Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eric

Eric

Titel: Eric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Wagen schien – abgesehen von einer Gestalt, in deren Händen die Zügel ruhten – nur einen gedrungenen, im großen und ganzen würfelförmigen Mann zu enthalten. Er trug ein Pumafell und einen Kopfschmuck aus Federn.
    Die Läufer blieben schnaufend stehen, und Rincewind beobachtete, daß jeder von ihnen mit einem primitiven Schwert ausgestattet war: einer Holzstange mit Obsidiansplittern. Die Waffen wirkten nicht weniger tödlich als moderne, sehr zivilisierte Schwerter. Sie sahen sogar noch gefährlicher aus.
    »Nun?« fragte Eric.
»Nun was?« erwiderte Rincewind.
»Sag ihm, er soll mir den Tribut geben.«
Der Dicke stieg mühsam aus, marschierte zu Eric herüber und kniete
    vor ihm nieder. Rincewind riß verblüfft die Augen auf.
    Er spürte, wie ihm etwas über den Rücken kletterte und die Schulter erreichte. Kurz darauf erklang eine Stimme; es hörte sich an wie langsam zerreißendes Metall. »Schon besser. Viel Dingsbums, bequemer. Wenn du versuchst, mich hinunterzustoßen, Dämon… Dann kannst du dich von deinem Ohr verabschieden. Eine echte Überraschung, was? Offenbar hat man den Jungen erwartet.«
    »Warum sagst du immer wieder Dingsbums?« wandte sich Rincewind an den Vogel.
»Begrenzter Dingsbums«, krächzte der Papagei. »Dingsda. Soundso. Du weißt schon. Enthält Wörter.«
    »Ein Wörterbuch?« vermutete der Zauberer. Die Passagiere der anderen Streitwagen stiegen ebenfalls aus, und auch sie knieten vor Eric nieder, der wie ein Idiot grinste.
Der Papagei dachte darüber nach.
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte er. »Nun, ich muß meine Meinung über dich revi-Dingsbums«, fuhr er fort. »Zuerst habe ich dich für ein wenig Dingsbums gehalten, aber offenbar hast du wirklich was auf dem Kasten.«
    »Dämon?« ließ sich ein gutgelaunter Eric vernehmen.
»Ja?«
»Was sagen die Leute? Verstehst du ihre Sprache?«
»Äh, nein«, antwortete Rincewind. »Aber ich kann sie lesen«, fügte er
    rasch hinzu, als sich der Junge umdrehte. »Wenn du sie irgendwie dazu bringst, ihre Botschaften niederzuschreiben…«
Es war fast Mittag. Im Dschungel hinter Rincewind schnatterte und kreischte es. Kolibrigroße Moskitos umschwirrten seinen Kopf. »Natürlich«, sagte er zum zehnten Mal. »Dummerweise hatten sie nie Gelegenheit, Papier zu erfinden.«
    Der Steinmetz trat zurück, reichte seinem Assistenten einen stumpfen Obsidianmeißel und sah Rincewind erwartungsvoll an.
Der Zauberer richtete einen kritischen Blick auf die Tafel.
    »Sehr gut«, sagte er. »Ich meine, die Darstellungen ähneln ihm. Seine Frisur hast du genau hingekriegt, auch den Rest. Nun, er ist zwar nicht, äh, viereckig , aber ansonsten scheint alles in Ordnung zu sein. Ja, hier erkenne ich den Streitwagen und die Stufenpyramiden. Ja.« Und zu Eric: »Ich glaube, diese Leute möchten, daß du sie zur Stadt begleitest.«
    »Sag ihnen, dazu bin ich gern bereit«, erwiderte der Junge fest. Rincewind wandte sich an den Dicken.
»Dazu bin ich gern bereit«, verkündete er.
»¿[Bucklige-Gestalt-mit-dreifachem-Federkopfschmuck-über-drei-Punkten]?« Der Zauberer seufzte. Der Steinmetz drückte ihm wortlos einen Meißel in die schlaffe Hand und rückte eine neue Granittafel zurecht. Die Tezumaner haben verschiedene Probleme, und die Verehrung eines Gottes wie Quezovercoatl ist nur eins davon. Auf ein anderes sei hier kurz hingewiesen: Wenn unerwarteter Besuch eintrifft und es erforderlich macht, für den nächsten Tag mehr Milch zu bestellen, so wäre es besser gewesen, mit dem Schreiben der Mitteilung für den Milchmann schon vor einem Monat zu beginnen. Außerdem: Nur Tezumaner sind imstande, sich mit ihren eigenen Selbstmordbriefen zu erschlagen.

    Am späten Nachmittag trafen die von Lamas gezogenen und von Männern getragenen Streitwagen schließlich in der Stadt ein. Sie umgab die größte Pyramide, und jubelnde Tezumaner standen auf beiden Straßenseiten.
    »Das gefällt mir«, sagte Eric und winkte gönnerhaft. »Meine Untertanen freuen sich, mich zu sehen.«
»Ja«, bestätigte Rincewind kummervoll. »Warum, frage ich mich.«
»Weil ich ihr neuer Herrscher bin.«
»Hm.« Der Zauberer sah zum Papagei, der ihm seit einiger Zeit durch ungewöhnliches Schweigen auffiel. Er hockte noch immer dicht neben seinem Ohr und schien ähnlich zu empfinden wie eine alte Jungfer in einer Strip-Bar. Der bei den Tezumanern gebräuchliche FederKopfschmuck weckte offenbar Besorgnis in ihm.
»Dingsbums Mistkerle«, krächzte er. »Ich sage dir: Wenn mich irgendein

Weitere Kostenlose Bücher