Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
beiden nicht das Bedürfnis hatte, mit dem anderen zusammenzubleiben. Es war ein bindender Vertrag, geschlossen zwischen zwei Individuen und bezeugt von Epona, ein geheiligter Bund, der für den Lauf eines Jahres nicht gebrochen werden konnte.
„Ja!“ Er ergriff ihre Hände. „Ja, das tue ich.“ Mögen die blutige Prophezeiung und die Welt mir gestohlen bleiben, dachte er leidenschaftlich. Bevor bei ihr Zweifel aufkommen konnten, begann er die zeitlosen Worte der Bindung zu sprechen, die ihm von seiner Mutter beigebracht worden waren, die sie wiederum von ihrer Mutter gelernt hatte, die die wiederum von ihrer Mutter übernommen hatte.
„Ich, Lochlan, Sohn von Morrigan MacCallan, verbinde mich mit dir, Elphame, Tochter der Etain, am heutigen Tage in der Handfeste. Ich verspreche, dich vor Feuer zu beschützen, auch wenn die Sonne vom Himmel fällt, vor Wasser, auch wenn das Meer in Aufruhr gerät, und vor der Erde, auch wenn sie sich aufbäumen sollte. Ich werde deinen Namen ehren, als wäre er mein eigener.“
Als Elphame die Worte sprach, wusste sie, dass sie den richtigen Weg gewählt hatte – den Weg, den sie in Lochlans Augen gesehen, den Weg, den ihr Bruder ihr vorhergesagt hatte.
„Ich, Elphame, Stammesführerin des MacCallan-Clans, verbinde mich mit dir, Lochlan, am heutigen Tage in der Handfeste. Ich stimme zu, dass kein Feuer uns trennen soll, kein See oder Meer uns ertränken soll und keine irdischen Berge uns voneinander fernhalten sollen. Ich werde deinen Namen ehren, als wäre er mein eigener.“
„So ist es gesprochen worden“, sagte Lochlan.
„Und so soll es sein“, beendete Elphame das Ritual.
Sie begegneten sich in einem Kuss, der als zärtliche Bezeugung ihrer Vereinbarung begann. Elphame beugte sich vor, und Lochlan schlang die Arme um sie. Seine Lippen waren weich – so viel weicher als der Rest seines Körpers. Sein Duft hüllte sie ein. Er war wie der lebendige Wald – wild und maskulin. Er war ihre Oase in einem Leben, von dem sie geglaubt hatte, es würde niemals die Liebe eines Lebenspartners enthalten.
Jetzt gehörte er zu ihr und sie zu ihm.
Das Surren seiner sich entfaltenden Flügel war Musik für ihrebereits erregten Sinne. Sie lehnte sich gerade so weit zurück, dass sie ihn anschauen konnte.
„Deine Flügel“, sagte sie leise, „sind wie Samt. Ich will mich in sie einwickeln und von dir davongetragen werden.“
Sie streckte eine Hand aus und berührte die flaumige butterweiße Unterseite der Flügel. Lochlans Atem explodierte förmlich. Ein Schauer überlief ihn, und er schloss die Augen. Sie zog die Hand zurück und berührte sein Gesicht. Langsam öffnete er die Lider.
„Du hast mich mein ganzes Leben lang beobachtet, also musst du bereits wissen, was ich dir jetzt sagen werde. Ich bin in der Liebe vollkommen unerfahren. Wenn du dich vor mir verschließt, weiß ich nicht, warum. Du musst es mir sagen, mich leiten. Wenn ich deine Flügel berühre, wirkst du, als hättest du Schmerzen, und doch hast du mich gestern gebeten, nicht aufzuhören, dich zu berühren. Ich verstehe das nicht, aber ich würde es gerne – ich muss es verstehen. Hilf mir dabei, Ehemann.“
Das Kosewort erschütterte seine Seele in ihren Grundfesten. Er war ihr Ehemann. Sie war seine Ehefrau. Ein Gefühl der Dazugehörigkeit ergriff ihn. Indem er sie gewann, hatte er seinen Platz in der Welt gefunden, und keine Macht konnte sie jemals wirklich trennen.
„Meine Flügel sind die Verlängerung meiner tiefsten Emotionen. Sie repräsentieren das Blut meines Vaters und reagieren mit elementarer Heftigkeit, die nicht immer leicht zu kontrollieren ist. Wenn du sie berührst, berührst du das Niederste in mir.“
„Du denkst, dein Verlangen nach mir ist etwas Schlechtes?“ „Nein! Natürlich nicht, aber manchmal überwältigt mich die Tiefe dieses Verlangens. Wenn du meine Sehnsucht nach dir weckst, weckst du auch die dunkle Lust des Dämons, die durch mein Blut fließt. Und die kann roh und gefährlich sein.“
Elphame dachte an die Blutlust der Fomorianer, an Lochlans Geständnis, dass das Verlangen, ihr Blut zu trinken, ihn ihm lauerte. Sie sah seinen gehetzten Blick, entdeckte darin aber keinen Dämon, sondern nur den Mann, der zu ihrem Lebenspartner bestimmt war. „Ich glaube, deine Liebe für mich ist stärker als der Dämon in dir.“
Er trug ein einfaches ungefärbtes Baumwollhemd. Während sie es aufschnürte und er es sich grob von den Schultern streifte, sah sie ihm
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