Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
angeschlossen haben. Er behandelt mich wie eine verdammte Invalidin.“
„Dein Bruder ist definitiv nervtötend“, bestätigte Brighid, aber sie konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Zumindest war er niemals langweilig, und trotz all seiner sonstigen Fehler konnte sie sich in seiner Gegenwart entspannt benehmen. Abgesehen von Elphame, Brenna und einer Handvoll anderer fand sie es oft schwierig, locker mit Menschen umzugehen. Sie waren körperlich natürlich nicht so stark wie Zentauren, aber es schien ihr, dass diese begrenzten körperlichen Fähigkeiten sich allzu oft in ihrer Persönlichkeit niederschlugen. Sie hatte bis vor Kurzem nur wenig Zeit mit Menschen verbracht, aber ihr war aufgefallen, dass sie dazu neigten, sich Zentauren gegenüber unnatürlich zu verhalten. Entweder gingen sie zu weit in ihrem Wunsch, ihre Akzeptanz und Brüderlichkeit zur Schau zu stellen, oder sie plusterten sich auf und versuchten sich überlegen zu geben. Brighid schüttelte innerlich den Kopf. Sie stimmte nicht mit der Sicht der Dhianna-Herde überein, was die Frage der Rassentrennung anging, aber in einer Sache hatten sie recht: Die meisten Menschen waren schwer zu verstehen.
Sie schaute Elphame an, die weder Mensch noch Zentaur war, und lächelte, als sie ihre missmutige Miene sah. Auch wenn es ihr nicht gefiel, anders zu sein, versuchte Elphame doch nie, sich anders zu geben als so, wie sie war – eine natürliche Führungspersönlichkeit, die von Epona berührt worden war. Das war etwas, das Brighidschon an ihr respektiert hatte, bevor sie anfing, sie zu mögen.
„Wenn du dich fit genug fühlst, um mit Cuchulainn zu streiten, bist du wirklich auf dem Weg der Besserung. Das wird Brenna freuen“, sagte Brighid.
„Cu allerdings nicht“, entgegnete Elphame zufrieden lächelnd.
Gemeinsam gingen sie langsam zurück zur Burg. Die Jägerin achtete darauf, ihre langen Schritte an Elphames Tempo anzupassen. Als Brighid sich mehr in Richtung Wald als in Richtung Meer wandte, schrillten bei Elphame alle Alarmglocken. Schnell zeigte sie auf die beeindruckenden Klippen.
„Lass uns da entlanggehen. Ich mag es, aufs Meer hinauszuschauen.“
Brighid änderte die Richtung, schüttelte aber den Kopf, als sie gefährlich nah an den Klippenrand kamen. „Ich weiß nicht, wieso du das magst. Mich macht es nervös.“
Elphame schaute sie überrascht an. „Ich hätte nicht gedacht, dass dich überhaupt irgendetwas nervös machen könnte.“
Die Jägerin schnaubte. „Doch, zu fallen – das macht mich sehr nervös.“ Sie stieß Elphame leicht mit dem Ellenbogen an. „Das solltest du eigentlich verstehen.“
Elphame schüttelte sich unter einem nicht nur vorgespielten Schauder. „Du hast recht. Das ist eine Erfahrung, die ich nicht unbedingt wiederholen möchte.“
Brighid schwieg während der nächsten Schritte. Sie musste mit Elphame über den Unfall sprechen – oder vielmehr über die verstörenden Funde, die sie an der Unfallstelle gemacht hatte. Elphame schien jetzt etwas entspannter als bei den Felsen. Sie ging zufrieden neben ihr her und ließ ihre Fingerspitzen über die langen Grashalme streifen, die am Klippenrand wuchsen. So ein günstiger Augenblick würde vielleicht so schnell nicht wiederkommen. Brighid räusperte sich und warf Elphame aus dem Augenwinkel einen Blick zu.
„Ich wollte dich noch etwas zu jener Nacht fragen, aber ich dachte, ich warte lieber, bis du dich ein wenig erholt hast – oder zumindest wieder klarer denken kannst.“
„Bei der Göttin! Ich bin es so leid, dass mein Denkvermögen in Zweifel gezogen wird. Ich verspreche dir, ich kann vollkommen klar und logisch denken. Soll ich dir zum Beweis ein oder zwei epische Gedichte vortragen?“
Brighid hob abwehrend die Hände. „Ich vertraue auf dein Wort, Göttin.“
Elphame funkelte sie böse an. „Du hast mich auf deinem Rücken herumgeschleppt. Du solltest es besser wissen und mich nicht Göttin nennen.“
„Du hast recht. Eine wahre Göttin wäre nicht so schwer“, sagte Brighid.
Als Elphame den entsetzten Gesichtsausdruck der Jägerin sah, nachdem der bewusst geworden war, was sie gerade gesagt hatte, brach sie in lautes Gelächter aus, obwohl sie sich die Seite halten musste und unter dem unerwarteten Schmerz zusammenzuckte.
„Oh, hör auf. Bring mich nicht zum Lachen.“ Sie lehnte sich an Brighid und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Doch jedes Mal, wenn sie die Jägerin ansah, lachte sie erneut los.
„Du kannst dich
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