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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Ihr wollt es nicht? Ihr verhöhnt mich, haltet mich für schwach? Nun denn, wo ist Weißfeuer? Ich muß noch eine Tat vollbringen! Wer kommt dort? Ist es ein Weibsbild? Oder eine Raucherscheinung? Es ist Swanhild die Vaterlose, die über das Wasser schreitet. Hinweg, Swanhild, du Hexe! Du hast schon genug Böses über mich gebracht. Nein – es ist nicht Swanhild, es ist Elfrida! Lady, ich kann nicht hier in England bleiben. Auf Island bin ich zu Hause. Ja, ja, die Dinge gehen quer; vielleicht werden wir uns in diesem Garten noch einmal unterhalten!«
    Nun konnte Gudruda seine Worte nicht länger ertragen, sondern lief zu ihm und kniete neben ihm nieder.
    »Friede, Erik!« flüsterte sie. »Friede! Ich bin es, deine Liebste. Es ist Gudruda, die zu dir gekommen ist.«
    Er wandte den Kopf und sah sie befremdlich an.
    »Nein, nein«, sagte er, »es ist nicht Gudruda die Schöne. Sie will nichts mit Geächteten zu tun haben, und dieser Ort ist zu gefährlich, als daß sie zu ihm kommen könnte. Es ist auch dunkel, und Atli spricht in der Dunkelheit. Gib mir ein Zeichen, wenn du wirklich Gudruda bist. Warum bist du gekommen, und wo ist Skallagrim? Ah, das war ein guter Kampf …
    Tief unten in dem Laderaum Wütete Ospakars Axt.
    Aber er hätte nicht den Steuermann töten sollen. Die Axt sucht sich ihren Weg, und Skallagrim folgt ihr. Ha, ha! Ay, Swanhild, wir werden Tränen vergießen. Gib mir den Becher. Aber was ist das? Du stehst in Flammen, ein Lichterglanz strahlt von dir aus, und du duftest wie eine Wiese auf Island im Mai.«
    »Erik! Erik!« rief Gudruda. »Ich bin gekommen, dir das Haar zu scheren, denn du hast geschworen, dies dürfe niemand außer mir.«
    »Nun weiß ich, daß du Gudruda bist«, sagte der Verwirrte. »Schere es, schere es; aber die Knechte dort dürfen meinen Kopf nicht berühren, sonst töte ich sie.«
    Da zog Gudruda ihre Schere hervor und schnitt ohne weitere Worte Hellauges Locken ab. Es war keine leichte Aufgabe, denn sie waren dicht wie eine Pferdemähne und mit der Wunde verklebt. Doch als sie sie geschoren hatte, löste sie das Haar mit Wasser, das sie auf dem Feuer erhitzt hatte, von seinem Fleisch. Die Wunde war in schlimmem Zustand und schwarz, doch Erik stöhnte nicht einmal, als sie das Haar entfernte. Dann säuberte sie die Stelle, trug Salbe auf und verband sie mit Tüchern.
    Als dies geschehen war, gab sie Erik Suppe, und er trank. Dann legte sie die Hand auf seinen Kopf, schaute ihm in die Augen und bat ihn zu schlafen. Und schließlich schlief er, was er seit vielen Tagen kaum noch getan hatte – schlief wie ein kleines Kind.
    Erik schlief einen Tag und eine Nacht. Aber zur gleichen Abendstunde, da er eingeschlafen war, sah Gudruda ihn im Licht einer Fackel, die man auf einen Felsvorsprung gestellt hatte, im Traum lächeln. Schließlich öffnete er die Augen und sah zum Feuer hinüber, das in der Höhlenöffnung brannte, und zu den großen Schatten, die auf die Felswände fielen.
    »Seltsam!« hörte sie ihn murmeln. »Es ist sehr seltsam! Aber ich habe geträumt, ich schliefe, und als ich schlief, beugte sich Gudruda die Schöne über mich. Wo ist nur Skallagrim? Vielleicht bin ich tot, und das hier ist Hels Feuer.« Er versuchte sich auf den Arm zu stützen, fiel jedoch wieder zurück, denn er war sehr schwach. Da nahm Gudruda seine Hand und beugte sich über ihn.
    »Still, Erik«, sagte sie. »Es war kein Traum, denn ich bin hier. Du bist sterbenskrank gewesen, Erik; doch wenn du dich nun ausruhst, wirst du bald wieder gesund sein.«
    »Du bist hier?« sagte Erik und wandte ihr sein bleiches Gesicht zu. »Träume ich immer noch, oder bist du wirklich zum Moosberg gekommen, Gudruda?«
    »Ich bin durch den Schnee gekommen, Erik, um dein Haar zu scheren, das mit einer schwärenden Wunde verklebt war, denn in deinem Wahnsinn wolltest du nicht dulden, daß ein anderer es berührt.«
    »Du bist durch den Schnee gekommen – über den Schnee gekommen – um mich zu pflegen, Gudruda? Dann mußt du mich lieben.«
    Und er war so schwach, daß ihm beim Sprechen die Tränen die Wangen hinabliefen.
    Da küßte Gudruda ihn, und auch sie weinte. Sie legte ihr Gesicht neben das seine und bat ihn, endlich zur Ruhe zu kommen, da sie hier sei, um auf ihn zu achten.

 

    XXVIII
    WIE SWANHILD NACHRICHT VON ERIK BEKAM
    Nun kehrte Eriks Kraft zurück, und sein Herz öffnete sich im Glanz der Augen Gudrudas wie eine Blume im Sonnenschein. Den ganzen langen Tag saß sie an seiner Seite, hielt

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