Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
gleiten.
„Eines Nachts hatte ich einen Traum. Selbst wenn ich bis in alle Ewigkeiten lebe, ich werde ihn niemals vergessen. Ich habe die Geburteines Kindes gesehen, das einer menschlichen Frau und eines zentaurischen Mannes. Als der Zentaur es hochhob und es zur Göttin erklärte, wusste ich, dass dieses wundersame Kind auf mir unbekannte Weise meine Zukunft unwiderruflich verändern würde. Du bist für mich immer real gewesen, Elphame. Es ist mein Leben vor deiner Geburt, das wie ein Traum ist. Du bist mein Schicksal.“
Elphame stieß den angehaltenen Atem aus. „Ich weiß nicht, was ich in Bezug auf dich tun soll.“
„Kannst du nicht einfach das tun, was meine Mutter getan hat? Dir erlauben, mich zu lieben?“
Alles – Herz, Seele und Blut, das durch ihre Adern rann – rief: Ja! Ja, das kann ich! Doch Logik und Jahre der Feindschaft mit den Fomorianern ließen sie vorsichtig sein.
„Ich kann das nicht. Ich bin nicht einfach nur ein junges Mädchen; ich bin zur MacCallan ernannt worden. Mein Volk hat einen Treueeid auf mich abgelegt. Meine erste Verantwortung gilt jetzt nicht mehr mir, sondern meinem Clan.“
Auf Lochlans Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Frag mich nach dem Namen meiner Mutter.“
„Wie heißt deine Mutter?“, fragte sie, überrascht von der plötzlichen Bitte.
„Sie hieß Morrigan, von einem liebenden Vater so nach der Phantomkönigin benannt. Sie lebte in der uralten Burg ihres Clans, über die ihr ältester Bruder als Stammesführer wachte. Sie hatte gerade ihre Ausbildung im Tempel der Musen beendet und genoss ihren Aufenthalt am Meer, während sie auf den Tag ihrer Hochzeit wartete – eine Hochzeit, die niemals stattgefunden hat …“
„… weil die MacCallan-Burg angegriffen und sie gefangen genommen wurde. Ihr Bruder war der MacCallan“, beendete Elphame den Satz für ihn und verspürte dabei ein übernatürliches Prickeln in ihrem Nacken.
Lochlans Flügel raschelten. Er fiel vor ihr auf die Knie, zog sein Kurzschwert aus der Scheide, die an seiner Hüfte hing, und legte es ihr zu Füßen.
„Das Blut des MacCallan-Clans fließt durch meine Adern. Ich beschwöre das Recht dieses Blutes und gebe dir hiermit meinen Eid und schwöre dir Treue von nun an bis zu meinem Tod und, so Epona will, darüber hinaus.“
Elphame schaute ihn an. Der Mond stand hoch am Himmel, direkt über seiner Schulter, und hüllte Lochlan in sein kühles Licht. Er beobachtete sie mit glänzenden Augen, in denen sie ihre Zukunft sah.
Es fühlte sich richtig an. Sie konnte es rational nicht erklären, aber sie hatte sich verändert, seit sie ihm begegnet war.
Der alte Geist hatte recht. Sie fand ihren Frieden an Lochlans Seite. Elphame rutschte von ihrem felsigen Sitz und kniet sich Lochlan gegenüber, dann nahm sie sein Schwert und bot es ihm dar.
„Behalte es. Du wirst es vielleicht brauchen, um deine Clanführerin zu verteidigen.“
„Dann akzeptierst du mich?“
Ehrfürchtig berührte sie sein Gesicht. „Ich akzeptiere dich, Lochlan, im Clan der MacCallans, so wie es dein Geburtsrecht ist.“
Die Spannung in Lochlans Schultern löste sich, und er senkte den Kopf.
„Danke, Epona“, flüsterte er.
Als er den Namen der Göttin sprach, hatte Elphame eine übernatürliche Vorahnung. In einem grellen Blitz erhaschte sie ein Bild von Lochlan auf Knien, so wie jetzt, aber in der Vision, die die Realität überlagerte, lag er in Ketten, mit Blut besudelt … gefangen … sterbend …
Innerlich schrie sie auf und wies die Vision zurück. Sie würde nicht zulassen, dass man ihn zerstörte. Die Vision erleichterte ihr die Entscheidung, sie wusste, was sie zu tun hatte. Wenn sie ihn akzeptierte, wenn sie sich erlaubte, ihn zu lieben, würde das seine Zukunft verändern – der Todesfluch wäre gebrochen. Wie die Liebe seiner Mutter das Dunkle in seinem Blut besiegt hatte, so würde ihre Liebe den fehlgeleiteten Hass ihrer Welt besiegen.
„Du sagst, dass ich dein Schicksal bin“, sagte sie.
Es war keine Frage, er nickte dennoch und sprach in einer Sicherheit, die den Bruch aus Zeit und Blut heilte: „Ich liebe dich, Elphame.“
„Dann feiere die Handfeste mit mir.“
Lochlan atmete geräuschvoll ein – das einzige äußere Zeichen seines Schocks. Eine Handfeste war eine Ehe, die man sich für genau ein Jahr versprach. Am Ende des Jahres konnte das Paar entscheiden, ob es diese Ehe fortführen wollte oder sie ohne gegenseitigeSchuldzuweisung auflöste, wenn einer von
Weitere Kostenlose Bücher