Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
lehnte.
Nach einer Weile öffnete sich der Himmel, und der Regen prasselte in dichten, dicken Tropfen auf sie herab. Die Fackeln flackerten und gingen aus. Cuchulainn war beinahe dankbar für die hellen Blitze, die über den Himmel zuckten und ihnen den Weg erhellten. Brighids Entscheidung, sie beide zu tragen, war weise gewesen. Würde er auf seinem Wallach reiten, wäre er nicht in der Lage gewesen, das Pferd durch die stürmische Dunkelheit zu lenken und gleichzeitig seine Schwester zu stützen.
Die Jägerin lief dem Rest der Gruppe mühelos davon. Sogar den männlichen Zentauren, die angeboten hatten, bei der Suche zu helfen. Ihre Entschlossenheit und ihr Durchhaltevermögen waren bewundernswert. Ich habe sie falsch eingeschätzt, gestand Cuchulainn sich ein. Als er angekündigt hatte, sich auf die Suche nach seiner Schwester zu machen, hatten sie und die Heilerin sich als Erste gemeldet. Ohne ihre Hilfe hätte er Elphame niemals so schnell aufgespürt.
Wenn er nur genauso schnell reagiert hätte, als ihn die erste Vorahnung überfallen hatte, dass etwas nicht stimmte. Doch er hatte das wachsende Gefühl ignoriert, weil es aus dem Reich der Spiritualität gekommen war – dem Teil seines Lebens, den er so gut wie möglich unterdrückte und ignorierte. Dieses Wissen hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in seinem Mund, den er als eine Mischung aus Selbsthass und Angst identifizierte.
Cuchulainn schlang die Arme noch fester um seine Schwester. Jetzt wusste er, was ihn gestört hatte, seit sie ihre Reise zur MacCallan-Burg angetreten hatten. Die namenlose Bedrohung, die er über seiner Schwester verspürt hatte, stammte nicht von einem gewalttätigen Liebhaber oder einem alten Fluch. Es war etwas Alltägliches – ein Unfall. Und er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich gesichtslose Phantome einzubilden, um ihn vorherzusehen.
Gesichtslose Phantome? Wenn er nicht so nass gewesen wäre und sich nicht so elend gefühlt hätte, hätte er über sich gelacht. Offensichtlich hatten einige von ihnen sowohl Gesichter als auch Stimmen.
Brighid wurde langsamer, und Cuchulainn sah erleichtert, dass sich vor ihnen die dunklen Mauern der Burg erhoben.
„Bring sie in die Küche. Die ist schon am weitesten fertiggestellt“, rief er der Jägerin über den tosenden Sturm hinweg zu.
Brighid nickte und trabte durch die Öffnung in der äußeren Mauer in den Burghof. Regen prasselte auf das löchrige Dach, und als sie am Springbrunnen vorbeikamen, zuckte ein Blitz über den Himmel und ließ das steinerne Mädchen wie einen Geist in der Dunkelheit aufleuchten. Cuchulainn hatte ein mulmiges Gefühl. Er beäugte die Statue und schaute sich misstrauisch im Burghof um.
Brighids Hufe klapperten über den Boden der Großen Halle, wo sie schließlich stehen blieb. Sie drehte ihren Oberkörper zu ihren Reitern um und sagte: „In der Küche wird es so dunkel wie in einem Grab sein. Warte mit Elphame hier, wo noch etwas Licht ist. Ich hole schnell Feuersteine und Fackeln aus einem der Wagen.“
Brighid half ihm, Elphames leblosen Körper von ihrem Rücken zu heben und auf den Boden zu legen. Cuchulainn setzte sich mit dem Rücken an die Wand und bettete den Kopf seiner Schwester vorsichtig auf seinen Schoß.
„Ich bin gleich zurück.“ Brighid warf Elphame einen letzten besorgten Blick zu, dann eilte sie davon.
„Es fühlt sich gut an, ruhig zu liegen“, sagte Elphame mit dünner Stimme in die Dunkelheit hinein.
„Brenna wird bald hier sein“, versicherte Cu ihr.
Er wollte sich um Elphame kümmern, dafür sorgen, dass sie sich besser fühlte, kam sich aber hilflos und nutzlos vor. Vorsichtig wickelte er den Teil des Kilts ab, den er sich um die Brust geschlungen hatte, und wischte ihr damit den Regen vom Gesicht und den Armen. Reden – er musste sie wach halten, aber bevor er eine weitere dumme Frage über die Einrichtung der Burg stellen konnte, überraschte sie ihn mit einer eigenen Frage.
„Woher wusstest du, dass du mich suchen musst, Cu?“
Er schaute auf sie hinunter. In der Dämmerung erkannte er nur vage die Umrisse ihres Gesichts. Ab und zu erhellte ein Blitz den Himmel und schickte sein Licht vom Burghof durch die glaslosen Fenster in die Große Halle. Ihre Augen reflektierten es, und er sah, dass sie ihn unverwandt anschaute.
„Ich hatte ein ungutes Gefühl.“
Elphame lächelte schwach. „Du hast seit unserer Ankunft hier ein ungutes Gefühl. Was hat dich bewogen, dich auf die Suche zu
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