Eric
beschädigt hat – leider kann ich es mir nicht leisten, dafür aufzukommen.«
»Komisches kleines Ding«, murmelte der Soldat. »Als wir es fanden,
hatte es fünfzig Tsortaner in die Enge getrieben. Was mag es dazu veranlaßt haben?«
Rincewind dachte rasch nach. »Es hat die erstaunliche Fähigkeit, immer genau zu wissen, wann mir Gefahr droht«, antwortete er und starrte argwöhnisch auf Truhe hinab. Mit dem gleichen mißtrauischen Blick beobachtet man einen gerissenen, hinterhältigen und normalerweise absolut ungehorsamen Hund, der jahrelang alle Besucher gebissen hat, nun auf dem Rücken liegt und liebes Hündchen spielt, um den Inspektor zu beeindrucken.
»Tatsächlich?« Der Mann schien nicht überrascht zu sein. »Magie, stimmt’s?«
»Ja.«
»Etwas im Holz?«
»Ja.«
»Glücklicherweise haben wir beim Bau des Pferds eine andere Holzart
verwendet.«
»Ja.«
»Ihr seid durch Magie hineingeraten, habe ich recht?«
»Ja.«
»Dachte ich mir.« Der Mann warf Truhe noch ein Brötchen zu. »Woher kommt ihr?«
Rincewind beschloß, die Wahrheit zu sagen. »Aus der Zukunft.« Die erwartete Wirkung blieb aus – der Soldat nickte nur.
»Oh«, brummte er. Und dann: »Haben wir gesiegt?«
»Ja.«
»Oh. Wahrscheinlich erinnert ihr euch nicht an die Ergebnisse irgendwelcher Pferderennen, oder?« fragte der Mann ohne große Hoffnung.
»Nein.«
»Auch das dachte ich mir. Warum hast du das Tor für uns geöffnet?«
Rincewind hätte antworten können: Weil ich die ephebianische Politik immer bewundert habe . Aber seltsamerweise klang es nicht richtig. Er entschied, noch einmal die Wahrheit zu sagen. Es war eine völlig neue Taktik für ihn, und vielleicht lohnte sie das eine oder andere Experiment.
»Ich habe nach einem Weg aus der Stadt gesucht.«
»Um zu fliehen.«
»Ja.«
»Gut. Sehr vernünftig, wenn man die Umstände in Betracht zieht.«
Der Mann musterte Rincewinds Begleiter. Eric starrte die übrigen Kommandeure an, die ihre strategischen Erörterungen fortsetzten.
»He, Junge, möchtest du später Soldat werden?«
»Nein, Herr.«
Der Mann lächelte ein wenig. »Richtig so«, lobte er.
»Ich möchte Eunuch werden, Herr«, fügte Eric hinzu.
Rincewinds Kopf drehte sich von ganz allein.
» Warum ?« fragte er verdutzt, und eine halbe Sekunde später fiel ihm die einzige mögliche Antwort ein.
»Weil Eunuchen in einem Harem arbeiten«, sagten Zauberer und Junge wie aus einem Mund.
Der Mann hüstelte.
»Du bist doch nicht der Lehrer des Knaben, oder?« erkundigte er sich.
»Nein.«
»Glaubst du, jemand hat ihm erklärt…«
»Nein.«
»Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn ich einen Zenturio bitte, mit
dem Jungen zu sprechen. Einige meiner Leute sind imstande, sich mit unmißverständlicher Klarheit auszudrücken.«
»Es könnte ihm nur nützen«, erwiderte Rincewind.
Der Mann griff nach seinem Helm, seufzte, stand auf, nickte dem Feldwebel zu und strich seinen nicht sehr sauberen Mantel glatt. »Vermutlich sollte ich euch jetzt zurechtweisen und ausschimpfen«, sagte er.
»Warum?«
»Weil ihr den Krieg ruiniert habt.«
»Weil wir den Krieg ruiniert haben?«
Der Mann seufzte erneut. »Kommt, vertreten wir uns ein wenig die
Beine. Feldwebel… Bitte wähl einige Leute aus!«
Ein Stein sauste von der hohen Zitadelle herab, pfiff an ihnen vorbei und splitterte auf dem Pflaster.
»Dort oben können die Verteidiger wochenlang aushallen«, murmelte der Mann kummervoll, als sie den Kommandoposten verließen. Truhe folgte ihnen geduldig. »Übrigens: Ich bin Lavaeolus. Wer seid ihr?«
»Er ist mein Dämon«, sagte Eric.
Lavaeolus wölbte eine Braue, offenbarte damit zum erstenmal so etwas wie Überraschung.
»Im Ernst? Nun, wahrscheinlich gibt’s verschiedene Arten. Ich nehme an, er ist darauf spezialisiert, irgendwo hineinzugelangen.«
»Noch besser versteht er sich aufs Weglaufen.«
»Sehr gesund«, kommentierte Lavaeolus. Er blieb neben einem Gebäude stehen, sah sich um und schob die Hände in die Taschen. Dann wanderte er umher, klopfte ab und zu mit der Sandale auf den Boden.
»Hier, Feldwebel«, sagte er nach einer Weile.
»Wie du meinst, Herr.«
»Die Burschen am Tisch dort drüben…«, sagte Lavaeolus, als der Feldwebel und zwei Soldaten damit begannen, Kopfsteine aus dem Pflaster zu lösen. »Es sind tapfere Kämpfer, ja, aber sonst ist nicht viel mit ihnen los. Vergeuden dauernd Zeit damit, für Siegerstatuen zu posieren und dafür zu sorgen, daß die Historiker ihren Namen richtig
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