieg entbrannte?“
Ohne ihn anzusehen, antwortete Elphame mit Worten, die eine Wiederholung dessen waren, was sie ihre Mutter oft hatte sagen hören: „Epona erlaubt ihrem Volk, eigene Entscheidungen zu treffen – sie will uns nicht zu Sklaven machen, sie will starke, frei denkende Subjekte. Mit dieser Freiheit geht die Möglichkeit einher, Fehler zu machen. Fehler, die manchmal zu Bösem führen. Wenn die Krieger der Wachtburg nicht so nachlässig bei der Ausführung ihrer Pflichten geworden wären, hätten die Fomorianer nicht in Partholon eindringen und Frauen rauben können.“
„Aber sie taten es. Meine Mutter hat erklärt, die Fomorianer wollten damit ihre vom Aussterben bedrohte Rasse retten.“ Er schüttelte den Kopf und stieß frustriert den Atem aus. „Man sollte denken, dass die Vermischung mit menschlichem Blut die Dämonen geschwächt hätte, aber das Gegenteil war der Fall. Sie blühten so auf, dass sie bald schon in Partholon einmarschieren konnten.“ Er hielt inne, um seine Gedanken zu ordnen.
„Bis es meiner Mutter gelang, hatte keine menschliche Frau die Geburt eines Kindes von einem fomorianischen Vater überlebt“, fuhr er fort, wobei er seine Worte sorgfältig wählte. „Sie war jung und stark, aber sie beharrte darauf, dass ihre Stärke wenig damit zu tun hatte. Sie war überzeugt, sie hatte überlebt, weil ich mehr Mensch als Fomorianer bin.“ Wieder schwieg er kurz, um Luft zu holen. „Anfangs war meine Mutter nur Teil dessen, was war. Nur eine von vielen Frauen, die von den Fomorianern entführt, vergewaltigt und geschwängert wurden. Sie wurden gefangen gehalten, bis die Geburt der fomorianischen Babys anstand. Von einem Fomorianer schwanger zu werden war für die Frauen ihr Todesurteil, denn während der Geburt wurde ihr Körper zerrissen, sodass sie keine Chance hatten, zu überleben.“ Seine Stimme klang, als käme sie von weit her, als er die Geschichte wiederholte, die seine Mutter ihm unzählige Male erzählt hatte. „Die Fomorianer sahen Frauen als entbehrlich an, eine kurzfristige Belastung, eine Notwendigkeit, um ihr Ziel, ihr Volk zu
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