Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
der junge Mann auf ihre miteinander verschränkten Finger schaute. Ohne vor dem Blick zurückzuweichen, zog Lochlan seine Hand langsam weg.
„Gib mir dein Messer“, sagte Elphame zu Brendan.
Die Frage, was sie damit wollte, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, doch er gehorchte und sah zu, wie sie das blutige Hemd von Lochlans Körper schnitt. Sie gab dem jungen Mann das Messer zurück, der mit offensichtlicher Neugier Lochlans muskulöse Brust und die enormen Flügel anstarrte, die aus seinem Rücken wuchsen.
„Willst du die Brühe jetzt trinken oder warten, bis wir fertig sind?“ Elphame deutete nervös auf den Pfeil, der aus seinem Körper gezogen werden musste.
„Jetzt.“ Er berührte sanft ihre Wange. „Nach dem, was der Zentaur gesagt hat, glaube ich, dass ich ein wenig heilende Stärkung gut gebrauchen kann.“
Ohne Brendan anzusehen, streckte Elphame eine Hand aus, und der junge Mann reichte ihr stumm die dampfende Tasse. Lochlan trank sie schnell aus und nickte Elphame dann zu. Sie wappnete sich gegen den Schmerz, den sie ihm würde verursachen müssen, und machte sich daran, die Wunden ihres Lebenspartners zu säubern. Lochlan schloss die Augen und lehnte sich an die Säule. In regelmäßigenAbständen hob er mit leicht zitternder Hand den Weinschlauch an die Lippen.
Hufgeklapper kündigte Dananns Rückkehr an. Er hielt eine bösartig aussehende Schere in der Hand. Seine Knie knackten, als er sich neben Lochlan niederließ.
„Folgendes müssen wir jetzt tun“, erklärte er. „Ich werde den Pfeil direkt unterhalb der Feder abschneiden.“ Er zeigte auf die Stelle. „Dann werde ich bis drei zählen und ihn herausziehen. Danach kommt der ungemütliche Teil.“ Der Blick des Zentauren sah die neben ihm stehende Wache an. „Brendan, das Brenneisen ist im Ofen in der Küche. Wenn der Pfeil heraus ist, hol es bitte schnell.“
„Das ist dann also der ungemütliche Teil“, sagte Lochlan. Danann lächelte. „Das Holen noch nicht.“
Ein unerwartetes Lachen stieg in Lochlans Brust auf und erschütterte seine Schultern. Er zuckte vor Schmerzen zusammen.
„Bringen wir es hinter uns, Steinmeister.“
„Halte den Pfeil“, wies Danann Elphame an.
Denk an ihn nicht als Lochlan, befahl sie sich panisch und packte das Pfeilende; denk an ihn als einen Fremden, dem du hilfst. Sie biss die Zähne zusammen und versuchte zu vergessen, dass sie sich schon an dieser Schulter ausgeruht und ihren süßen Schweiß mit ihren suchenden Lippen geschmeckt hatte.
Es knackte, als die Schere den hölzernen Schaft durchschnitt. „Jetzt beug dich vor“, befahl Danann.
Elphame dachte, dass Lochlan eher nach vorne fiel, als sich vorzubeugen. Der zerrissene Flügel lag über ihm und bedeckte seinen Rücken. Ohne Danann anzusehen, nahm sie den schlaffen Flügel sanft in die Hände und hob ihn an. Dann faltete sie ihn vorsichtig zusammen, sodass die herausragende Pfeilspitze zu sehen war. Der einzige Laut, den Lochlan von sich gab, war ein schmerzerfülltes Stöhnen, als sie den Flügel das erste Mal berührte.
Der Zentaur schloss eine knotige Hand um den Pfeil und drückte die andere fest gegen Lochlans Rücken.
„Auf drei“, sagte er. „Eins, zwei, drei!“
Die Muskeln des alten Steinmeisters spannten sich an, als er den Pfeil in einem Zug aus Lochlans Körper zog. Dann drückte er ein Tuch auf die Wunde, um den sofort einsetzenden Blutfluss zu stoppen.
„Schnell! Bring das Eisen“, befahl Elphame, und Brendan lief los in Richtung Küche.
Lochlan lag still auf dem Marmorboden. Den Kopf hatte er in die rechte Armbeuge gelegt.
Elphame strich ihm über das Haar und spürte das Zittern, das in Wellen durch seinen Körper lief. „Es ist beinahe vorbei“, sagte sie und versuchte ihre Stimme nicht so brüchig klingen zu lassen, wie sie sich fühlte.
Nach nur wenigen Augenblicken kehrte Brendan zurück. In der Hand trug er das armlange Eisen. Das runde Ende glühte rot und sah gefährlich aus. Elphame fiel kaum auf, dass ihm mehrere Clanmitglieder folgten, die nun aus einiger Entfernung zuschauten.
Danann bedeutete Brendan, ihm das Eisen zu reichen.
„Lochlan.“ Die Stimme des Zentauren war ruhig. „Du musst still liegen bleiben, während ich die Wunde verschließe. Soll dich jemand festhalten?“
Lochlan drehte den Kopf, sodass er Elphame ansehen konnte. „Ihre Berührung wird genügen.“
Er zog seine Hand unter dem Körper hervor und bot sie ihr an. Elphame ergriff sie mit beiden
Weitere Kostenlose Bücher