Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eric

Eric

Titel: Eric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
vermutlich, warum wir hier sind, nicht wahr, Lady?« erkundigte er sich.
    »Wenn ihr eins meiner Kinder anrührt, schreie ich«, drohte Elenor.
    Lavaeolus kannte sich nicht nur mit der Taktik des Guerillakampfes aus, sondern war auch ein ausgezeichneter Rhetoriker, der das geistige Manuskript gut vorbereiteter Reden nur sehr ungern in den Papierkorb warf.
    »Liebliche Jungfrau«, begann er. »Wir haben viele Gefahren überwunden, um Euch zu retten und wieder mit Eurer… Familie… zu… vereinen.«
    Lavaeolus zögerte. »Äh. Hier ist irgend etwas schiefgegangen, nicht wahr?«
    »Tut mir leid«, sagte Elenor. »Die Belagerung schien eine Ewigkeit zu dauern, und König Mausoleum war sehr nett, und außerdem gefiel es mir in Ephebe nie besonders…«
    »Wo sind die anderen? Die Tsortaner, meine ich. Abgesehen von dir.« »Wenn du’s ganz genau wissen willst: Sie stehen draußen an den Zinnen und werfen Steine.«
Lavaeolus gestikulierte verzagt.
»Hättest du uns nicht irgendwie Bescheid geben oder zu einer Taufe einladen können?«
»Ich dachte immer: Sie vergnügen sich prächtig und möchten bestimmt nicht gestört werden«, antwortete Elenor.
    Lavaeolus drehte sich um und hob niedergeschlagen die Schultern. »Na schön«, brummte er. »Gut. Quod erat demonstrandum. Kein Problem. Ich wollte meine Heimat verlassen und zehn Jahre in einem Sumpf verbringen, in der Gesellschaft von Trotteln und Schwachsinnigen. Zu Hause warteten überhaupt keine wichtigen Aufgaben auf mich, nur ein kleines Königreich, das regiert werden mußte. In Ordnung . Alles bestens. Wir gehen jetzt. Und ich frage mich, wie ich es meinen Kameraden erklären soll«, fügte er bitter hinzu. »Sie vergnügen sich so nett. Wahrscheinlich veranstalten sie ein verdammtes Bankett und lachen und betrinken sich. Sähe ihnen ähnlich.«
    Er blickte zu Rincewind und Eric.
»Ihr könnt mir ruhig sagen, was als nächstes geschieht«, seufzte er.
    »Ihr kennt doch die Zukunft, oder?«
»Äh«, erwiderte der Zauberer.
    »Die Stadt brennt nieder«, entgegnete Eric. »Insbesondere die unermeßlich hohen Türme. Es bleibt überhaupt nichts von ihnen übrig.« Der Junge strahlte.
    »Wer ist dafür verantwortlich?« fragte Lavaeolus. »Unser Haufen oder die anderen?«
»Dein Haufen, glaube ich«, sagte Eric.
    Lavaeolus seufzte einmal mehr. »Überrascht mich nicht.« Er wandte sich an Elenor. »Unser Haufen – mein Haufen – brennt die Stadt nieder. Das klingt sehr heroisch. So etwas gefällt den Jungs. Wie wär’s, wenn du uns begleitest? Nimm die Kinder mit. Ein netter kleiner Familienausflug. Nun?«
    Eric zog Rincewinds Ohr zu seinem Mund.
»Das ist ein Witz, nicht wahr?« flüsterte er. »In Wirklichkeit ist sie gar nicht Elenor, oder? Du hast dir nur einen Scherz erlaubt, stimmt’s?«
    »Typisch für heißblütige Frauen«, antwortete der Zauberer. »Nach dem fünfunddreißigsten Geburtstag geht’s mit ihnen bergab.«
»Es liegt an den Nudeln«, meinte der Feldwebel.
    »Aber ich habe gelesen, daß sie die schönste…«
»Oh«, sagte der Feldwebel. »Nun, wenn du solche Sachen liest …« »Es handelt sich um etwas, das man dramaturgische Notwendigkeit
    nennt«, warf Rincewind hastig ein. »Niemand interessiert sich für einen Krieg, der eine recht sympathische Frau betrifft, die im richtigen Licht einigermaßen attraktiv ist. Oder?«
    Eric war den Tränen nahe.
    »Aber es heißt, ihr Gesicht hätte tausend Schiffe aufs Meer geschickt…«
»So etwas bezeichnet man als Metapher«, erläuterte Rincewind.
    »Mit anderen Worten: eine Lüge«, sagte der Feldwebel.
»Außerdem darf man nicht glauben, was in der Klassik geschrieben steht«, fuhr Rincewind fort. »Mit den Fakten geht man darin sehr großzügig um. Die Autoren wollten nur Legenden unter die Leute bringen.«
    Unterdessen führte Lavaeolus ein ernstes Gespräch mit Elenor.
    »Na schön, na schön«, sagte er. »Bleib hier, wenn du möchtest. Ist mir völlig gleich.« Und zu den anderen: »Kommt. Wir gehen. Was tust du da, Gefreiter Archeios?«
    »Ich bin ein Pferd«, erwiderte der Soldat.
»Er ist Herr Buh«, freute sich das Kind. Es trug Archeios Helm.
    »Nun, besorg uns eine Öllampe, wenn du kein Pferd mehr bist, Gefreiter. Ich habe mir in dem Tunnel schon genug blaue Flecken geholt.«
Flammen züngelten über Tsort. Der ganze mittwärtige Himmel glühte in einem düsteren Rot.
    Rincewind und Eric hockten auf einem Felsen am Strand und sahen zu. »Die Türme sind überhaupt nicht unermeßlich

Weitere Kostenlose Bücher