Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
Die Jägerin nickte in Richtung der Wand, in die der Kamin eingebaut war. „Das ist mein liebster Teil. Folgen Sie mir, Mylady.“ Sie grinste und schwang ihren blonden Schweif hin und her, während sie zu einem von Elphame bisher unbemerkten Spalt in der Wand auf der anderen Seite des Kamins voranging. Es sah aus, als hätte die Hand eines Riesen die Wand aufgeschlitzt.
Neugierig sah Elphame die Jägerin im dunklen Nichts verschwinden. Ihre Stimme klang gruselig gedämpft hinter den dicken Wänden.
„Sei vorsichtig. Hier ist sehr viel Platz, aber es ist ein wenig feucht, und für Hufe könnte es rutschig sein.“
Elphame stand im Durchgang und blinzelte überrascht. Es war kein weiteres Zimmer. Breite Stufen begannen direkt vor ihren Füßen. Sie wurden von Wandfackeln beleuchtet. Elphame sah, wie Brighids Widerrist langsam verschwand, während sie den in einer leichten Linkskurve nach unten führenden Stufen folgte.
„Geh schon. Das wird dir gefallen“, drängte Cuchulainn, als Elphame zögerte.
Vorsichtig betrat sie die Treppe, folgte ihr nach links und noch einige Stufen weiter hinunter und gelangte in einen kleinen höhlenartigen Raum. Die Jägerin stand neben einem tiefen Wasserbecken, von dem Dampfschwaden aufstiegen, die in der dicken warmen Luft hängen blieben. Elphame erkannte, dass das Becken von einem Wasserfall gespeist wurde, der träge aus der Wand sprudelte und am anderen Ende durch eine in den Steinfußboden geschlagene Rinne abfloss. Offene Kohlepfannen enthielten glatte runde Steine. Sie waren, wie Elphame wusste, der Ersatz für die Steine, die bereits ins Wasser gelegt worden waren, um es zu erwärmen.
„Die Badeöle und Seifen stammen von den Frauen.“ Brighidzeigte auf die beeindruckende Sammlung kleiner Flaschen und Tiegel, die neben dem Becken stand. „Wir haben alle unsere Favoriten mitgebracht.“ Sie beugte sich vor und tippte mit einem Finger gegen ein großes Glas. „Mein Angebot ist Seifenstein.“
Brenna deutete auf eine dicke runde Flasche. „Ich habe ein Öl mit Kamille beigesteuert, das ich sehr mag. Ich finde es so beruhigend. Du solltest dir auf jeden Fall deine Bauchwunde damit einreiben.“ Die Heilerin sah Elphame an. „Und ich möchte nicht, dass du zu lange badest.“
„Versprochen.“ Elphame hob ergeben die Hände.
„Ich habe kein Öl oder Parfüm mitgebracht“, sagte ihr Bruder. „Aber ich habe die Besitzerin des Inn überreden können, diese zwei Handtücher zu spendieren.“
„Es ist einfach perfekt.“ Elphame war überwältigt.
„Nein“, sagte Brighid, die sich schon wieder in Richtung Treppe zurückzog. „Es wird erst perfekt, wenn wir dich allein gelassen haben, damit du ohne Zuschauer baden kannst, die jede Bewegung und jeden Atemzug von dir überwachen.“
Brenna runzelte zwar die Stirn, widersprach aber nicht, als Brighid sie an den Schultern packte und in Richtung Ausgang schob. Dann richtete sie ihren Blick auf Cuchulainn.
„Deine Schwester kann ganz gut alleine baden.“
„Hmpf“, sagte er und verließ widerstrebend die Kammer.
„Danke, Brighid.“ Elphame schaute die Zentaurin dankbar an. „Du bist eine gute Freundin.“
„Für die MacCallan tue ich alles.“ Die Jägerin zwinkerte ihr zu und drehte sich zur Treppe um. Dann blieb sie noch einmal stehen und schaute Elphame über die Schulter hinweg an. Sie sah ihr tief in die Augen. „Das hätte ich beinahe vergessen – wir haben für heute ein spezielles Abendmahl geplant, um deine Genesung zu feiern. Ich habe extra für dich etwas Besonderes gejagt. Aber lass dir Zeit. Wynne hat versprochen, dir einen Teller warm zu halten.“
„Du hast etwas nur für mich gejagt? Was ist es?“ „Wildschwein.“
Elphame ignorierte den dumpfen Schmerz in ihrer Schläfe, warf den Kopf zurück und lachte schallend.
20. KAPITEL
Elphame drückte eine Hand auf ihre Seite und versuchte mit großer Anstrengung wieder zu Atem zu kommen. Brenna hatte natürlich recht. Die steile gewundene Treppe war vermutlich für heute noch zu viel, aber sie hatte dem Locken des legendären Turms des Stammesführers nicht widerstehen können – ihrem Turm. Abgesehen von ihrer Kurzatmigkeit und dem dumpfen Schmerz in ihrem Körper fühlte sie sich wunderbar. Müde, ja, und vielleicht etwas zu vollgegessen, aber wunderbar.
Das lange Bad – währenddessen sie sich die Haare mehrmals eingeschäumt und wieder ausgewaschen hatte – war genau das gewesen, was sie gebraucht hatte. Genau wie das
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