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Eric

Eric

Titel: Eric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Botschaften der anderen Sinne – sie teilten ihm mit, daß er einige tausend Kilometer hoch über der Scheibenwelt schwebte – nur auf einen Alptraum zurückzuführen waren, aus dem er bald erwachen würde. Rasch verbannte er den letzten Gedanken aus dem Bewußtsein. Wenn er schlief, so wollte er es dabei belassen. Träume erlaubten das Fliegen. Wenn er erwachte, stand ihm ein langer Fall in die Tiefe bevor.
    Vielleicht bin ich gestorben und tatsächlich zu einem Dämon geworden , fuhr es ihm durch den Sinn.
Eine interessante Möglichkeit.
    Vorsichtig hob er die Lider.
» Donnerwetter !« stieß Eric hervor. Seine Augen glänzten. »Kann ich alles haben?«
    Der Junge nahm die gleiche Haltung ein wie zuvor in seinem Zimmer. Das galt auch für Truhe. Und für den Papagei, wie Rincewind zerknirscht feststellte. Der Papagei hockte mitten in der Luft und beobachtete nachdenklich das Panorama weit unten.
    Vielleicht war die Scheibenwelt geschaffen worden, um sie aus dem All zu betrachten. Rincewind zweifelte kaum daran, daß man sie nicht geschaffen hatte, um auf ihr zu leben. Wie dem auch sei: Er mußte zugeben, daß sie recht beeindruckend wirkte.
    Die Sonne ging auf, und ihr Schein bildete eine lange feurige Linie am Rand der Scheibe. Das Licht des neuen Tages kroch über eine dunkle massive Landschaft.
    Darunter, nur wenig mehr als ein Schatten im trockenen Vakuum des Alls, ächzte Groß-A’Tuin unter dem Gewicht der Schöpfung. Auf seinem Panzer – beziehungsweise auf ihrem, darüber streiten sich die Experten – standen vier riesige Elefanten, deren Schultern die Scheibenwelt trugen.
    Vielleicht gab es bessere Methoden, eine Welt zu konstruieren. Man konnte zum Beispiel mit einem Ball aus geschmolzenem Eisen beginnen und ihm mehrere Schichten Gestein hinzufügen, nicht zu vergessen Humusboden. Das Ergebnis bestand sicher aus einem ordentlichen Planeten, aber der sähe kaum so hübsch aus. Außerdem würden unten Dinge herunterfallen.
    »Nicht schlecht«, sagte der Papagei.
»Polly möchte einen Kontinent.«
    »Die Welt ist groß «, hauchte Eric.
»Ja«, bestätigte Rincewind schlicht.
Er hatte das Gefühl, daß man mehr
    von ihm erwartete.
»Laß sie heil!« fügte er hinzu.
    Zweifel regte sich in ihm.
Angenommen, er war tatsächlich ein
Dämon.
    Angenommen, er hatte in der
allgemeinen Aufregung das
Zeitliche gesegnet, ohne etwas
davon zu bemerken – das hielt
er durchaus für

    möglich * . Nun, selbst unter diesen Voraussetzungen verstand er nicht, wieso er die Scheibenwelt einfach so verschenken konnte. Bestimmt empfanden ihre Besitzer ähnlich.
    Darüber hinaus glaubte er, daß Dämonen etwas Schriftliches verlangen konnten, zum Beispiel eine Quittung.
»Du mußt unterschreiben«, sagte er. »Mit Blut.«
    »Mit wessen Blut?« fragte Eric.
    »Mit deinem eigenen, nehme ich an«, erwiderte Rincewind. »Vielleicht genügt auch Vogelblut.« Er warf dem Papagei einen bedeutungsvollen Blick zu. Der Vogel krächzte leise.
    »Darf ich sie nicht erst ausprobieren?«
»Wie bitte?«
»Vielleicht funktioniert die Scheibenwelt gar nicht. Ich unterschreibe
    erst, wenn ich mich davon überzeugt habe, daß damit alles in Ordnung ist.«
    Rincewind starrte den Jungen an, blickte dann auf die vielen Königreiche der Welt. Bin ich in seinem Alter ebenso gewesen? dachte er. Und: Wie habe ich überlebt?
    »Es ist die Welt«, sagte er nachsichtig. »Natürlich funktioniert sie. Ich meine, sieh sie dir an. Stürme, Kontinentalverschiebung, Regen – alles vorhanden. Alles läuft wie geschmiert. Eine solche Welt hält ein ganzes Leben. Wenn man vorsichtig mit ihr umgeht.«
    Eric betrachtete die Scheibe kritisch. Sein Gesichtsausdruck deutete darauf hin, daß er über folgendes Bescheid wußte: Die besten Geschenke schienen immer das psychische Äquivalent von zwei 1,5-VBatterien zu erfordern, und die Geschäfte öffneten erst nach den Ferien.
    »Tribut ist unverzichtbar«, sagte er kategorisch.
»Was?«
»Die Könige der Welt«, erklärte Eric. »Sie müssen mir Tribut zahlen.«
    * Man hatte Rincewind erzählt, der Tod sei wie die Wanderung in ein anderes Zimmer. Es gab nur einen wesentlichen Unterschied. Wenn man »Wo sind meine sauberen Socken?« rief, antwortete niemand.
    »Du hast dich wirklich eingehend damit beschäftigt, nicht wahr?« erwiderte Rincewind sarkastisch. »Nur Tribut? Da wir schon einmal hier oben sind… Was hältst du davon, auch Anspruch auf den Mond zu erheben? Das Sonderangebot dieser Woche: für jede

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