Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
alten Zentauren, doch seine Augen schauten immer noch weise und freundlich. Er kam näher und musterte Lochlan mit einem offenen abwägenden Blick, bevor er sich an sie wandte.
„Fragt die Geister der großen Säule. Durch sie werdet Ihr die Wahrheit erfahren.“
Elphames Augen weiteten sich überrascht. Der Gedanke war ihr noch gar nicht gekommen, aber sie wusste, dass der Steinmeister recht hatte. Sie hatte die Fähigkeit, mit unfehlbarer Sicherheit zu sagen, ob Lochlan etwas mit Brennas Tod zu tun hatte oder nicht.
Die Ketten klirrten, als Lochlan sich auf die Füße erhob. „Was meint der Zentaur?“, fragte er mit schmerzverzerrter Stimme.
„Er meint, dass das Wesen der Steine in dieser Säule und ich miteinander verbunden sind. Durch sie kann ich in dich hineinhorchen und erkennen, ob du Brenna etwas angetan hast oder nicht.“
Lochlan schloss die Augen, und einen Moment lang fürchtete Elphame, dass er das Bewusstsein verlieren würde, doch dann öffnete er sie blinzelnd wieder. Die Traurigkeit, die sie darin sah, spülte über sie hinweg, nistete sich in ihr ein und wurde von seinen Worten noch verstärkt.
„Du solltest nicht den Geist deiner Burg benötigen, um zu erkennen, dass ich ein solches Verbrechen nicht begangen habe.“
„Sollte sie nicht?“, schaltete Danann sich ein. Er sprach zu Lochlan, als schelte er einen unartigen Schuljungen. „Vielleicht sollte man von seiner Lebenspartnerin erwarten, dass sie einem einfach vertraut, aber deine Lebenspartnerin ist gleichzeitig die MacCallan. Sie muss scharfsinniger handeln. Unterschätze niemals dieGröße der Verantwortung, die sie in ihrem Blut trägt.“
Während er Dananns Worten lauschte, veränderte sich Lochlans Miene. Die Traurigkeit verschwand, und nur Erschöpfung blieb zurück.
„Du hast recht, mich zurechtzuweisen, Zentaur“, sagte er. „Als ich mich ihr versprach, wusste ich, wer sie ist. Ich hätte nicht weniger von ihr erwarten dürfen.“ Er schaute seine Clanführerin und Ehefrau an. „Befrag die Geister, damit die Seele der MacCallan Frieden findet.“
Elphame näherte sich ihm. Er stützte sich immer noch schwer gegen die Säule. Sie berührte den gemeißelten Stein neben ihm. Ihre Hand prickelte, als das kühle Material zum Leben erwachte und auf ihre Berührung reagierte. Sie schaute Lochlan direkt in die Augen, während sie sprach: „Ich muss wissen, ob Lochlan schuldig ist an Brennas Tod.“
Sie spürte die Hitze und hatte das Gefühl, die Säule schmelze unter ihrer Hand, als ihre Seele sich mit der des Steins verband. Als würde sie einen tiefen Atemzug ausstoßen, floss ein Teil ihrer Aufmerksamkeit durch ihre Hände, ballte sich zusammen und ergoss sich durch den Stein in Lochlan.
Er atmete überrascht ein, als er die Wärme in seinem geschundenen Körper fühlte, doch sein Blick blieb unbeirrt auf Elphame gerichtet.
„Ich habe Brenna nicht getötet“, sagte er langsam und deutlich.
In diesem Moment wurde Elphame von heftigen Emotionen ergriffen und fühlte die Wahrheit. Schock … Wut … Verzweiflung! Sie spürte Lochlans Verstörtheit, als er entdeckte, was Brenna angetan worden war, und fühlte die Erinnerung daran, wie ihr eigener Ruf ihn umfangen hatte. Resignation … Trauer … Er hatte ihren Ruf erwidert, obwohl ihm klar war, dass er damit womöglich sein Schicksal besiegelte.
Ihr Herz hatte recht gehabt; er war nicht schuld an Brennas Tod. Ihm war nur vorzuwerfen, dass er sie gefunden hatte. Am liebsten hätte sie geweint und gejauchzt, doch die MacCallan durfte weder das eine noch das andere. Es gab aber etwas in ihrer Macht, das sie tun konnte.
Vergib mir meine Zweifel, bat sie ihn stumm, senkte den Kopf und konzentrierte sich darauf, heilende Wärme aus ihrem Körperdurch das Herz der Burg in den verwundeten Körper ihres Geliebten zu leiten.
Sie hörte ihn aufkeuchen, als die Kraft ihn erreichte. Durch ihre Verbindung fühlte sie das Echo seiner Gedanken.
Es gibt nichts, was ich vergeben müsste, mein Herz.
Eine starke Hand packte sie an der Schulter und zog sie hoch.
„Genug, Göttin“, sagte Danann. „Ihr werdet Eure Stärke bald schon selbst benötigen.“
Widerstrebend löste Elphame ihre Hand von der Säule. In ihrem Kopf summte es seltsam, und ihre Arme fühlten sich unnatürlich schwer an.
„Bringt Eurer Clanführerin etwas Wein!“, rief der Zentaur Duncan zu. „Und warmes Wasser und Tücher, damit wir uns um Lochlans Wunden kümmern können.“ Als Duncan zögerte,
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