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Eric

Eric

Titel: Eric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sein…«
    »Und dann die Topfpflanzen. Versteh mich nicht falsch: Ich mag es, hier und dort was Grünes zu sehen. Einige meiner Kollegen behaupten, die Pflanzen seien nicht echt, aber ich sage: Sie müssen echt sein. Niemand, der noch alle seine Sinne beisammen hat, würde eine Pflanze schaffen, die wie dunkelgrünes Leder aussieht und wie ein totes Faultier riecht. Er meint, sie verliehen dem Ort eine freundliche, entspannende Atmosphäre! Ich habe gesehen, wie begeisterte, Gärtner einen Nervenzusammenbruch erlitten. Anschließend sehnten sie sich geradezu nach der Folter.«
    »Wir sind nicht t…«, sagte Rincewind hastig, als Urglefloggah seinen Monolog unterbrach, um nach Luft zu schnappen. Er war nicht schnell genug.
    »Andererseits: An der Kaffeemaschine gibt es nichts auszusetzen. Früher haben wir Leute in Seen aus Katzenpisse ertränkt; jetzt kriegen sie das Zeug in Bechern und bezahlen sogar dafür.«
    »Wir sind nicht tot!« rief Eric.
Urglefloggah verharrte jäh.
    »Natürlich seid ihr tot«, sagte er. »Sonst wärt ihr nicht hier. Ich kann mir kaum vorstellen, daß Lebende hierherkommen. Meine Güte, nach höchstens fünf Minuten wären sie tot.« Der Dämon öffnete einige Mäuler. »Har-har«, fügte er hinzu. »Wenn ich hier unten Lebende erwischen könnte…«
    Rincewind hatte nicht umsonst viele Jahre im paranoiden Universum der Unsichtbaren Universität überlebt. Er fühlte sich fast wie zu Hause. Seine Reflexe funktionierten mit unglaublicher Präzision.
    »Soll das heißen, du weißt nicht Bescheid?« fragte er.
    Es ließ sich kaum feststellen, ob sich Urglefloggahs Gesichtsausdruck veränderte – Rincewind wußte nicht genau, wo er nach einem Gesicht Ausschau halten sollte –, aber einige feine Veränderungen in der Haltung deuteten auf vertraute Ungewißheit hin.
    »Worüber müßte ich Bescheid wissen?« erwiderte er.
Rincewind sah Eric an. »Ich frage mich, wieso man immer wieder versäumt, die Belegschaft zu informieren.«
»Ich verstehe nicht ganz, was… au !« Eric hüpfte auf einem Bein und tastete nach den Fußknöcheln.
»Typisch fürs moderne Management«, fuhr Rincewind fort, und seine Züge offenbarten eine Mischung aus Besorgnis und gerechtem Zorn. »Dauernd läßt sie sich was Neues einfallen und ändert alles, ohne dabei jene Leute um Rat zu fragen, die das Rückgrat…«
»… Ektoskelett…«, berichtigte der Dämon.
    »… oder die kalk- beziehungsweise chitinhaltige Basis der Organisation bilden«, sagte Rincewind glatt. Gelassen wartete er auf die gewünschte Reaktion.
    »Das stimmt«, bestätigte Urglefloggah. »Die Typen sind viel zu sehr damit beschäftigt, Aktennotizen zu schreiben.«
»Ich finde so etwas unverzeihlich«, kommentierte der Zauberer.
    »Weißt du was?« grollte Urglefloggah. »Sie haben mir nicht einmal erlaubt, am letzten Ausflug teilzunehmen. Dazu waren nur Dämonen im Alter von achtzehntausend bis dreißigtausend Jahren eingeladen. Sie meinten, ich sei zu alt und verdürbe allen anderen den Spaß.«
    »Was soll nur aus der Unterwelt werden?« fragte Rincewind voller Mitgefühl.
    »Die Kerle kommen nie hierher«, klagte der Dämon und ließ einige Schultern hängen. »Ich erfahre nie etwas. Weil ich nur die Grauenpforte bewache. ›Ach, er bewacht ja nur die Grauenpforte, und sie ist ebenso unwichtig wie er selbst.‹ Diesen Standpunkt vertreten sie.«
    »Nun…«, sagte Rincewind. »Was hältst du davon, wenn ich ein gutes Wort für dich einlege?«
    »Muß hier rund um die Uhr Wache halten«, jammerte Urglefloggah. »Habe überhaupt keine Freizeit.«
»Wir könnten deine Dienste loben«, schlug Rincewind vor.
    Der Dämon schniefte mit mindestens vier Nasen.
»Dazu wärt ihr bereit?«
Rincewind nickte. »Na klar.«
Urglefloggah schöpfte ein wenig Hoffnung, aber nicht zuviel – um
    sich eine Enttäuschung zu ersparen. »Kann wohl kaum schaden, oder?«
    Rincewind nahm seinen ganzen Mut zusammen, klopfte dem Wesen auf eine bestimmte Körperstelle und hoffte inständig, daß er den Rükken traf.
    »Sei unbesorgt.«
»Das ist sehr nett von dir.«
Der Zauberer blickte zum schaudernden Eric.
»Komm«, sagte er, »wir müssen uns beeilen, wenn wir den Dienst
    nicht zu spät antreten wollen.« Er gestikulierte über einem Kopf des Dämons.
Eric grinste. »O ja, der Dienst.« Sie schritten durch den breiten Tunnel.
    Nach einigen Metern kicherte der Junge hysterisch.
»Jetzt laufen wir los, nicht wahr?« fragte er.
»Jetzt gehen wir«, antwortete Rincewind.

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