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Eric

Eric

Titel: Eric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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das ist noch nicht geschehen . Wir könnten Lavaeolus viel Mühe ersparen!«
    Rincewind dachte darüber nach. »Was hältst du davon, wenn wir ihm zu einem besseren Navigationsoffizier raten?«
Etwas knarrte. Die Soldaten hatten eine Tür geöffnet.
    »Alle antreten oder wie der blöde Befehl heißt«, sagte Lavaeolus. »Die magische Kiste bitte ganz nach vorn. Niemand wird getötet, wenn’s nicht unbedingt nötig ist. Laßt das Mobiliar heil. Also schön. Vorwärts.«
    Die Tür führte in einen von Säulen gesäumten Flur. Stimmen murmelten in der Ferne.
    Die Truppe schlich durch den Korridor und erreichte einen dicken Vorhang. Lavaeolus atmete tief durch, schob ihn beiseite, straffte die Gestalt und begann mit einer vorbereiteten Rede.
    »Ich möchte mich ganz deutlich ausdrücken«, sagte er. »Unannehmlichkeiten jeder Art sind mir zuwider, und daher solltet ihr darauf verzichten, nach den Wächtern zu rufen. Am besten bleibt ihr völlig still. Wir holen uns nur die junge Dame und kehren nach Hause zurück, wo wir es alle weitaus gemütlicher haben. Wenn jemand Widerstand zu leisten versucht, müssen wir leider von unseren Schwertern Gebrauch machen, was ich sehr bedauern würde.«
    Das Publikum schien kaum beeindruckt zu sein, und dafür gab es einen guten Grund: Es bestand nur aus einem kleinen Kind, das auf dem Töpfchen saß.
    Lavaeolus wechselte in einen anderen mentalen Gang und fügte sofort hinzu: »Aber wenn du mir nicht sagst, wo die anderen sind, gebe ich dem Feldwebel die Anweisung, dich ordentlich zu versohlen.«
    Das Kind nahm den Daumen aus dem Mund. »Mama ist bei Cassie«, antwortete er. »Bist du Herr Biekel?«
»Ich glaube nicht«, erwiderte Lavaeolus.
    »Herr Biekel ist dumm.« Das Kind lutschte weiter am Daumen und überlegte angestrengt, bevor es hinzufügte: »Herr Biekel ist doof.«
»Feldwebel?«
    »Ja?«
»Du bewachst das Kind.«
»Jawohl, Herr. Obergefreiter?«
»Ja, Feldwebel?«
»Du behältst den Knirps im Auge.«
»Ja, Feldwebel. Gefreiter Archeios?«
»Ja, Obergefreiter?« Die deprimiert klingende Stimme wies deutlich
    auf düstere Vorahnungen hin.
»Kümmere dich um das Balg.«
    Gefreiter Archeios sah sich um. Nur Rincewind und Eric blieben übrig. Zwar gab es keinen niedrigeren Rang als den eines Zivilisten – er kam irgendwo hinter dem Regimentsesel –, aber die Mienen dieser beiden Nichtsoldaten ließen den Schluß zu, daß sie es ablehnten, irgendwelchen Befehlen zu gehorchen.
    Lavaeolus durchquerte das Zimmer und horchte an einem anderen Vorhang.
    »Wir könnten ihm Einzelheiten seiner Zukunft nennen«, flüsterte Eric. »Ihm sind viele… Ich meine, ihm werden viele Dinge zustoßen. Zum Beispiel mehrmaliger Schiffbruch und Magie und die Verwandlung seiner Besatzung in Tiere und dergleichen.«
    Rincewind nickte. »Vielleicht sollten wir ihm sagen: Geh nach Hause.« Der Vorhang raschelte beiseite.
Dahinter kam eine Frau zum Vorschein, die sich durch eine Art abgenutzte Schönheit auszeichnete. Sie trug einige Kilos zuviel, darüber hinaus ein schwarzes Kleid und die Andeutung eines Schnurrbarts. Kinder verschiedener Größe versuchten, sich hinter ihr zu verstecken. Rincewind zählte mindestens sieben.
    »Wer ist das?« fragte Eric.
»Ähem«, sagte der Zauberer. »Ich glaube, wir haben es mit Elenor von Tsort zu tun.«
    »Unmöglich«, widersprach Eric. »Sie sieht wie meine Mutter aus. Elenor war viel jünger und…« Er unterbrach sich, vollführte mehrere wellenförmige Gesten mit den Händen und beschrieb damit die Gestalt einer Frau, die sicher nicht in der Lage gewesen wäre, das Gleichgewicht zu wahren.
    Rincewind mied den Blick des Feldwebels.
    »Ja«, sagte er und errötete ein wenig. »Nun, weißt du. Äh. Du hast völlig recht, aber, tja, die Belagerung hat Jahre gedauert, äh, und eins kam zum anderen.«
    »Ich verstehe nicht, warum das eine Rolle spielen sollte«, erwiderte Eric streng. »Die Historiker berichteten nie von Kindern. Die Überlieferungen schildern eine Elenor, die ständig auf den Türmen von Tsort jammerte und sich vor Kummer verzehrte.«
    »Nun, ja, bestimmt war sie traurig«, entgegnete Rincewind. »Ein wenig. Zu Anfang. Aber weißt du, man kann sich nur eine Zeitlang vor Kummer verzehren, und auf den Türmen muß es recht kühl gewesen sein.«
    »Man holt sich eine Lungenentzündung, wenn man dort ständig umherwandert und vor Gram vergeht«, sagte der Feldwebel.
Lavaeolus beobachtete die Frau nachdenklich. Dann verneigte er sich. »Ihr wißt

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