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Eric

Eric

Titel: Eric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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»In aller Ruhe. Es ist wichtig, sich nichts anmerken zu lassen. Und genauso wichtig ist es, den richtigen Zeitpunkt zu wählen.«
    Er sah Eric an.
Eric sah ihn an.
Hinter ihnen gab Urglefloggah ein Geräusch des Begreifens von sich. »Jetzt?« fragte der Junge.
»Ich glaube, ›jetzt‹ trifft den Kern der Sache.«
Sie liefen los.

    Die Hölle wurde Rincewinds Erwartungen nicht gerecht, obgleich es hier und dort Anzeichen dafür gab, wie sie einst ausgesehen hatte: Schlacke in einer Ecke, Rußspuren an den Wänden. Aber es war heiß. Es handelte sich um jene Art von Hitze, die entsteht, wenn man Luft jahrelang in einem Ofen brät…
    Jemand hat das Synonym ›andere Leute‹ für den Begriff ›Hölle‹ geprägt.
Hart arbeitende Dämonen konnten solchen Überlegungen nicht folgen. Sie nahmen immer an, daß man nur dann eine ordentliche Hölle bekam, wenn man scharfe Dinge in Menschen bohrte, sie in Teiche aus Blut warf und so weiter.
Der Grund dafür: Wie den meisten Leuten gelang es Dämonen nicht, zwischen Körper und Seele zu unterscheiden.
Scharen von Dämonenkönigen mußten einsehen, daß man eine Seele nicht unbegrenzt quälen kann, wenn man als Folterinstrumente glühende Zangen und ähnliche Dinge einsetzt. Selbst durch und durch böse und verdorbene Seelen waren intelligent genug, um früher oder später zu begreifen: Da ihnen Körper mit Nervenfasern fehlten, gab es abgesehen von Angewohnheit keinen Grund, unerträglichen Schmerz zu spüren. Deshalb lehnten sie es ab, dauernd zu leiden. Die Dämonen ließen sich von der Gleichgültigkeit ihrer Opfer nicht stören, denn Starrsinn und gedankenlose Dummheit gehören zum dämonischen Wesen, aber da niemand litt, erlebten sie kaum Spaß. Die ganze Sache war sinnlos. Jahrhunderte und Jahrtausende der Sinnlosigkeit.
Astfgl hatte – ohne bewußte Absicht – eine völlig neue Strategie entwickelt.
Dämonen können sich ganz nach Belieben in allen Dimensionen bewegen, und Astfgl fand die elementaren Ingredienzen für das seelische Äquivalent eines Blutteichs. Lernt von den Menschen, riet er seinen Untertanen. Lernt von den Menschen. Es ist erstaunlich, was man alles von den Menschen lernen kann.
Man nehme zum Beispiel eine bestimmte Art von Hotel. Wahrscheinlich wählte Astfgl die englische Version eines amerikanischen Hotels, geleitet mit jenem besonderen englischen Genie, das etwas Amerikanisches nimmt und den einzigen brauchbaren Aspekt herausfiltert. Das Ergebnis: langsames Fast food, europäische Country- und WesternMusik – und dieses Hotel.
Es ist noch früh. Die Bar besteht nur aus einem pastellfarben und rosaroten Tresen, mit einem Eiskübel in der Ecke, und sie öffnet erst in einigen Stunden. Man füge Regen hinzu und nur einen einzigen Fernsehkanal, der ständig Werbespots bringt. Darüber hinaus gibt es in diesem Hotel ein Buch, von einem früheren Opfer zurückgelassen. Goldene Lettern bilden den Namen des Autors, und der Titel ist viel kleiner gedruckt. Darunter stelle man sich den Hinweis ›Ein Kriminalroman‹ vor. Die letzte Seite fehlt, und auf ihr wird der Mörder entlarvt.
Und das einzige Kino im Ort zeigt einen Film mit Untertiteln, vielen Dialogen und wenig Handlung.
Und dann hält man die Zeit an, aber nicht das Erleben – bis der Staub im Teppich aufsteigt, um das Gehirn zu umnebeln, bis alles nach einem alten Gebiß schmeckt.
Und man sorgt dafür, daß es ewig so weitergeht. Ewig bedeutet in diesem Fall länger als von jetzt bis zum Öffnen der Bar.
Und dann destilliert man es.
Natürlich existieren auf der Scheibenwelt nicht alle oben genannten Dinge, aber Langeweile gibt es überall, und Astfgl hatte in der Hölle eine spezielle, hochprozentige Langeweile geschaffen. Eine solche Langeweile erhält man, wenn sie a) Geld kostet und wenn man sie b) ertragen muß, während man sich eigentlich vergnügen wollte .
Die Höhlen vor Rincewind enthielten Dunst und geschmackvolle Raumteiler. Gelegentlich ertönten zwischen den Topfpflanzen die Schreie von Gelangweilten, aber meistens herrschte die betäubende Stille von menschlichen Gehirnen, die sich allmählich in Schmelzkäse verwandelten.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Eric. »Wo sind die Öfen? Wo sind die Flammen?« Hoffnungsvoll fügte er hinzu: »Wo sind die Sukkuben?«
Rincewind beobachtete die nächste Gestalt.
Ein betrübter Dämon – sein Abzeichen identifizierte ihn als Azaremoth, Gestank des Hundeodems, und außerdem erhoffte es sich für den Leser einen angenehmen Tag –

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