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Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)

Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)

Titel: Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.c. Cast
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strömten durch die Ritzen in dem noch nicht fertiggestellten Dach. Sie sah, dass sich die Clanmitglieder langsam zerstreuten. Immer wieder verließen kleine Grüppchen von Menschen und Zentauren die Burg und schlenderten zum Zeltdorf auf der Wiese vor den Burgmauern. Cuchulainn hatte gesagt, nach zwei weiteren Vollmonden würden ausreichend Räume in der Burg renoviert sein, sodass der Großteil der Clanmitglieder innerhalb der Burgmauern wohnen konnte. Der Gedanke gefiel Elphame. Sie wollte ihre Leute in ihrer Nähe haben. Sie stützte sich mit ihren Unterarmen auf der Balustrade auf und spürte ein leichtes warmes Kribbeln, mit dem der Geist der Burg ihre Anwesenheit anerkannte. Die MacCallan-Burg spiegelte ihre Gefühle wider – genau wie sie sehnte sie sich danach, zu leben.
    Eine Bewegung am unteren Rand ihres Sichtfeldes erregte ihre Aufmerksamkeit. Elphame sah eine schlanke Figur aus der Burg kommen. Auch wenn sie das Gesicht der Frau nicht erkennen konnte, erhellten die zu beiden Seiten des türlosen Eingangs brennenden Fackeln die Figur doch gut genug, dass sie in ihr Brenna erkannte. Die kleine Heilerin stand still da, als müsste sie zu Atem kommen. Dann ließ sie sich an die dicke Wand sinken. Ihr Rücken krümmte sich, und sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Sogar aus der Ferne konnte Elphame erkennen, dass ihre Schultern bebten.
    Sorgenfalten breiteten sich auf Elphames Stirn aus. Was stimmte mit Brenna nicht?
    Der Gedanke hatte sich kaum in ihrem Geist gebildet, als auchschon die Seite ihres Armes sich erwärmte, die auf der Balustrade ruhte. Unversehens fand Elphame ihren Geist mit dem Stein verbunden – genauso wie er mit der Mittelsäule verbunden gewesen war. Was stimmt mit Brenna nicht … Der Gedanke rauschte durch die Burgmauern. Elphame keuchte. Sie konnte einen geisterhaften silbernen oder goldenen Faden sehen, der sich von ihrem Körper durch die leitenden Steine und direkt zu der Stelle erstreckte, an der die Heilerin an der äußeren Burgwand lehnte.
    Verzweiflung … Einsamkeit … Sehnsucht … Schnipsel von herzzerreißenden Gefühlen rasten durch diese Verbindung zu Elphame zurück. Instinktiv versuchte sie, den Kontakt mit dem Stein zu unterbrechen, die Verbindung mit so vielen schmerzhaften Emotionen zu beenden; doch sofort schämte sie sich für ihre Feigheit. Das hier waren Brennas Gefühle. Jemand hatte sie verletzt. Anstatt vor dem Schmerz davonzulaufen, den sie bei ihrer Freundin spürte, sollte sie ihr helfen wollen – so wie Brenna es für sie tun würde.
    Elphame biss die Zähne zusammen und atmete tief durch, um sich zu zentrieren. Sie beobachtete Brennas Schultern, die weiter unter Schluchzern bebten, und fühlte den Herzschmerz ihrer Freundin. Das machte sie wütend. Als Elphame aus der Großen Halle gegangen war, hatte Brighid fröhlich mit der lächelnden Brenna geplaudert. Was war danach passiert? Wer hatte Brenna in so kurzer Zeit so tief verletzt? Bei der Göttin! Und wo war ihr Bruder in dem Moment gewesen, in dem jemand Brenna Schmerzen zugefügt hatte?
    Rechtschaffener Ärger brodelte in Elphames Blut, lief wie Feuer durch ihren Körper und floss wie geschmolzenes Blei in den Stein, sodass der feine Goldfaden rot glühte.
    Brennas Kopf zuckte hoch. Ihre Schultern hörten auf zu zittern, und Elphame sah, dass sie ihr Gesicht mit dem Handrücken abwischte. Dann richtete sich die Heilerin langsam auf und trat entschlossen von der Burgmauer weg. Für einen Moment wandte sie sich dem Burginneren zu, und es sah aus, als überlegte sie, noch einmal zurückzukehren. Doch dann drehte sie sich um und verschwand schließlich zwischen den Zelten, die im Burgschatten lagen.
    In dem Moment, wo sie außer Sicht war, eilte ein Mann aus derBurg. Elphame brauchte keine Fackel, um ihn zu erkennen; seine Gestalt war ihr so vertraut wie ihre eigene. Cuchulainn hielt inne und starrte in die dichten Schatten, die die Burg umgaben. Sogar aus der Ferne konnte Elphame das Echo seines Fluchs hören, als ihr Bruder nichts als die dunkle Nacht entdeckte. Cuchulainn fluchte noch einmal und ging dann mit steifen Schritten in Richtung Zeltlager davon.
    „Wir können nicht wählen, wen wir lieben. Es wäre einfacher, wenn wir es könnten, aber wir können es nicht.“
    Die geisterhafte tiefe Stimme mit dem breiten Akzent erklang neben ihr. Elphame machte zwei hastige Schritte zurück und drückte dabei eine Hand auf ihre Wunde, um den durch die plötzliche Bewegung verursachten

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