Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
begeben?“
„Ich wollte das eigentlich gar nicht. Ich habe mir eingeredet, dass ich mir die Gefahr für dich nur einbilde. Dann kam der Sturm immer näher. Ich war unruhig, also dachte ich, ich reite hierher zurück und halte nach dir Ausschau.“ Er hielt inne und schob ihr eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich wollte dich zu einem kleinen Wettrennen mit meinem Wallach nach Loth Tor herausfordern. Da du ja bereits eine ganze Weile gelaufen warst, hätte er vielleicht eine Chance gehabt.“
Er sah ihre Zähne aufblitzen und grinste.
„Ich wartete also am Haupteingang, als ich aus dem Inneren der Burg ein Geräusch hörte. Anders als meine Unruhe war es unmöglich, es zu ignorieren.“
„Warum?“, wollte Elphame wissen.
„Weil jemand meinen Namen brüllte.“ Cu schüttelte den Kopf bei der Erinnerung an die kräftige Stimme, die seinen Namen durch die leere Burg gebellt hatte. Und an das grauenhafte Gefühl, als imklar wurde, dass ein nur zu echter Geist seine Aufmerksamkeit eingefordert hatte. „El, ich muss dir sagen, dass die Gerüchte über die Burg zumindest teilweise stimmen. Sie ist vielleicht nicht verflucht, aber ich kann dir versichern, dass sie von Geistern heimgesucht wird.“
Der nächste Blitz erhellte die weit aufgerissenen Augen seiner Schwester.
„MacCallan hat auch mit dir gesprochen?“, fragte sie und wirkte auf einmal so lebendig wie lange nicht mehr.
Cuchulainn runzelte die Stirn.
„Willst du mir etwa sagen, dass er dir erschienen ist und du mir nichts davon erzählt hast?“, fragte er ungläubig.
„Nun, Cu …“ Sie zögerte. Beinahe war sie froh darüber, verletzt zu sein. So konnte er zumindest nicht gar so böse auf sie werden. „Ich weiß doch, wie sehr dir die Geisterwelt missfällt.“
„Missfällt!“, rief er. Als seine Schwester daraufhin zusammenzuckte, schloss er die Augen und atmete tief durch. „El“, sagte er bedächtig. „Es ist nicht nur eine Sache des Missfallens. Denk doch mal an alles, was passiert ist, seitdem wir hier angekommen sind. Du hattest bis dahin nicht die geringste Berührung mit der Magie der Göttin, und mit einem Mal ist es, als wärst du eine lebendige Standleitung zu Epona. Hier sind Mächte am Werk, die wir nicht verstehen.“
Elphame winkte schwach ab und versuchte den Kopf zu schütteln, doch dieser Versuch mündete in einer schmerzverzerrten Grimasse.
„Pst.“ Ihr Bruder entschuldigte sich sofort. „Ich wollte dich nicht aufregen. Ich bin auch nicht böse auf dich.“
„Ich weiß, Cu.“ Sie blinzelte, um wieder klar sehen zu können und ihre Gedanken zu ordnen. „Aber du musst daran denken, dass es für mich anders ist. Ich habe keine Angst vor dem Geisterreich. Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass MacCallan oder Epona uns schaden wollen.“
„Natürlich nicht.“ Cu wischte ihr ein wenig Wasser aus dem Gesicht. „Aber du solltest bedenken, dass wie das Gute auch das Böse existiert. Und das Böse im Reich der Spiritualität kann nicht mit Muskelkraft besiegt werden.“
„Nein“, sagte sie sanft. „Es muss mit Ehre und Wahrheit und Willenskraft besiegt werden.“
Cu musterte seine Schwester im dämmrigen Licht. Ihm fiel auf, dass sie sich veränderte. Er wollte es nicht zugeben, aber diese Erkenntnis weckte ein ungutes Gefühl in ihm. Blitze leuchteten auf, und er sah, dass Elphame ihn anlächelte. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Solange er denken konnte, war sie seine beste Freundin. Liebte er sie nicht genug, um ihr zu erlauben, die Frau zu werden, die das Schicksal für sie vorgesehen hatte, selbst wenn ein Teil dieses Schicksals ihm fremd und unverständlich vorkam?
„Versprich mir nur, dass du mir von weiteren Geisterbesuchen erzählst. Vor allem, wenn es sich dabei um einen unserer Vorfahren handelt.“
„Ich verspreche es.“ Elphame klang erleichtert. „Übrigens, ist dir die Ähnlichkeit zwischen dir und MacCallan aufgefallen?“
Cuchulainn schnaubte. „Ich bitte dich. Ich habe überhaupt nichts mit diesem sarkastischen alten Geist gemeinsam.“
„Was hat er zu dir gesagt?“
„Mal sehen, ob ich das noch zusammenbekomme … Ja, es war was in der Art von: Cuchulainn, bist du denn nichts als ein muskelbepackter Dämlack? Mach dich auf die Suche nach deiner Schwester, das Mädel braucht dich!“ Seine Imitation des brummigen alten Geistes war nahezu perfekt.
Elphame musste lachen, doch das war so schmerzhaft, dass sie zusammenzuckte. Sie hörte Brighid und die
Weitere Kostenlose Bücher