Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
vergrößern, zu erreichen. Die weiblichen Hybriden wurden besonders geschätzt, weil man hoffte, dass sie den zukünftigen Rassenerhalt sichern würden, aber gebraucht wurden alle Kinder.
Als die Stämme Partholons sich zusammenschlossen und das Kriegsglück sich gegen sie wendete, versuchten die Fomorianer, in die Berge Trier zu flüchten. Einigen gelang es. Sie teilten die Frauen unter sich auf und planten, sich weiterhin vor der partholonischen Armee zu verstecken, während sie sich fortpflanzten. Die Göttin hatte aber andere Pläne. Die Dämonen litten unter derselben Plage, die den Großteil ihrer Armee dahingerafft hatte. Hochschwanger führte meine Mutter die Frauen ihrer Gruppe in den Aufstand. Dann suchten sie und ihre Waffenschwestern in den Bergen nach anderen Frauen und töteten auf dem Weg die immer schwächer werdenden Fomorianer. Sie hätte nach Partholon und in ihr Zuhause zurückkehren sollen, damit sie und die anderen schwangeren Frauen im Kreise ihrer Lieben auf ihren unvermeidlichen Tod warten konnten. Das hatten sie und die Frauen zumindest vor, aber dann passierte das Unerwartete. Sie überlebte meine Geburt.“
Elphame konnte den Blick nicht länger von ihm abgewendet halten. Sie drehte sich zu ihm um. Lochlans Miene war starr, und doch spiegelte sie seine Emotionen.
„Dann überlebte eine weitere Frau die Geburt ihres mutierten Kindes, und noch eine und noch eine.“
Bei seinen Worten schmerzte ihr Herz. „Du bist kein Mutant.“
„Ich bin zum Teil Dämon, zum Teil Mensch. Was sonst sollte ich sein?“
Sie antwortete mit einer weiteren Frage: „Ich bin zum Teil Zentaur, zum Teil Mensch. Macht mich das zu einer Mutantin?“
„Es macht dich zu einem Wunder.“
Sie hielt seinen Blick. „Genau.“
Die Andeutung eines Lächelns im Gesicht, fuhr er fort, seine Geschichte zu erzählen: „Beinahe die Hälfte der Frauen hat überlebt. Meine Mutter hatte keine Erklärung dafür außer der, dass Epona ihre Hände im Spiel gehabt haben musste.“ Er zuckte mit einer Augenbraue. „Das war ihre Erklärung für jede Frage, auf die sie keine Antwort hatte. Was auch immer der Grund gewesen war, plötzlich gab es da eine Gruppe Frauen, die geflügelte Babys an ihre Brüste drückten.“ Lochlans Gesichtsausdruck wurde weich. „Und sie liebten ihre Kinder mit leidenschaftlicher Inbrunst. Sie wussten, sie konnten mit ihren Babys nicht nach Partholon zurückkehren, doch sie alleinzulassen kam für sie nicht infrage. Also suchten siesich einen Weg durch die Berge in das dahinterliegende Ödland. Das Leben dort war hart, unsere Mütter sehnten sich nach Partholon, aber wir überlebten, blühten sogar geradezu auf. Sie brachten uns bei, uns zivilisiert zu benehmen. Menschlich zu sein.“
„Vor über einem Jahrhundert …“, sagte sie, doch es klang mehr wie ein Seufzen. Obwohl er neben ihr stand, geflügelt, lebendig und atmend, war das schwer zu akzeptieren.
„Ich gebe zu, das ist eine lange Zeit.“ Er machte eine Geste, als wüsste er selbst nicht, was er von seiner Langlebigkeit halten sollte. „Keine unserer Mütter hatte irgendwelches Wissen über die fomorianische Rasse, doch es wurde frühzeitig offensichtlich, dass wir schnell wuchsen und unsere Körper sehr widerstandsfähig waren. Zu altern scheint nur eine weitere Sache zu sein, vor der uns das Dunkle in unserem Blut bewahrt.“
Elphame dachte an das, was sie in der umfangreichen Bibliothek ihrer Mutter gelesen hatte. „Fomorianer haben eine Aversion gegen Tageslicht, aber ich habe dich am Tag gesehen. Es scheint dir nichts auszumachen.“
„Es schadet mir nicht, aber in der Nacht bin ich stärker. Ich kann besser sehen, ich kann besser hören, und mein Geruchssinn ist ausgeprägter.“
Er breitete die Arme aus und spreizte die Finger. Elphame dachte, dass er aussah wie der geflügelte Geist eines Schamanen, der sich bereit machte, den Zauber einer Göttin heraufzubeschwören.
„Der nächtliche Himmel ruft mich.“
„Kannst du fliegen?“
Er lächelte und ließ die Arme sinken. „Ich bezeichne es nicht als Fliegen, für mich ist es ein Reiten auf dem Wind. Vielleicht werde ich es dir eines Tages zeigen.“
In seinen Armen durch die Luft zu gleiten … Der Gedanke machte sie atemlos.
„Das alles scheint so unwirklich zu sein. Du bist so unwirklich“, sagte sie.
Lochlan trat näher an sie heran. Er nahm eine Strähne ihres dicken Haars, das ihr über die Schulter fiel, und ließ sie wie Wasser durch seine Finger
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