Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
offen, und das Kerzenlicht verfing sich im kastanienbraunen Haar auf seiner Brust. Der Anblick faszinierte Brenna, obwohl sie wusste, dass das lächerlich war. Sie hatte schon so viele nackte Männerbrüste gesehen. Natürlich war keiner der Männer Cuchulainn gewesen, und keiner von ihnen hatte sie je so angesehen wie er und unverfroren erklärt, dass er an der vernarbten Heilerin und nicht an der schönen, willigen Köchin interessiert war. Bei der Erinnerung daran verspürte Brenna ein seltsames Flattern im Bauch. Dann weckte eine andere Bewegung ihre Aufmerksamkeit. Die Wölfin greinte fordernd. Sie lag um Cuchulainns Hals geschlungen wie ein schmutziger Schal. Eine von Cuchulainns Händen baumelte vom Bett, die andere lag am Körper der Kleinen.
Brenna versuchte bei diesem Anblick nicht zu lächeln, doch das misslang ihr kläglich. Auf Zehenspitzen schlich sie zum Tisch undschüttelte angesichts der dort herrschenden Unordnung den Kopf. Seihtücher lagen in Pfützen aus verschütteter Milch. Sie nahm ein Leinentuch, roch vorsichtig daran und verzog das Gesicht, als sie den Uringeruch wahrnahm. Sie würde später mit einem Putzeimer zurückkommen müssen. Wie konnten ein Mann und ein kleiner Wolf in so kurzer Zeit ein solches Durcheinander anrichten? Brenna stemmte die Hände in die Hüften, schüttelte noch einmal den Kopf und fragte sich, ob die ganze Milch weg war, weil das Junge sie getrunken oder weil Cuchulainn sie im Zelt verschüttet hatte. Sie warf einen Blick auf den schlafenden Krieger. Im Zelt und über sich, korrigierte sie sich stumm.
Die Wölfin regte sich, und Brenna seufzte. Sie würde mehr Milch aus der Küche holen und dafür sorgen, dass ein Krug Wasser und frische Betttücher zum Zelt gebracht wurden. Das Wolfsjunge würde seinen Ersatzpapa bald wecken, und da es offensichtlich immer noch am Leben war, würde es hungrig sein. Brenna lächelte. Der Ersatzpapa war vermutlich auch ziemlich hungrig. Sie sammelte die schmutzigen Tücher ein. Ihm etwas zu essen zu bringen wäre nichts anderes, als dem Wolfsjungen Milch zu bringen. Das gehörte zu ihren Aufgaben als Heilerin des Clans. Es war nur logisch, dass ihr die Gesundheit des Bruders der Clanführerin am Herzen lag. Als hätte er einen eigenen Willen, glitt ihr Blick wieder zum Bett.
Cuchulainn war wach und betrachtete sie jungenhaft lächelnd.
„Guten Morgen“, flüsterte er.
Sie wischte sich die Hände nervös an der Schürze ab und marschierte entschlossen auf ihn zu, wobei sie seine schläfrige Zerzaustheit ignorierte, das einzigartige Türkis seiner Augen, das Schwindelgefühl, das sein Lächeln bei ihr verursachte und sie aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte.
„Gut. Wo du jetzt wach bist, kann ich das Wolfsjunge untersuchen und …“
Er unterbrach ihren beginnenden Redefluss, indem er ihr Handgelenk umfasste.
„Lass Fand schlafen“, sagte er sanft.
Brenna senkte ebenfalls die Stimme. „Du hast sie Fand genannt?“ Wie zur Antwort drückte die Kleine in diesem Moment ihre Nase an Cus Hals, grunzte einmal wohlig und schlief wieder ein.
„Ja, sie war immerhin die Feenfrau meines legendären Namensvetters.“ Seine Augen funkelten. „Und nach der intimen Nacht, die sie und ich miteinander verbracht haben, hielt ich das nur für angemessen.“
Brenna konnte nicht anders, sie musste lächeln. Cuchulainns Finger glitten an ihrem Handgelenk hinab und umfassten ihre Hand.
„Ich habe von dir geträumt“, sagte er.
„Hör auf …“
Er sprach weiter, als hätte sie nichts gesagt: „Wir waren alt. Dein Haar war weiß, und ich war gebeugt und lahm.“ Er grinste. „Du wirst schöner altern als ich, aber das ist nicht wichtig. Wir waren umgeben von unseren Kindern und den Kindern unserer Kinder. Und zwischen ihnen spielten Dutzende von Wolfsjungen.“ Er unterdrückte ein Lachen, als Fand leise knurrte. „Fand ist ein sehr eifersüchtiges Mädchen“, flüsterte er und zwinkerte Brenna zu.
„Cuchulainn, bitte hör auf, Spiele …“
Als er sie dieses Mal unterbrach, blitzten seine Augen, und jeglicher neckende Ton war aus seiner Stimme verschwunden.
„Sag nicht, dass ich Spiele mit dir spiele!“
Er ließ ihre Hand los und nahm die Wölfin zärtlich von seinem Hals, um sie in die warme Kuhle zu betten, die sein Kopf im Kissen hinterlassen hatte. Dann stand er auf und zog Brenna mit sich aus dem Zelt hinaus. Der nebelverhangene Morgen war immer noch düster und still, und Cuchulainn sprach leise, damit er die
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