Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
Knall und war plötzlich eins mit der Burg. Die Mauern wurden zu ihrer Haut, die Türme und teilweise restaurierten Räume ihre Gliedmaßen, die Mittelsäule war ihr Rückgrat. Sie spürte jede Kante und jeden Alkoven der Burg, als wären sie Gewebe und Blut, und sie fühlte, was für eine Freude es war, dass ihr „Körper“ wieder lebte und umsorgt wurde. Das ist mein Zuhause. Die zärtliche Liebkosung ihrer Gedanken breitete sich im Fundament der MacCallan-Burg aus. Das Haus ihrer Vorfahren war endlich wieder zum Leben erwacht.
Cuchulainn sah zu, wie die Seele der Burg Elphame umarmte. Danann übte mit fester Hand immer noch Druck auf seinen Arm aus, als wüsste der alte Zentaur, wie schwer es ihm fiel, seine Schwester an eine Welt freizugeben, die er selbst so sehr ablehnte. Aber sogarer musste zugeben, dass das, was gerade passierte, Ehrfurcht gebietend war. Nur wenige Minuten zuvor hatte Elphame noch erschöpft und krank ausgesehen. Jetzt verwandelte sie sich vor seinen Augen. Sie erstrahle dank der Macht des uralten Herzens der Burg. Ihre Wangen röteten sich, und ihr Haar flatterte im Wind, als wäre es der Geist der Burg persönlich.
Zum ersten Mal in seinem Leben sah Cuchulainn die Göttin in seiner Schwester zu vollem Leben erwachen, und einen Moment lang war es, als hätte eine Furcht einflößende Fremde ihren Platz eingenommen. Er wusste, dass sie sich danach immer gesehnt hatte. Nach dieser Verbindung mit dem Reich der Spiritualität. Und er wusste, dass er sich für sie freuen sollte – endlich erlebte sie ihr Schicksal. Doch es machte ihn genauso traurig, wie es ihn faszinierte.
Er riss den Blick von Elphame los, um sich die Menschen und Zentauren anzusehen, die sich im Burghof drängten. Viele von ihnen hielten einander an den Händen. Zwei Frauen waren auf die Knie gesunken. Auf allen Gesichtern sah Cuchulainn den Zauber und die Liebe gespiegelt, die er für seine unglaubliche, von der Göttin berührte Schwester empfand. Sie würden ihr überallhin folgen. Wir, korrigierte er sich, wir werden ihr überallhin folgen.
In dem Moment warf Elphame den Kopf zurück, und mit einer Stimme, die von der Macht der Burggeister verstärkt wurde, rief sie die Worte, die sie bis zum Bersten erfüllten.
„Treue und Ehrlichkeit!“
„Treue und Ehrlichkeit!“ Automatisch fiel Cuchulainn in den alten Schlachtruf ihres Clans ein, und bald vermischten sich alle Stimmen zu einem Ruf, der von den Wänden aus lebendigem Stein widerhallte und bis in den lauschenden Wald hineinschallte.
„Treue und Ehrlichkeit!“
19. KAPITEL
Elphame schaute sich um, während sie ihre kribbelnden Hände aneinanderrieb. Überschäumend von der Vereinigung mit den Geistern der Steine war es ihr nahezu unmöglich, still zu stehen. Sie war erfüllt von Stärke, Hoffnung und Freude, aber ihre Blicke streiften rastlos über die Menge, die sich um sie versammelt hatte. Sie wappnete sich für die Reaktion der Menschen auf das, dessen sie gerade Zeuge geworden waren. Ja, sie hatten auf ihren Schlachtruf reagiert und sich vom Zauber des Augenblicks einfangen lassen, aber zu welchem Preis? Würden sie sie als Clanführerin anerkennen und sie akzeptieren, oder würden sie vor ihr zurückschrecken? Oder schlimmer noch – würden sie versuchen, sie anzubeten?
Die kleine Haushälterin Meara ergriff als Erste das Wort. Ihre Pausbacken bekamen zauberhafte Grübchen, als sie lächelte und vor Elphame knickste.
„Ich habe die Reinigung der Säulen überwacht“, fing sie mit leiser, zögernder Stimme an. Doch als sie fortfuhr, verschwand ihre Nervosität nach und nach. „Die Mittelsäule habe ich selbst abgewaschen.“ Mearas Blick berührte die einzigartige Säule mit einer Mischung aus Liebe, Stolz und Erfüllung. „Ich kann mit den Geistern der Steine nicht so kommunizieren wie Ihr, aber ich schwöre unter Eid, dass ich sie gefühlt habe – ihre Stärke und vor allem ihren Willkommensgruß.“ Einem Impuls folgend streckte sie einen Arm aus und drückte Elphames Hand. „Ihr hattet recht. Das hier ist unser Zuhause. Die Steine höchstpersönlich heißen uns willkommen.“
Zahlreiche Emotionen übermannten Elphame, und es fiel ihr schwer, ihre Stimme wiederzufinden.
Ein junger Mann trat neben Meara. Er verbeugte sich vor Elphame. Sie dachte, in ihm einen der Männer wiederzuerkennen, die sie in der Nacht ihres Unfalls auf Brighids Rücken gehoben hatten. Bevor sie ihn begrüßen konnte, ließ er sich dramatisch auf die Knie
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