Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
„Klingt das für dich fürchterlich?“
Sie schaute auf seinen Mund, seine Lippen, die kräftige Linie seines Kiefers. „Ich weiß nicht“, flüsterte sie. Dann hob sie den Blick, um in seine rauchgrauen Augen zu schauen. Wie wäre es, ihn zu küssen?
Frag ihn. Der Gedanke schwebte durch ihren Kopf wie tanzende Herbstblätter. Frag ihn , hallte das Echo durch ihr Blut.
Zu ihrer Überraschung hörte sie sich fragen: „Würden deine Zähne meine Lippen verletzen, wenn du mich küsst?“
„Nein. Ich würde dich nicht schneiden“, sagte er sanft.
Er faszinierte sie. Sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. „Du hast gesagt, dass du die Blutlust immer noch in dir trägst. Willst du mein Blut schmecken?“ In ihrer Hand, die die seine hielt, spürte sie das Zittern, das seinen Körper wie eine Antwort auf ihre Frage durchlief, doch sein Blick blieb fest.
„Es gibt vieles, was ich von dir will, Elphame, und vieles, wonach ich mich sehne, aber ich werde nichts von dir nehmen, das du nicht zu geben gewillt bist.“
„Ich … ich weiß nicht, was ich will. Ich bin noch nie zuvor geküsst worden“, platzte sie heraus.
„Das weiß ich.“ Lochlans Augen wurden dunkel wie ein Gewitterhimmel.
„Ich denke, ich habe auf dich gewartet.“
Sie sprach so leise, dass er ihre Worte mehr spürte als hörte.
„So wie ich auf dich gewartet habe“, antwortete er flüsternd.
Sei vorsichtig … dränge sie nicht, befahl der rationale Teil seines Geistes. Sie ist jung … unerfahren … leicht zu erschrecken.
Er wollte sie unbedingt schmecken.
Langsam, sodass sie Zeit hatte, sich von ihm zurückzuziehen, wenn sie es wollte, beugte er sich vor und berührte sanft ihre Lippen mit seinem Mund.
Es war so anders, als sie es sich vorgestellt hatte. In ihrer Fantasie war das Küssen immer ungelenk, vor allem beim ersten Mal. Sie war so naiv gewesen. Lochlans Lippen lagen warm und fest auf ihren weichen Lippen; sie waren so einladend. Ihr Mund passte perfekt zu seinem, und als ihre Zungen sich berührten, hörte sie auf zu denken, und ihr Körper übernahm die Führung. Elphame schloss die Augen und nahm die Gefühle, die Lochlan in ihr wachrief, bewusst wahr. Er war wie der Wald – wild, schön und ungezähmt. Und er lockte sie. Er vertiefte den Kuss und schob eine Hand in ihr Haar, während er sie mit der anderen näher an sich zog. Willig folgte Elphame der Einladung, drückte sich so fest wie nur möglich an ihn. Sie streckte die Arme aus und schlang sie um seinen Nacken.
So tief sie in dem Kuss versunken war, spürte sie doch etwas über ihre Unterarme streifen, und wegen der Fremdartigkeit dieses Gefühls öffnete sie die Augen und löste die Lippen von seinen.
Seine Flügel. Das war es, was sie an ihren nackten Armen gefühlt hatte. Sie hatten sich entfaltet und über ihm ausgebreitet. Ihr Blick schoss von den aufgerichteten Flügeln zu seinem Gesicht. Sein Atem ging schwer, im Blick seiner dunklen Augen lag Verlangen.
„Sie spiegeln meine Leidenschaft.“ Seine Stimme war belegt. „Ich kann sie nicht kontrollieren. Zumindest nicht, wenn du so nah bist und ich dich so sehr begehre.“
„Das klingt, als wären sie kein Teil von dir.“
„Sie gehören zu einem dunkleren Teil von mir, einem Teil, gegen den ich ankämpfe.“
Ihr Blick glitt zurück zu seinen Flügeln. Sie spannten sich überihnen, als machte Lochlan sich bereit, sie mit sich fortzutragen. Sie fand, die weiche Unterseite hatte die gleiche Farbe wie der Erntemond.
„Sie sind wunderschön“, flüsterte sie.
Lochlans Kopf zuckte zurück, als hätte sie ihn geschlagen. „Sag so etwas nicht im Scherz.“
„Warum sollte ich scherzen?“ Elphame hasste es, Schmerz in seinen Augen zu sehen. Vorsichtig löste sie eine ihrer Hände an seinem Nacken. „Darf ich sie berühren?“
Er konnte nicht sprechen, er konnte nur langsam nicken, als würde er sich in tiefem Wasser befinden. Elphame berührte ohne zu zögern den Flügel, der sich über seiner linken Schulter entfaltet hatte.
„Oh.“ Sie hauchte nur. „Sie sind tatsächlich weich. Das hatte ich vermutet.“ Sie öffnete die Hand, sodass sie mit der Handfläche sanft über den cremefarbenen Flaum streichen konnte. Die Flügel erzitterten unter ihrer Berührung, dann schienen sie anzuschwellen und sich auszubreiten, während Lochlans Atem sich als tiefes Stöhnen aus seiner Lunge löste.
Sofort zog Elphame die Hand fort.
„Habe ich dir wehgetan?“
Er hatte die Augen fest
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