Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
geschlossen, und ein feiner Schweißfilm bedeckte sein Gesicht.
„Nein!“ Halb lachte er, halb schluchzte er das Wort. „Hör nicht auf. Hör nicht auf, mich zu berühren.“
Das rohe Verlangen in seiner Stimme faszinierte sie beinahe so sehr wie sein exotischer Körper. Sie wollte nicht aufhören, ihn zu berühren – niemals. Elphame hob erneut die Hand, doch bevor sie ihn streicheln konnte, hielt er sie auf, indem er ihre Hand mit seiner einfing.
Überrascht schaute sie auf und sah, dass er aus zusammengekniffenen Augen über ihre Schulter in die Ferne schaute.
„Da kommt jemand“, sagte er. Er neigte den Kopf und fügte hinzu: „Es ist die zentaurische Jägerin.“
„Du musst gehen! Sie darf dich nicht sehen.“ Die Angst um ihn schoss wie ein Blitz durch ihren Körper.
„Ich muss dich wiedersehen. Bald.“ Seine Stimme war wie die scharfe Klinge der Verzweiflung.
„Ich finde einen Weg. Nur geh jetzt, bitte. Die Jägerin wird denken, dass du mich angreifen willst.“ Mit ihrem Blick flehte sie ihn an, sie zu verstehen.
Lochlan beugte sich vor und küsste sie noch einmal. Er drückte seine Lippen so verzweifelt auf ihre, als könnte Gewalt daraus werden. Elphame zuckte nicht zusammen und entzog sich ihm auch nicht. Sie begegnete seiner Leidenschaft mit ihrer unmenschlichen Stärke.
Gewaltsam riss er sich von ihr los, stieß einen erstickten Schrei der Verzweiflung aus und drehte sich um. Kurz darauf hatte der Wald ihn verschluckt. Er warf keinen Blick zurück – das konnte er einfach nicht.
17. KAPITEL
Elphame wischte sich mit zitternder Hand über die Lippen und eilte aus dem Wald zurück zur Felsformation, auf der sie mit der Heilerin gesessen hatte. Sie hatte gerade noch Zeit, wieder hinaufzuklettern und zwei tiefe, beruhigende Atemzüge zu machen, bevor Brighid um die Kurve hinter den Bäumen bog und ihr einen Gruß zurief. Elphame winkte und zwang sich zu einem Lächeln. An meinem bloßen Ansehen wird niemand erkennen, dass ich gerade geküsst worden bin, sagte sie sich, nicht einmal eine Jägerin. Eine Jägerin konnte keine Gesichter lesen, sie las nur Spuren …
Elphame zuckte zusammen wie ein junges Fohlen. Oh Göttin! Brighid konnte Lochlans Spuren lesen. Der fröhliche Blick der Jägerin verschwand. Sie machte sich Sorgen, als sie sah, wie blass Elphame mit einem Mal geworden war.
„Cuchulainn sagt, ich soll dich zur Burg zurückbringen, weil du jetzt lange genug auf warst und deine Kräfte nicht überstrapazieren sollst. So wie du aussiehst, schätze ich, dass er recht hat.“
„Ich hasse es, wenn er recht hat.“ Elphame bemühte sich um Lockerheit und versuchte gleichzeitig, ihre Augen davon abzuhalten, wie besessen den Wald nach einem Anzeichen von Lochlan abzusuchen.
„Wir hassen es alle, wenn er recht hat. Komm, ich helfe dir runter.“ Brighid stützte Elphame, sodass sie leichter von den Felsen klettern konnte. Dann schaute sie ihre etwas derangierte und atemlose Freundin mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Willst du lieber zur Burg zurückreiten?“
„Nein, mir geht es gut.“
„Bist du sicher? Mir macht es wirklich nichts aus“, sagte Brighid.
„Ja, ich weiß.“ Elphame lächelte. „Danke, Brighid, ich weiß das Angebot zu schätzen, aber ich denke, ich bin einfach nur ein wenig steif vom langen Sitzen.“
Brighids Angebot rührte Elphame. Nie würde sie die Nacht vergessen, in der die Jägerin sie und Cuchulainn den ganzen Weg aus dem Wald zur Burg getragen hatte. Während der letzten fünf Tage hatte Brighid sie so oft wie möglich besucht, auch wenn sie vollauf damit beschäftigt gewesen war, jagen zu gehen. Brighid hatte alles in ihrer Macht Stehende getan, um Elphame die Zeit, die sie ans Bettgefesselt war, so angenehm wie möglich zu machen. Daher fühlte El sich jetzt wie eine Verräterin, als sie zu Epona betete, dass Brighid die ungewöhnlichen Spuren, die Lochlan hinterlassen hatte, nicht auffielen.
Entspann dich und sprich mit ihr, befahl sie sich. Hör auf, dich so schuldbewusst zu verhalten.
„Ich bin froh, dass du gekommen bist, um mich zu holen. Deine Gesellschaft hat mir gestern gefehlt.“
„Gestern sind fünf weitere Männer, alle mit jungen Frauen, zu uns gestoßen.“
„Davon habe ich ja noch gar nichts gehört.“ Elphame runzelte die Stirn. „Cuchulainn …“ Sie stieß den Namen ihres Bruders wie einen Fluch aus. „Dieser Mann und sein Beschützerinstinkt! Er hat mir nicht erzählt, dass sich uns noch mehr Menschen
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