Erik der Wikinger
zu treffen. Aber Skallagrim fing den Schlag mit seiner Axt ab, und bevor Björn erneut zuschlagen konnte, war Weißfeuer oben, und Björn fiel tot zu Boden.
Das war das Ende von Björn, Asmunds Sohn.
»Du hast zum letzten Mal gequiekt, Ratte! Was habe ich dir gesagt?« rief Skallagrim. »Nimm Björns Schild, und dann wieder Rücken an Rücken, Herr, denn dort kommen Feinde.«
»Und dort geht einer«, gab Erik zurück und deutete zur Tür.
Nun schlich Hall von Lithtal über die Schwelle – Hall, der Lügner, der das Enterseil durchtrennt hatte –, denn er wollte Skallagrims Zorn entfliehen. Aber der Berserker hielt noch immer Eriks Speer in der Hand. Er wirbelte ihn hoch, und der Speer zischte durch die Luft. Skallagrim hatte gut Ziel genommen, denn der Speer traf den davonschleichenden Hall zwischen Hals und Schulter und nagelte ihn am Türpfosten fest, und dort starb der Lügner.
»Nun ist das Wiesel an den Türbalken genagelt«, sagte Skallagrim. »Hall von Lithtal, was habe ich dir versprochen?«
»Schütz deinen Kopf und meinen Rücken!« sprach Erik. »Es hagelt Schläge!«
Nun schlugen die Männer auf Erik und Skallagrim ein, aber die beiden hielten sich nicht zurück, die Schläge zu erwidern. Und als die Gegner vor ihnen fielen, trat Erik einen Schritt auf die Tür zu, und Skallagrim, der Rücken an Rücken mit ihm stand und jene zurückhielt, die von hinten nachdrängten, machte einen Schritt rückwärts. So bahnten sie sich, einen Feind für jeden Schritt, den Weg durch die lange Halle. Heftig wütete der Kampf um sie herum, denn toll vor Haß, Trunkenheit und Kampfeslust erinnerten sich Swanhilds Leute – Eriks Freunde – an Atlis Worte und fielen über Ospakars Männer her; und Björns Männer fielen übereinander her, Bruder über Bruder, und Vater über Sohn – und der Kampf ließ sich nicht aufhalten. Die Tische wurden umgestoßen, Tote lagen zwischen dem Fleisch und dem Met, und das Blut von Freien, Lehnsherren und Leibeigenen rann über den Boden. Überall in der düsteren Halle blitzten die Schwerter auf, erhob sich der Kampfeslärm. Pfeile durchpflügten die Luft wie Flammenzungen, und die Schlachtgeräusche schlugen gegen das Dach.
Geblendet von den Nornen, die diesen Kampf herbeigeführt hatten, suchten die Männer keine Gnade und erwiesen auch keine, sondern kämpften und töteten, bis nur noch wenige überlebten.
Und noch immer saß Gudruda auf ihrem Brautsitz und beobachtete mit schreckgeweiteten Augen den Fortlauf des Kampfes. Neben ihr stand Swanhild; sie verfolgte das Geschehen mit haßerfülltem Gesicht und verfluchte ihre Männer, die wie aus einer Kehle »Erik! Erik!« riefen und Ospakars Knechte dahinmähten, wie Korn von der Sichel dahingemäht wird.
Und dort, schon fast an der Tür, mit bleichem Gesicht, wunderschön anzusehen, bahnte sich der blonde Erik einen Weg, und mit ihm – rückwärts – der schwarze Skallagrim. Gar schrecklich blitzte Weißfeuer auf; das Schwert zuckte vor wie ein Blitz aus einer Wolke. Schrecklich blitzte Weißfeuer auf, aber noch schrecklicher war das Licht in Eriks Augen, denn sie schienen Flammen in seinem Kopf zu sein, und wohin auch immer ihr Licht fiel, erhellte es seinen Gegnern den Weg in den Tod. Weißfeuer sang und blitzte auf, und Skallagrims Axt fuhr hernieder, und immer weiter bahnten sie sich den Weg durch das Kampfgetümmel. Nun stand Gizur vor ihnen, den Speer gehoben, und Weißfeuer zuckte vor, sein Fleisch zu suchen. Und siehe da, er wandte sich um und floh – Ospakars feiger Sohn wollte dem Schicksal seines Vaters entgehen!
Sie hatten die Tür erreicht. Sie selbst waren kaum verletzt, aber überall klagten laut die Frauen.
»Zu den Pferden!« rief Skallagrim. »Zu den Pferden, bevor das Glück uns verläßt!«
»Es war kein Glück dabei«, keuchte Erik, »denn ich habe viele getötet, und darunter auch Björn, den Bruder der Maid, die ich zu meiner Braut machen möchte.«
»Besser ein solcher Kampf als viele Bräute«, sagte Skallagrim und schüttelte seine blutrote Axt. »Wir haben diesen Tag großen Ruhm gewonnen, Hellauge, und Ospakar ist tot – getötet von einem Mann ohne Schwert!«
Nun liefen Erik und Skallagrim zu ihren Pferden; keiner hielt sie auf, und sie bestiegen sie und ritten zum Moosberg.
Den ganzen Abend und die ganze Nacht ritten sie, und am Morgen kamen sie über den schwarzen Sand zu den Hängen des Moosbergs, der neben dem Hekla liegt. Hier rasteten sie, legten ihre Rüstungen ab und
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